Landshut
Queeres Leben: Studie zeigt Diskriminierung in vielen Bereichen

18.05.2020 | Stand 19.09.2023, 23:26 Uhr

Alis Wagner befasste sich in ihrer Masterarbeit mit queerem Leben in Bayern. −Foto: Hochschule Landshut

Eine wissenschaftliche Studie zur Lebenssituation queerer Menschen in Bayern macht deutlich: Bayern ist kein diskriminierungsfreier Ort für LGBTs. Fast 50 Prozent der queeren Befragten haben in den vergangenen drei Jahren Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung und/oder der geschlechtlichen Zugehörigkeit erlebt. Die Studie hatten die Bayerische Grünen Fraktion und ihre queerpolitische Sprecherin Tessa Ganserer, MdL, bei der Hochschule Landshut in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse liegen nun vor, wie die Hochschule Landshut in einer Pressemitteilung mitteilt.

"Die Befunde zeigen ein differenziertes Bild der Diskriminierungserfahrungen queerer Personen in verschiedenen Lebensbereichen", berichtet Alis Wagner von der Hochschule Landshut. Die zugrundeliegenden Daten der Studie beruhen auf der Masterarbeit von Wagner, die vor kurzem ihren Master "Soziale Arbeit: Klinische Sozialarbeit" abgeschlossen hat. "Alis Wagner hat eine hervorragende Arbeit abgeliefert und wertvolle Datenbestände gesammelt, die es so in Bayern bisher nicht gegeben hat", so Prof. Dr. Barbara Thiessen, die die Arbeit gemeinsam mit Prof. Dr. Bettina Leibetseder betreut hat.

Rund 3.000 Personen haben an einer Online-Befragung teilgenommen, knapp 900 Fragebögen wurden anschließend ausgewertet. Die genaue Datenanalyse brachte hervor, dass insbesondere einkommensschwache sowie körperlich und psychische beeinträchtigte queere Menschen von Diskriminierung überdurchschnittlich betroffen sind.

Queere Menschen im ländlichen Raum leben weniger offen

Auch die Gruppe der transsexuellen Menschen macht laut Thiessen und Wagner auffallend häufig Diskriminierungserfahrungen. Der Blick auf regionale Besonderheiten zeige zudem, dass queere Menschen im ländlichen Raum weniger offen leben, da sie mit vergleichsweise mehr Diskriminierung rechnen müssen, wenn die queere Zugehörigkeit bekannt und sichtbar ist.

Der Ausweg in die Großstadt zu ziehen, trägt zur Landflucht bei. "In der Gesamtschau zeigt sich, dass Handlungsbedarf im Hinblick auf Akzeptanz queerer Menschen gerade im ländlichen Raum besteht. Zudem müssen Unterstützungsstrukturen besonders vulnerable Gruppen stärker in den Blick nehmen. Hier besteht weiterer Forschungsbedarf", so Thiessen.

− red