Start ins Männerleben mit Sigmund Freud
Robert Seethalers "Der Trafikant" als Film + Trailer

30.10.2018 | Stand 20.09.2023, 23:39 Uhr
Andreas Fischer

Bruno Ganz als der alternde Sigmund Freud. −F.: Petro Domenigg/TOBIS Film

Auch ein Sigmund Freud kann einem jungen Menschen nur bedingt dabei helfen, erwachsen zu werden. Also muss Franz Huchel ganz allein in der großen, weiten Welt klarkommen. Aber nicht nur die Lust und die Liebe erschweren ihm den Start ins Männerleben. Die Zeiten allgemein "rennen rum wie ein kopfloses Hendl". Es ist 1937, und Österreich fiebert mit entschlossener Boshaftigkeit dem Anschluss ans Großdeutsche Reich entgegen. Was der unscheinbare Bub vom Land in einem Tabakladen in dieser Zeit in Wien erlebt, hat Robert Seethaler in seinem Bestseller "Der Trafikant" zu einem poetischen, stimmungsvollen Coming-of-Age-Roman von unerhörter Leichtigkeit verarbeitet. Die aber ist Regisseur Nikolaus Leytner in seiner gut gemeinten Biedermeier-Verfilmung leider abhandengekommen.



Nach dem naturgewaltsamen Tod ihres Liebhabers – er badete bei Gewitter in einem See – bleibt Margarete Huchel (Regina Fritsch) nichts anderes übrig, als ihren Sohn Franz (Simon Morzé) nach Wien zu schicken. Der unbedarfte Provinzbub soll dort bei einem Trafikanten (Johannes Krisch), einem Tabak- und Zeitschriftenhändler, in die Lehre gehen. Für Franz ist die Reise ein doppelter Aufbruch. Der 17-Jährige muss sich von seinem geliebten Attersee verabschieden und von seiner jugendlichen Unbedarftheit. Halt in der Haltlosigkeit sucht er bei Sigmund Freud (Bruno Ganz), der in der Trafik seine Zigarren und Zeitungen kauft.
D/A 2018, Regie: Nikolaus Leytner, 114 Min. , frei ab 12 Jahren

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