Kulturpolitik
Roth: "Wirklich sehr viel Reformbedarf" bei Festspielen

31.08.2022 | Stand 31.08.2022, 13:41 Uhr

−Foto: Daniel Löb/dpa/Archivbild

Kulturstaatsministerin Claudia Roth sieht die Wagner-Festspiele in Bayreuth vor großen Herausforderungen. "Es gibt auf dem Grünen Hügel wirklich sehr viel Reformbedarf", sagte die Grünen-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Es müsse junges Publikum gewonnen werden, die Strukturen müssten vereinfacht werden. "Generell geht es darum, die Rahmenbedingungen für künstlerisch attraktive Inszenierungen zu schaffen."

Roth sieht dies vor allem auch als Aufgaben der Festspielleitung. "Diese Herausforderungen stehen im Fokus, wenn wir uns im Kreis der Gesellschafter über die Leitung der Festspiele verständigen", sagte sie. Zwischen den Gesellschaftern von Bund, Land, Stadt und der Gesellschaft der Freunde von Bayreuth sowie Festspielleiterin Katharina Wagner sei ein Verfahren vereinbart, "das rechtzeitig allen Seiten Klarheit bringt".

Der Vertrag mit der Urenkelin von Richard Wagner läuft bis 2025. Für Roth muss die Leitung der Festspiele nicht - wie bisher stets - bei einem Mitglied der Familie liegen. "Es gibt hier keine rituelle Pflicht", sagte Roth. "Die Bayreuther Festspiele sind international eines der wichtigsten Opernfestivals überhaupt." Die Leitung des geschichtsträchtigen Festivals sei nicht nur eine große Ehre, sondern auch eine große Herausforderung. Roth sieht die Festspiele "wie andere Kultureinrichtungen auch vor der großen Aufgabe, ihre Zukunftsfähigkeit aktiv zu gestalten".

Die Kulturstaatsministerin, die sich in diesem Jahr die Premiere von "Tristan und Isolde" in Bayreuth angesehen hat, schätzt die musikalische Qualität der Festspiele als sehr hoch ein. Bayreuth schaffe es auch immer wieder, bei der Regie neue Meilensteine in der Wagner-Rezeption zu setzen. Hier sieht sie die Festspielspitze gefordert. "Auch wenn die Bewertung der künstlerischen Qualität stark vom persönlichen Empfinden einer jeden Besucherin und eines jeden Besuchers geprägt ist, so ist es Aufgabe der Festspielleitung und der Gesellschafter, die Rahmenbedingungen der Festspiele so zu gestalten, dass künstlerische Höchstleistungen erbracht werden können."

Aus Sicht Roths muss sich Bayreuth weiter öffnen. Mit dem Online-Verkauf und der Live-Übertragung im Kino seien neue Zugänge zu den Festspielen geschaffen worden. "Richtig ist aber auch, dass das Publikum auf dem Grünen Hügel eben kein Abbild unserer vielfältigen, bunten Gesellschaft darstellt", sagte Roth. "Auch junge Menschen sind deutlich unterrepräsentiert. Hier gibt es ganz klar Nachholbedarf. Die Leitung der Festspiele wird sich in den nächsten Jahren stärker um ihr Publikum bemühen müssen."