Südostbayern
"Schleichender Wirtshaustod" in der Region - doch es gibt Hoffnung

15.07.2018 | Stand 20.09.2023, 1:41 Uhr

Mehr als 3000 Gastronomiebetriebe haben seit der Jahrtausendwende in Bayern zugemacht. Auch das Gasthaus "Zum Wirt’s Edl" in Schambach (Landkreis Passau) hat die Stühle hochgestellt. − Foto: Jörg Schlegel

Das alte Wirtshaus am Dorfplatz steht leer, die Gaststätte in der Innenstadt muss schließen: Das Wirtshaussterben ist seit Jahren Thema in den Gemeinden - auch in Südostbayern. Während ein Traditionshaus im niederbayerischen Schambach zusperren muss, zeigt ein Haus im oberbayerischen Asten, wie die Tradition weiterleben kann.

"Mir stinkt’s, dass da zu ist." Diesen Satz sagt Eduard Braun. Der 75-Jährige hat einst das Gasthaus "Zum Wirt’s Edl" in Schambach im Landkreis Passau geführt. Vor gut zwei Jahren musste er endgültig zusperren. Er klingt resigniert. An seinem Restaurant kann es nicht gelegen haben, ist er sich sicher: "Alles, was Rang und Namen hat, war da." Er gerät ins Schwärmen, wenn er erzählt. Die Besucher kamen von den Golfplätzen in Bad Griesbach, das Foto von Franz Beckenbauer hängt noch an der Wand. Kurgäste aus Bad Füssing waren da, auch vom Ordinariat in Passau kam öfter jemand vorbei.

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Und etwa die Hälfte der Gäste waren Einheimische, teils alte Freunde, die sich schon seit Jahrzehnten zum Stammtisch beim Edl trafen. Biergarten, eine alte Holzkegelbahn, das ganze Haus voll mit Antiquitäten, an den Wänden Steinkrüge und Geweihe. Es diente sogar als Kulisse für mehrere Filme, zuletzt im Frühjahr 2014 für die Fernsehproduktion "Storno – todsicher versichert" mit Axel Stein, Max Riemelt und Amelie Kiefer. Trotzdem ist jetzt zu.

In 500 Gemeinden bayernweit gibt es kein Wirtshaus mehr

Das traditionelle Gastgewerbe in Bayern steckt in einer Krise. Laut dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) Bayern haben seit der Jahrtausendwende mehr als 3000 Gastronomiebetriebe im Freistaat die Stühle für immer nach oben gestellt, in mehr als 500 Gemeinden gibt es gar kein Wirtshaus mehr. Für Angela Inselkammer, die Präsidentin von Dehoga Bayern, ist das bayerische Wirtshaus das "weltliche Pendant zur Kirche": eine Säule der bayerischen Identität, ein unersetzlicher sozialer Treffpunkt. Es sei höchste Zeit, gegen den schleichenden Wirtshaustod vorzugehen.

Die Dorfwirtschaft in Asten im Landkreis Traunstein macht Hoffnung

Initiativen von Gemeinden und Ehrenamtlichen gibt es viele, die häufig auch von Erfolg gekrönt sind. Paradebeispiel ist die Dorfwirtschaft in Asten im Landkreis Traunstein. In der ehemaligen Gemeinde, die heute zur Stadt Tittmoning gehört, leben nur wenig mehr als 500 Einwohner. Und trotzdem – oder gerade deswegen – brummt die Dorfwirtschaft mit dem traumhaften Biergarten mit Blick aufs Alpenpanorama. Engagierte Bürger aus Asten und den Nachbardörfern haben vor sechs Jahren eine Genossenschaft auf die Beine gestellt, um das Zentrum ihres Dorfs zu erhalten. "Das Leben spiegelt sich im Wirtshaus wider, von der Taufe bis zur Beerdigung", sagt der Vorsitzende Albert Schauer.

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