Hutthurm
"Sich nicht das Klopapier wegkaufen"

Kabarettist Martin Frank ruft zum Zusammenhalt auf und nutzt die Zeit kreativ

04.04.2020 | Stand 21.09.2023, 6:55 Uhr

Zwangspause heißt es derzeit auch für den Kabarettisten Martin Frank. Er ist daheim in Hutthurm, hilft seinem Bruder beim Holzmachen – und schreibt an seinem neuen Programm. −Foto: Luis Zeno Kuhn

Fast jeden Abend hat er zuletzt sein Programm vor Publikum gespielt, in meist ausverkauften Häusern – nun hat das Coronavirus auch seinen Plänen einen Strich durch die Rechnung gemacht: Kabarettist Martin Frank ist erstmal wieder daheim auf dem elterlichen Bauernhof in Hutthurm. Und wartet ab, wie wir alle. Im Interview mit der PNP findet er auch nachdenkliche Worte für diese seltsame Zeit – und erzählt, wie er die Zwangspause kreativ nutzt.

Machst du im Moment eigentlich auch Homeoffice?
Frank: Ja. Also eigentlich arbeite ich immer im Homeoffice. Ich schreibe meine Texte meistens daheim oder im Zug, je nachdem, wo mir gerade was einfällt. Von daher ist das nichts Neues für mich. Meine Comedyeinspieler für Antenne Bayern muss ich jetzt allerdings auch von zu Hause aus machen, da bin ich bisher immer nach Ismaning ins Studio gefahren. Abgesehen von meinen Auftritten, ist das das Einzige, was sich verändert hat.

Wie viele deiner Aufritte sind abgesagt worden, wann soll es wieder weitergehen?
Frank: Also, aktuell sind es 35 abgesagte Termine. Tendenz aber noch steigend. Die meisten Termine sind bisher verschoben, zum Teil sogar schon zum zweiten Mal. Wann es weitergeht, weiß leider noch niemand so genau. Aber da sind wir ja nicht die Einzigen. Die ganze Gastronomie, Friseure etc., die wissen alle nicht, wann es weitergeht. Nicht einmal die Politik weiß, wann es weitergeht. Woher denn auch? Diese Situation war noch nie da. Ich muss ehrlich gestehen, manchmal nerven mich die Fragen von Journalisten an Politiker, die einen Schuldigen suchen oder nach vergangenen Fehlern im System suchen. Das kann man gerne alles im Nachhinein klären, aber jetzt finde ich diese Fragerei fehl am Platz. Wir müssen jetzt in die Zukunft schauen und versuchen, das Ganze in den Griff zu bekommen – und nicht unsere Kraft und Nerven in Fragen der Vergangenheit verschwenden.

Wie erlebst du die Situation, erlebst du sie als bedrohlich oder freust du dich vielleicht sogar über eine kleine Verschnaufpause?
Frank: Gemischt. Ich habe schon manchmal schlaflose Nächte, wenn ich die laufenden Kosten sehe und nicht weiß, wann es mit einem geregelten Einkommen – was bei Künstlern ja sowieso ein großer Begriff ist – weitergeht. Und ich finde es befremdlich, wenn ich in einen Supermarkt gehe und die Leute einen großen Abstand nehmen. Aber da geht es jetzt nicht um die eigenen Befindlichkeiten, sondern wir müssen halt zusammenhalten. Darunter verstehe ich auch, sich nicht gegenseitig das Klopapier wegzukaufen. Manche leben scheinbar nach dem Motto: Scheiß auf die Lage meiner Mitmenschen, Hauptsache mein eigener Arsch hat drei!

− san



Das ganze Interview lesen Sie in Ihrer Ausgabe der Passauer Neuen Presse vom 4. April 2020 im Lokalteil Passau.