Passau
Seniorenheim Mariahilf schließt bis Ende 2024

15.10.2020 | Stand 21.09.2023, 6:14 Uhr

In vier Jahren ist Schluss: Eine Renovierung des Seniorenheims kann die Caritas nicht stemmen. −Foto: Gallbronner

Nur drei Tage nach der Nachricht, dass das städtische Pflegeheim St. Johann-Spital-Stift abgerissen wird, wurde gestern bekannt, dass eine weitere Einrichtung bald der Vergangenheit angehören wird. Wie die Caritas mitteilt, wird die Senioren- und Pflegeeinrichtung Mariahilf bis 31. Dezember 2024 schrittweise geschlossen. Dies habe der Caritasverband für die Diözese Passau e.V. entschieden.

Die Begründung deckt sich fast vollständig mit jener, welche die Stadt für den Abriss des Johannisspitals gab: Die beiden Gebäude von Mariahilf, die 1967 bzw. 1984 errichtet wurden, seien stark baufällig, die damit einhergehenden Erschwernisse in der Pflege seien nicht mehr tragbar, eine Renovierung wäre "hoch unwirtschaftlich", heißt es in der Caritas-Pressemitteilung.

"Das Gebäude ist sichtbar und spürbar in die Jahre gekommen", sagt Michael Endres, Diözesan-Caritasdirektor und Vorstand des Caritasverbandes für die Diözese Passau e.V., "der bauliche Zustand und die Struktur des Gebäudes sind mit unserem Anspruch an eine gute, professionelle Pflege in angenehmen und modernen Räumlichkeiten nicht mehr vereinbar. Daher können und wollen wir dieses Gebäude den Bewohner/innen dauerhaft nicht mehr zumuten."

Auch den Mitarbeitern und der Leitung der Caritas-Einrichtung habe der Zustand des Gebäudes die pflegerische Arbeit erschwert. Michael Endres: "Eine wertschätzende Pflege, wie wir sie als Anspruch an uns selbst haben, ist hier nur mit zusätzlichen Belastungen und Zeitressourcen umsetzbar. Diese Zeit fehlt dann in der Pflege."

Der Entscheidung sei laut Endres weder leichtfertig noch übereilt gefällt worden, wie er im Gespräch mit der PNP betonte: "Entschieden wurde das faktisch Ende Juli. Das geschah natürlich nicht an einem Tag, sondern in einem längeren Prozess von eineinhalb Jahren." Lange habe die Caritas damit gerechnet, dass eine Mindestsanierung durchgeführt wird, "aber wir mussten natürlich auch erwägen, was passiert, wenn diese nicht Realität werden sollte".

Letzteres ist nun eingetreten. "Wir haben wirklich eineinhalb Jahre versucht, eine Sanierung möglich zu machen, und alles geprüft, aber wir mussten einsehen, dass das unsere finanziellen Möglichkeiten sprengen würde", sagt Endres. Auch ein Neubau sei nicht stemmbar. "Das ist natürlich keine leichte Entscheidung für uns und mich persönlich. Ich bedaure sehr, dass wir sie so treffen mussten. Aber wir würden damit den gesamten Verband in Schwierigkeiten bringen."

Der Caritasverband habe geprüft, wie viel Generalsanierung oder Neubau gekostet hätten und sei laut Endres zu dem Ergebnis gekommen: "Das wäre eher ein Fass ohne Boden als eine tragfähige Lösung für die Zukunft."

Eine erste "Mindest-Modernisierung" nach dem Pflege- und Wohnqualitätsgesetz hätte laut Caritas nach Stand 2019 rund 12,1 Millionen Euro gekostet, in den Folgejahren wären weitere umfängliche Neubauten oder Sanierungen hinzugekommen. Allein die Mindestsanierung hätte laut Pressemitteilung dem Caritasverband "erhebliche Defizite im Millionenbereich" eingebracht: "Für die nächsten 20 Jahre würde da insgesamt ein Defizit von rund 10 Millionen Euro auflaufen. Um auch nur die Mindest-Modernisierung finanzieren zu können, hätten die Invest-Beträge der Bewohner von derzeit 11,59 Euro auf mindestens 20 bis 25 Euro ansteigen müssen – "eine erkennbar unzumutbare Belastung", sagt Endres.

Im Übrigen zahle der Caritasverband für die Diözese Passau über die Schließung der Caritas-Senioren- und Pflegeeinrichtung Mariahilf Ende 2024 hinaus noch Jahrzehnte für finanzielle Altlasten der Umbaumaßnahmen von 2010.

Die Schließung des Seniorenheims Mariahilf werde nun schrittweise erfolgen, bis zum 31. Dezember 2024 soll sie abgeschlossen sein. Dazu Endres: "Dieser lange Vorlauf gibt uns die Möglichkeit, die Entscheidung frühzeitig zu kommunizieren und die Anliegen der Bewohner und unserer Mitarbeiter flexibel und einvernehmlich zu lösen. Wir nehmen uns ganz bewusst vier Jahre Zeit dafür."

Somit sei gewährleistet, dass alle derzeit 109 Bewohner neue Unterbringungen für die nächsten Jahre finden können und dass jeder der aktuell 106 Mitarbeiter der Caritas-Senioren- und Pflegeeinrichtung Mariahilf auch weiterhin beim Caritasverband beschäftigt wird. "Frühzeitig führen wir dazu das Gespräch mit den Bewohnern, den Angehörigen und den gesetzlichen Betreuern, der Mitarbeitervertretung und den Mitarbeitern", so Michael Endres.

Ein Aufnahmestopp für Mariahilf werde zudem vorerst nicht verhängt, verspricht Endres: "Ob wir noch Bewohner aufnehmen, hängt vom Einzelfall an. Aber den Leuten muss klar sein, dass in vier Jahren Schluss ist."

Einen Engpass in der Altenbetreuung befürchtet Endres aufgrund der Schließung zweier Einrichtungen nicht: "Es ist natürlich nicht leicht. Aber andererseits haben die Einrichtungen immer wieder Lücken und freie Plätze."

Die Leitung des Hauses will in den kommenden Monaten ein Konzept erstellen, wie Schritt für Schritt Gebäudeteile angepasst und die Plätze und Mitarbeiterzahl im bestehenden Gebäude nach und nach verändert werden können.

Das Bistum und der Caritasverband erwägen nun, die bestehenden Gebäude und das Areal als Wohnraum für Familien, Senioren oder auch Studenten nutzbar zu machen. Ein Konzept dazu werde noch entwickelt.