Bad Reichenhall
Sieben Millionen Euro Verlust: Kliniken hoffen auf Bund

23.08.2020 | Stand 19.09.2023, 23:46 Uhr

Auch in Corona-Zeiten steht das Reichenhaller Krankenhaus Patienten offen. Die Kliniken appellieren, akute oder anhaltende Beschwerden unbedingt abklären zu lassen. −Foto: C. Anton

Deutlich höhere Ausgaben und fehlende Einnahmen haben den Kliniken Südostbayern in drei Monaten seit dem Corona-Lockdown einen Verlust von rund sieben Millionen Euro beschert. Das geht aus einer Pressemitteilung der Kliniken hervor. In Teilen werde das unerwartete Defizit durch Ausgleichszahlungen des Staates aufgefangen, heißt es weiter. Der Vorstandsvorsitzende der Kliniken Südostbayern AG, Dr. Uwe Gretscher, hoffe, dass nicht die Landkreise Traunstein und Berchtesgadener Land als Träger des Klinikverbundes belastet werden, sondern dass sich der Bund weiterhin in der Pflicht sieht.

Für den weiteren Umgang mit der Pandemie "wünschen wir uns von der Gesellschaft grundsätzliches Verständnis und Unterstützung, und dies nicht nur kurzfristig", so der Mediziner und studierte Betriebswirt Gretscher.

Die einen vergessen über Sonne und Sommer das Virus fast, andere trauen sich aus Furcht vor einer Ansteckung mit Covid-19 nicht zu Gesundheitsuntersuchungen und Behandlungen, so die Kliniken in ihrer Aussendung. Gretscher appelliert an den vorsichtigeren Teil der Menschen, ihre akuten oder auch anhaltenden Beschwerden unbedingt abklären zu lassen: "Jeder, der in irgendeiner Form medizinische Hilfe braucht, sollte und kann aufgrund der geltenden umfassenden Hygiene- und Schutzmaßnahmen ruhigen Gewissens einen Arzt oder eine unserer Kliniken aufsuchen."

Die mit der Corona-Pandemie zusammenhängende Zurückhaltung der Patienten bei ihrer gesundheitlichen Versorgung spüren Praxen und Krankenhäuser deutschlandweit. Sie sei menschlich ebenso verständlich wie auf der anderen Seite der Wunsch nach Reisen und Nähe, finden die Kliniken Südostbayern. Doch längst nicht jede Erkrankung vertrage einen Aufschub ihrer Behandlung. Wer Hilfe benötige, der bekomme sie "selbstverständlich immer". Die Kliniken Südostbayern seien "während der vollständigen Zeit des Lockdowns in der Notfallversorgung umfassend aktiv und betriebsfähig" gewesen, betont Dr. Uwe Gretscher. "Lediglich die planbaren und verschiebbaren ambulanten und stationären Eingriffe wurden verschoben oder vorübergehend abgesagt."

Ruhpolding startet nach den Schulferien wiederUnmittelbar nach Abebben der akuten Phase Ende April und mit den ersten Lockerungen sei umgehend begonnen worden, das Angebot unter Beachtung der notwendigen Bettenreserven für Covid-19-Patienten und unter Berücksichtigung der entsprechenden Hygienekonzepte zunächst für den stationären und sodann auch für den ambulanten Betrieb wieder hochzufahren. Diese Rückkehr in eine "der Pandemie-Situation angepasste neue Form des Regelbetriebs" sei wegen des großen Aufwands für Schutz und Sicherheit der Patienten schrittweise erfolgt. Beim Aufarbeiten aufgeschobener Eingriffe war die Dringlichkeit das Maß, onkologische oder kardiologische Eingriffe hatten oberste Priorität. Um sie zu schützen, "kamen zuletzt die Angebote für unsere älteren und besonders sensiblen Mitbürger dazu", erklärt Dr. Gretscher.

"Nach wie vor sind nicht alle Angebote und Einrichtungen voll in Betrieb, so startet die Kreisklinik Ruhpolding die Versorgung wieder in den Wochen nach Ende der Schulferien." Ein Dreiklang aus Test-, Isolations- und Schutzmaßnahmen bedeute für die Patienten maximale Sicherheit, erfordere für die Kliniken Südostbayern aber nicht unerheblichen personellen und räumlichen Aufwand. Alle Patienten werden bei geplanten Aufnahmen vorab oder bei ihrer akuten Aufnahme mittels eines Abstrichs auf Covid-19 getestet und bis zum Vorliegen des Ergebnisses in einem Einbettzimmer untergebracht. "Bestätigte und hochgradige Verdachtsfälle versorgen wir in besonderen, abgetrennten Isolationsbereichen, so vermeiden wir eine Durchmischung von Patienten", betont der Vorstandsvorsitzende.

Auch wenn die Kliniken Südostbayern ausgeklügelte Hygienekonzepte entwickelt haben, im Krankenhaus sollte jeder Patient und Besucher berücksichtigen, dass "die klassischen Hygieneregeln, Abstand halten und Mundschutz tragen weiterhin die Gebote der Stunde sind", so Gretscher. Für aller Voraussicht nach nicht ausbleibende weitere kleinere oder größere Pandemiewellen sieht er den Klinikverbund bestens gerüstet. "Wir haben viele Prozesse und Bereiche unserer klinischen Versorgung angepasst, strukturell haben wir kein Problem."

Extrem anstrengende Zeit für das PersonalSorgen macht sich der Chef von rund 4000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hingegen um die Belastung des Personals. Hinter ihm liegt mit dem Hoch der ersten Pandemiewelle eine extrem anstrengende Zeit. "Irgendwann brauchen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Regelbetrieb und Ruhe", sagt der Vorstandsvorsitzende. Zugleich gehe er aber fest davon aus, dass auch erneute Fallzahlen gestemmt würden. Seine Hoffnung ist ein geordneterer und damit für die Mitarbeiter als regelhafter empfundener Ablauf einer zweiten Infektionswelle. Und trotz weltweit noch immer nicht unbegrenzt zur Verfügung stehender Schutzmaterialien sind die Kliniken Südostbayern-Lager mit entsprechenden Vorräten für mehrere Wochen gefüllt.

"Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter machen auch außerhalb der Pandemie einen hervorragenden Job", hebt Dr. Gretscher abschließend hervor.

− red