Bischofsmais
Sagen und Mythen rund um St. Hermann

10.08.2021 | Stand 10.08.2021, 10:13 Uhr

Franz Hollmayr (von links) , Hermann und Ingrid Hupf und Jakob Wünsch freuten sich über den gelungenen Abend. −Foto: S. Stündler

"Das Schaudern ist der Menschheit bester Teil." Idyllisch am Waldesrand gelegen, umgeben von Kapellen und einem Brunnen – dem sogar eine heilende Wirkung nachgesagt wird – liegt die Wallfahrtskirche St. Hermann, diesmal Schauplatz eines mystischen Spektakels der besonderen Art. Vor zahlreich besetzten Plätzen wurden die Zuhörer vom bekannten Mythenforscher Jakob Wünsch aus Deggendorf in eine sagenumwobene Gedankenreise über Teufel und Heilige entführt.

Einfühlsam und musikalisch gekonnt begleitet wurden die Besucher bei dieser Lesung von dem begabten Musikerehepaar Ingrid und Hermann Hupf aus Bischofsmais auf der Harfe, der Gitarre, der Trompete, dem Akkordeon, der Steirischen Harmonika und mit Gesang. Wie so oft im diesjährigen Sommer hatte der Wettergott wieder einmal kein verlässliches Erbarmen und deswegen musste die Veranstaltung des Kulturvereins Bischofsmais mit dem Vorsitzendem Franz Hollmayr in die Kirche verlegt werden.

Der Stimmung an diesem Abend tat diese Planänderung jedoch keinerlei Abbruch und es freute sich wohl auch der Herrgott, denn rechtzeitig zum Beginn blitzten dann sogar doch noch einige Sonnenstrahlen durch die Wolken auf das nur kurz zuvor stark verregnete Kirchendach.
Zu Beginn des Abends wurden Diakon Albert Achatz, einige Mitglieder des Kulturausschusses und alle Anwesenden von Franz Hollmayr herzlich willkommen geheißen. Das St. Hermann-Programm umfasst zahlreiche Texte von Jakob Wünsch und Eigenkompositionen von Ingrid und Hermann Hupf. Wünsch wies darauf hin, dass der Text u.a. auch ein paar wenige Zitat-Zeilen z.B. von Johann Wolfgang von Goethe, Siegfried von Vegesack oder Max Peinkofer enthalte. "Die Wallfahrtstradition – sie kann beginnen" – Mit diesen Worten startete die musikalische und literarische Reise in die unbekannte und mystische Welt der Sagen und Mythen.

Dem Schauplatz zu Ehren brillierte anschließend Hermann Hupf auf der Trompete mit dem Sankt-Hermann-Lied. In den Bann gezogen wurden die Zuschauer von zahlreichen nachfolgenden Geschichten rund um die Gegend von Sankt-Hermann von unnachahmlichen Wünsch. Die "Saulochschlucht", die "Josefsbuche", "Weißenstein", das "Brechhaus" in Fahrnbach und der quasi vor der Tür gelegene Teufelstisch, namensgebend ist eine skurrile Steinformation, von dem der Teufel höchstpersönlich vom Glockenläuten vertrieben worden sei, fanden dabei Platz und sorgten für eine gruslige Atmosphäre im Kirchengebäude.

Gemäß dem Titel der Veranstaltung fanden natürlich auch Mythen um Heilige, wie z.B. dem heiligen Hermann oder Jakob, Namenspatron der Pfarrkirche in Bischofsmais ihren wohlverdienten Platz im Repertoire. Im Verlauf des gut einstündigen Programms wurde das aufmerksam zuhorchende Publikum immer wieder von zu den jeweiligen Texten passenden Musikstücken, wie z.B. "Auf der Teufelsmauer" oder "Tanz der Ritter" mitgerissen.
Mit einem mulmigen Gefühl im Magen und einer Sage zur "Todtenau" im Hinterkopf wird wohl der ein oder andere dieses unter Naturschutz stehende Moor in Zukunft betreten. "Oh schaurig ists übers Moor zu gehen" – Düstere aber passende Worte einer Sage von der "Toten Au". Ein immer dunkler werdender Himmel durch die Kirchenfenster sorgte für die nötige Stimmung. "Zwischen der Rusel und Kirchberg im Wald liegt unweit Dösingerried in einsamer Gegend die verrufene Tote Au, ein über hundert Tagwerk großes Hochmoor, unwirtlich, unheimlich, völlig versumpft und, wie man sagt, giftige Luft ausströmend" – So stehe es noch 1975 im Bayerwald-Boten geschrieben – sei schon immer Schauplatz vielen finsterer Sagen und Geschichten. Vor fünfhundert Jahren hin und wieder habe man in der Todtenau oder "Verbotenes Holz" Musik gehört und Tänzer gesehen, wer die stelle betrete, gehe unter wie einst die Stadt.
Abgerundet wurde der äußerst interessante und lehrreiche Abend mit der christlichen Legende um St. Hermann. Ihr gesangliches Bühnentalent stellte dabei Ingrid Hupf unter Beweis und bescherte beim St. Herrmann- Lied Gänsehautmomente, virtuos begleitet von Ehemann Hermann Hupf. Nach tosendem Applaus und zeitlich passend gab es auch eine Zugabe "Über die Hirmonkirwa" für die begeisterten Klatscher.

Das letzte Wort hatte Max Peinkofer. "Ja, die Hirmonskirwa! Ohne sie möchten sich unsere Leut Leben und Welt gar nicht vorstellen" – wahre Worte und ein kleiner Ausblick auf die weit über Bischofsmais hinaus bekannte "Hirmonskirwa". "Awengal gscheida" und gut unterhalten verließen die Besucher nach den Dankesworten und der Verabschiedung durch Franz Hollmayr die Wallfahrtsstätte St. Herrmann.

− sts