Weltcup in Lahti
Skispringer Geiger büßt das Gelbe Trikot ein

27.02.2022 | Stand 20.09.2023, 4:02 Uhr
Skispringer Karl Geiger kam in Lahti nicht über den fünften Platz hinaus. −Foto: Foto: Antti Yrjönen/Lehtikuva/dpa

Karl Geiger zuckte ratlos mit den Schultern, dann schlich Deutschlands bester Skispringer etwas enttäuscht aus dem Auslauf.

Der 29 Jahre alte Allgäuer hat im finnischen Lahti als Tagesfünfter wichtige Punkte im Kampf um den Sieg im Gesamtweltcup verloren und muss das Gelbe Trikot an seinen Dauerrivalen Ryoyu Kobayashi aus Japan abgeben. "Es ist ein bisschen ärgerlich", kommentierte Geiger den aus seiner Sicht eher ernüchternden Flugtag, relativierte aber: "Das war ein solider Wettkampf, das passt schon."

Kobayashi gewann punktgleich mit dem Norweger Halvor Egner Granerud und liegt nun in der wichtigen Wertung 43 Punkte vor Geiger, der in die finalen Saisonwochen als Jäger geht. "Lahti haben wir abgehakt. Jetzt geht es nach Lillehammer, dann geht es dort weiter", sagte Geiger.

Bundestrainer Stefan Horngacher erklärte: "Es war nicht optimal, der Wettkampf vom Karle. Wir müssen da noch mal eine genaue Analyse machen. Wir müssen uns aufs Skispringen fokussieren, nicht aufs Gelbe Trikot." Der Österreicher Stefan Kraft komplettierte als Dritter das Tagespodest. Markus Eisenbichler wurde diesmal Achter.

Platz drei im Teamspringen

Tags zuvor hatten Geiger, Eisenbichler, Severin Freund und Constantin Schmid im Teamspringen Rang drei belegt und damit die Leistung von den Winterspielen in Peking bestätigt. Nur Olympiasieger Österreich um den herausragenden Kraft und Slowenien waren wieder stärker.

Eisenbichler faszinierten in dem Wintersport-Traditionsort vor allem die Atmosphäre und die vollen Ränge. "Das freut mich mega, dass so viele Leute da sind und wieder Stimmung da ist. Das ist schön", sagte der 30-Jährige. Die bisherigen Saisonhöhepunkte Vierschanzentournee (keine Zuschauer) und Olympia (kaum Zuschauer) hatten deutlich weniger Stimmung zu bieten.

Partystimmung in Lahti

Teilweise war Eisenbichler am ARD-Mikrofon nur schwer zu verstehen, weil der Partysong "Who Let The Dogs Out" im Hintergrund so laut aus den Boxen dröhnte. Weil der Skiclub in Lahti Jubiläum feierte, sprang selbst der 44 Jahre alte Lokalmatador Janne Ahonen noch einmal von der Schanze. Mit reichlich Anlauf flog Ahonen fast so weit wie die Topathleten. Die Zuschauer jubelten begeistert, fünf Kampfrichter zeigten direkt im Auslauf die symbolische Höchstnote von 20,0.

Nach den teilweise euphorischen Bildern von Lahti dürfte es für den Weltverband Fis in den kommenden Tagen auch wieder ernster und komplizierter werden. Nach Russlands Invasion in die Ukraine will Norwegen als Gastgeber der bevorstehenden Raw-Air-Tour und der Skiflug-WM in Vikersund keine russischen Sportler zulassen. Die Fis vertritt derzeit den Standpunkt, die Athleten unter Fis-Flagge und im Siegesfall mit Fis-Hymne teilnehmen zu lassen.

"Sie sind ein Teil unserer Familie. Sie sind Leute, die ein ganzes Jahr mit den anderen Athleten leben. Wir wollen gerne die Athleten unterstützen", sagte Sandro Pertile als Skisprung-Rennleiter. Er betonte, dass allein die Fis und kein nationaler Verband für den internationalen Wettbewerb verantwortlich sei.

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