Ring-Auftakt feiert Passau-Premiere
So funktioniert "Das Rheingold" in der Mehrzweckhalle + Video

17.05.2019 | Stand 19.09.2023, 6:04 Uhr

Angesichts des 78-Personen-Orchesters wirkt die Bühne mit den Rheintöchtern Alberich in der Dreiländerhalle Passau fast beschaulich. −Foto: rmr

Die Premiere in Landshut liegt drei Wochen zurück, diesen Donnerstagabend nun ist "Das Rheingold" in der Donau- und Nibelungenstadt Passau angekommen. 844 Besucher drängten zur Premiere in die Dreiländerhalle zum Auftakt der niederbayerischen Erstinszenierung von Richard Wagers "Ring des Nibelungen", im März 2020 geht es weiter mit "Die Walküre". Die Verhältnisse in Passau sind gänzlich andere als im Landshuter Theaterzelt, darum vor der zweiten und letzten Passauer Vorstellung heute ein Überblick: Wie gut funktioniert Wagner in der Mehrzweckhalle?

Das AmbienteWie zu Zeiten der Hochwassersanierung des Fürstbischöflichen Opernhauses am Inn erprobt: Die schmucklose Halle ist nie schöner, als wenn darin großes Musiktheater gespielt wird. Das Surren der Lüftung ist unschön, aber viel schöner als Atemnot.



Der KlangEbenerdig vor der Hallenbühne ist mehr Platz als im Graben des Interimszelts in Landshut, Generalmusikdirektor Basil Coleman spielt in Passau mit 78 Musikern. Umso auffälliger, dass die mit Aushilfen fast verdoppelte Niederbayerische Philharmonie auch auf besten Plätzen weniger druckvoll und präsent klingt als die kleinere Besetzung im Landshuter Zelt. Halle bleibt Halle, und ohne Akustikpanele an der Decke verflüchtigt sich zwangsläufig einiges vom Schalldruck.
Aus demselben Grund singen die Solisten mit kleinen Funkmikrofonen an der Wange, Theater-Schlagzeuger Achim Cichon fungiert als Tontechniker. Die Mikroports lassen Gesang und Text erheblich besser zur Geltung kommen als die Raummikros in Landshut. So kommt etwa Woglindes Liebesverzichtsmotiv in unkommod zu singender Mittellage über den Blechbläsern hier spielend durch. Kehrseite der Medaille: Der Gesang steht etwas künstlich im Vordergrund, anstelle eines stimm-sinfonischen Ganzen wird das Orchester tendenziell zur Nebensache – bei Wagner schon ein bisschen schade.

Der ErfolgDie Verkaufszahlen sind top, doch der Applaus bleibt nüchtern betrachtet zwar gebührend lang, aber überschaubar euphorisch. Ein Wagnertriumph wird diese Passau-Premiere nicht. Die Erwartungen sind deutlich größer als der Jubel. Der Nimbus und die das Werk sind auch größer als die Darbietung. Und doch ist die Darbietung deutlich größer als der reservierte Passauer Applaus.

•Zweite und letzte Vorstellung in Passau am 18. Mai 2019, 19.30 Uhr, Dreiländerhalle
•Restkarten zum Selbstdrucken: landestheater-niederbayern.de oder an der Abendkasse

Mehr zum Thema lesen Sie am 18. Mai im Feuilleton der Passauer Neuen Presse.