Kurt Schneider (Name von der Redaktion geändert) sitzt an seinem kleinen Esszimmertisch. Fast direkt nebenan steht ein Kühlschrank. Darin: Unter anderem Bier. Doch Kurt Schneider nimmt das Bier nicht heraus. Er hat seit fast 30 Jahren keinen Alkohol mehr angerührt. Das gekühlte Bier darf nur sein erwachsener Sohn trinken, der mit ihm im Haus wohnt.
Kurt Schneider ist trockener Alkoholiker. Er hat es geschafft, seine Sucht zu überwinden und ist stolz darauf. "Ich habe seit 1991 keinen Tropfen Alkohol mehr getrunken. Und es geht mir nicht ab", sagt Schneider. Früher war das ganz anders. Da hat der heute 61-Jährige regelmäßig einen Kasten Bier getrunken – pro Tag.
Ausgelöst hat seine Alkoholsucht ein Schicksalsschlag. 1989 starb seine geliebte Frau Roswitha und Kurt Schneider war plötzlich Witwer und alleinerziehender Vater. Mit 31 Jahren. "Ich habe versucht, die Trauer mit Alkohol zu ertränken", erinnert sich der Mann aus Riedlhütte. Von Tag zu Tag habe er immer mehr getrunken, in Spitzenzeiten waren es eben 20 Halbe pro Tag. Ein Jahr lang ging das so.
Er trank vor allem daheim, eher selten in der Öffentlichkeit. Trotzdem habe in seiner Nachbarschaft jeder mitbekommen, dass er Alkoholiker ist. "Wenn man in einem kleinen Ort täglich in der Tankstelle oder im Supermarkt einen Kasten Bier kauft, fällt das natürlich auf. Gesagt hat aber niemand was", erinnert sich Schneider.
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