Camper-Abo
Roadsurfer macht‘s der Pkw-Branche nach

11.09.2020 | Stand 11.09.2020, 8:30 Uhr |

Abonnieren statt mieten oder leasen: Das soll jetzt auch bei Freizeitmobilen funktionieren

SP-X/Düsseldorf. Im Pkw-Lager war Volvo einer der ersten, der eine neue Alternative zum Autokauf einführte: Nicht mieten, nicht leasen, sondern abonnieren. Mittlerweile sind einige Apps markenübergreifend erfolgreich am Start. Und jetzt ist das neuartige Nutzermodell auch in der Freizeitbranche angekommen: Roadsurfer, ein Münchner Unternehmen, das vor vier Jahren als klassischer Vermieter für Campingbusse begann, erweitert sein Service-Angebot um die „weltweit erste Plattform für ein Camper-Abo“, wie Geschäftsführerin Susanne Dickhardt auf dem Düsseldorfer Caravan-Salon versichert. Das starke Besucherinteresse an ihrem Stand lässt vermuten, dass sie mit der Umsetzung ihrer Idee wohl ins Schwarze getroffen hat.
Verwunderlich ist das nicht. Aktuell wird fast alles, was nur im Entferntesten mit Reisemobilen zu tun hat, zum Erfolgsmodell. Die Verkäufe boomen in Corona-Zeiten noch mehr als in den vergangenen zehn Wachstumsjahren. Vermieter können gar nicht alle Anfragen erfüllen, sind auf lange Zeit ausgebucht. Und Sharing-Portale wie Yescapa oder Paul-Camper bestätigen Zuwachsraten, von denen andere Branchen nur träumen können.
„Das Abo-Modell ist in erster Linie für Langzeitmieter gedacht“, erklärt Susanne Dickhardt. Und da gäbe ein großes Potenzial. Egal ob es um den einen großen, mehrmonatigen Traumurlaub geht, eine möglichst unabhängige Reiseform für die Abenteuer im Sabbatical gewählt wird oder die Elternzeit für ausgiebige Camper-Touren genutzt werden soll, der Bedarf für Abo-Zeiträume von drei, sechs, neun oder zwei Monaten sei da. Und das Rundum-Sorglos-Paket, das für die Abonnenten geschnürt wird, ist verlockend.
Denn mit Ausnahme der Treibstoffkosten sind sämtliche Nebenkosten in dem monatlichen Obolus enthalten. Die Haftpflicht-Versicherung gehört ebenso dazu wie Teil- und Vollkasko, wobei die Höhe der Selbstbeteiligung den Abo-Preis beeinflusst – je niedriger der Eigenanteil desto höher die Monatsrate. Kosten für Verschleiß- und Wartungsarbeiten, Reifenwechsel, Kfz-Steuer und sogar die Rundfunkgebühren für das Infotainment an Bord – alles ist Inklusive.
Zur Wahl stehen hauptsächlich die Camper-Klassiker VW T6 California, der Mercedes Marco Polo sowie der Ford Transit Custom Nugget in Vollausstattung mit Aufstelldach oder auch in abgespeckter Variante wie etwa beim California Beach mit Miniküche oder beim Marco Polo Horizon ganz ohne Kochstelle. Als einziger Camper-Van mit Waschraum und Toilette wird der Westfalia Columbus 540d angeboten.
Günstigstes Modell ist ein California Kombi ohne zusätzliche Dachkammer für einen Abo-Preis ab 850 Euro pro Monat. Beim Ford Nugget werden mindestens 900 Euro aufgerufen, dann allerdings auch schon mit Aufstelldach. Und beim Marco Polo liegt das preiswerteste Angebot bei 1.150 Euro. Falls der Sternen-Camper in der Ausführung als Eil-Transporter mit 239 PS und zudem vielleicht noch als AMG-Line bevorzugt wird, sind monatlich schon 1.450 Euro zu berappen. Den Westfalia Columbus gibt’s ab 1.400 Euro.  
Susanne Dickhardt zählt sich selbst zu den „leidenschaftlichen Campern“. Als sie ihr Hobby quasi zum Beruf gemacht hat, war sie selbst überrascht, wie rasant sich alles entwickelte. Erste Pläne, eigene Campingbus-Ausbauten anzubieten, wurden schnell über den Haufen geworfen. Aber die Vermietung schlug voll ein. „Vor vier Jahren hatten wir mit einer Flotte von 25 Fahrzeugen begonnen. Jetzt sind es 1.250“, erzählt die Roadsurfer-Chefin stolz. Ihr Unternehmen hat mittlerweile 21 Stützpunkte in Deutschland, Frankreich, Spanien und Portugal.
Neben der klassischen Vermietung, dem Verkauf der drei Camper-Klassiker in eigener, farbenfroher Folierung und dem neuen Camper-Abo setzt die Firmengründerin eine weitere, neue Idee in die Tat um: die Plattform „Roadsurfer Spots“, eine Art Airbnb für Camper.
Gastgeber, die eine Wiese, einen Parkplatz, einen Garten oder Acker besitzen, können Campern dort gegen eine selbst gewählte Stellplatzgebühr einen Platz zum Übernachten anbieten. Wenn das individuelle Stellplätze abseits der üblichen Camping-Hotspots sind, habe da jeder etwas davon, ist Susanne Dickhardt überzeugt. In Zeiten eines ständigen wachsenden Reisemobil-Bestandes, mit dessen rasanter Entwicklung die Stellplatz-Infrastruktur kaum mithalten kann, scheint auch das eine gute Idee zu sein.
Bisher gibt es die Roadsurfer-Spots ebenso wie das Camper-Abo lediglich als Internet-Plattform; eine App soll aber in beiden Fällen noch folgen.

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