"Sie war ein richtiges Lausmädel"

Mit 75 Jahren spielt Uschi Glas heute in einer ARD-Seniorenkomödie an der Seite von Hannelore Elsner

08.06.2019 | Stand 20.09.2023, 23:18 Uhr
Cornelia Wystrichowski

Ein letzter gemeinsamer Dreh in Landshut: Hannelore Elsner (l.) und Uschi Glas eröffnen im ARD-Film "Club der einsamen Herzen" mit Jutta Speidel ein Tanzcafé. −Foto: ARD Degeto/Laurent Trümper

München. Am 2. März feierte sie ihren 75. Geburtstag, heute ist Uschi Glas in der Seniorenkomödie "Club der einsamen Herzen" in der ARD zu sehen. Uschi Glas kam 1944 in Landau an der Isar zur Welt. Sie arbeitete zunächst als Sekretärin, ehe sie für die Leinwand entdeckt wurde und in einem Edgar-Wallace-Film ihr Debüt gab. Heute lebt sie mit ihrem zweiten Ehemann in München, sie hat drei erwachsene Kinder aus erster Ehe. Der Film heute Abend, den die Autorin und Regisseurin Christine Hartmann in Landshut angesiedelt und gedreht hat, ist etwas ganz Besonderes: Die Figur der Ex-Schlagersängerin Kiki ist eine der letzten Rollen von Hannelore Elsner, die im April mit 76 Jahren einem Krebsleiden erlag. Uschi Glas, Hannelore Elsner und Jutta Speidel spielen ein Trio, das in der Flower-Power-Ära seine große Zeit hatte und im Alter ein Tanzcafé gründen, um wieder Spaß am Leben zu haben.

Bei den "Lümmelfilmen" lernten sie sich kennen Frau Glas, in "Club der einsamen Herzen" sind Sie mit Jutta Speidel an der Seite von Hannelore Elsner zu sehen. Es ist einer der letzten Filme von Frau Elsner…
Uschi Glas: Es geht um drei frühere Freundinnen, die sich aus den Augen verloren haben, aber dann wieder zusammenfinden. Als die Regisseurin und Autorin Christine Hartmann mich fragte, ob ich Lust hätte, mit Hannelore zu drehen, fand ich das wahnsinnig toll, denn ich hatte seit Jahrzehnten nicht mehr mit ihr gearbeitet.

Sie sagen nicht Frau Elsner, sondern Hannelore. Standen Sie sich sehr nahe?
Glas: Ja, die Hannelore und ich haben vor 50 Jahren bei den "Lümmelfilmen" zusammen gedreht. Seitdem haben wir zwar nicht mehr miteinander vor der Kamera gestanden, aber wir haben uns oft gesehen. Als sie noch in München gelebt hat, haben wir uns regelmäßig getroffen, ich hatte damals eine Art Jour fixe, da habe ich Kolleginnen eingeladen, und die Hannelore war auch immer dabei. Als sie nach Frankfurt gezogen ist, haben wir uns dort gesehen. Ich habe sie immer als eine herausragende und tolle Frau mit einem guten Humor erlebt. Sie hatte so ein entzückendes Lachen und war so offen, ein richtiges Lausmädel. Ein lebendiger, gescheiter und inspirierender Mensch – es ist so traurig, dass sie nicht mehr da ist.

Wussten Sie von Ihrer Krankheit?Glas: Nein, ich habe genauso wenig davon geahnt wie alle anderen. Ich bin total erschüttert gewesen, also ich von ihrem Tod erfahren habe.

Hat man bei den Dreharbeiten nichts gemerkt?
Glas: Nein, gar nichts. Ich habe in einer Illustrierten gelesen, dass sie das so wollte. So eine tapfere Frau. Ich bin mir sicher, dass sie das richtig gemacht hat. Welches Recht hat denn die Öffentlichkeit oder irgendjemand, an deinem Schicksal teilzunehmen? Und was hat man davon, wenn man jemandem seinen Kummer erzählt? Dann schauen einen alle mit traurigen Augen an. Vielleicht hatte sie auch Angst, dass es heißt: Wenn sie so krank ist, engagieren wir sie lieber nicht.

Wie war Frau Elsner als Kollegin?Glas: Sie war eine unglaublich engagierte, tolle Kollegin. Wir haben bei den Dreharbeiten darüber geredet, dass wir jetzt hoffentlich wieder öfter miteinander drehen können, wir hätten zum Beispiel zwei verrückte Schwestern spielen können, wir stammen ja beide aus Niederbayern. Aber jetzt ist es anders gekommen.

In dem Film geht es darum, wie man glücklich älter wird. Was ist Ihr Rezept dafür?
Glas: Mein Rezept ist, dass man aktiv bleibt. Man muss sein eigenes Leben mit einer Aufgabe interessant gestalten. Meine größte Aufgabe neben meinem Beruf ist der Verein Brotzeit, wo wir Kinder mit dem täglichen Frühstück versorgen. Das macht viel Arbeit, aber auch viel Freude. Ich finde die Vorstellung furchtbar, nichts zu tun zu haben und mein Gehirn nicht gebrauchen zu müssen. Ich möchte so lange arbeiten, wie ich kann.

Jetzt waren Sie gerade auf dem "Traumschiff" – es ist Ihr zweiter Auftritt in der Reihe nach 1986. Was hat Sie an Bord gelockt?
Glas: Ich habe schon andere "Traumschiffe" angeboten bekommen, aber da hat mir die Story nicht gefallen. Es ist was Schönes, wenn man auch Rollen ablehnen kann und nicht auf Biegen und Brechen drehen muss, auch wenn es einem nicht gefällt. Diesmal hat mir die Story gefallen, aber leider darf ich über die Rolle nichts verraten. Joko Winterscheidt war auch an Bord. Ein ganz netter Kollege, sehr höflich, ich war positiv überrascht. Es war richtig nett, den kennenzulernen.

"Den Florian kenne ich natürlich, ich mag ihn sehr" Es ist die Jungfernfahrt von Florian Silbereisen als Kapitän …
Glas: Den Florian kenne ich natürlich, er ist aus Passau, ich aus Landau. Ich mag ihn sehr, er ist ein ganz natürlicher unkomplizierter junger Mann, der sein Ding macht. Er ist einfach ein Profi und auch easygoing, ich kann nur das Beste von ihm sagen. Ich glaube, er wird auf jeden Fall ein guter Kapitän werden.

Was sagen Sie dazu, dass es im Vorfeld so viel Kritik daran gab, dass er die Rolle als "Traumschiff"-Kapitän bekommen hat?
Glas: Ich finde solche Vorurteile blödsinnig. Man muss ihn doch erst mal machen lassen und kann jemandem nicht im Voraus unterstellen, dass er etwas nicht kann. So eine Vorverurteilung mag ich nicht.Cornelia Wystrichowski"Club der einsamen Herzen" Samstag, 8.6., 20.15 Uhr, ARD