Extremer Engpass
Quarantäne-Fälle: Schiedsrichter-Notstand in Niederbayern

22.10.2021 | Stand 21.09.2023, 22:57 Uhr

−Symbolbild: dpa

Extrem angespannt ist die Situation bei den niederbayerischen Fußballschiedsrichtern an diesem Wochenende, wie Bezirksschiedsrichter-Obmann Robert Fischer (55) am Freitagvormittag mitteilte.



Viele Spiele (nichtaufstiegsberechtigte A-Klassen-Reserven und Junioren) können voraussichtlich nicht besetzt werden. In diesem Fall müssen Vereinsvertreter einspringen.

Das Problem ist nicht neu. Seit Jahren beklagen die Obmänner der Schiedsrichter bayernweit einen Nachwuchsmangel. Seit Saisonbeginn sei alles "total auf Kante genäht", betont Robert Fischer aus Kirchberg im Wald (Lkr. Regen). In diesen Tagen wird aus dem Engpass ein Notstand. Was auch am Coronavirus liegt. So befinden sich in den Landkreisen Kelheim und Straubing-Bogen gleich mehrere Referees in Quarantäne und fallen kurzfristig aus. Fischer und seine Mitstreiter versuchen möglichst viele Lücken zu schließen. "Wir bitten alle Vereine, sich über die BFV-Ansetzungen in diesem Bereich am Spieltag in der Früh zu informieren. Die Spiele im Juniorenbereich müssen dann von Vereinsvertretern gepfiffen werden und dürfen wegen Nichtbesetzung nicht ausfallen", teilt Robert Fischer mit. Er selbst wird an diesem Wochenende vier Spiele leiten, damit das Programm so gut es die Situation erlaubt über die Bühne gebracht werden kann.

Vergleichbare Notstände drohen in Zukunft häufiger. Sieben A-Klassen-Reservenrunden in Niederbayern werden ohnehin schon nicht mehr mit unabhängigen Referees versorgt. Ab Winter werden es alle sein, das ist schon beschlossen. Im nächsten Schritt werden die Reservespiele der Kreisklassisten ohne Schiedsrichter auskommen müssen. Auch im unteren Juniorenbereich (C- und D-Junioren) droht dieses Szenario. Vermutlich ab der Saison 22/23 könnte es schon soweit sein, befürchtet Fischer.

Nach Vorfall in Bezirksliga: Schiedsrichter beendet Karriere

Wer sich mit dem Amateurfußball beschäftigt, hat mitbekommen, dass immer weniger Menschen Schiedsrichter werden wollen. "In den Gruppen Wolfstein und Bayerwald, die für das Gebiet von Wildenranna bis in die Oberpfalz zuständig sind, hatten wir im zurückliegenden Jahr gerade mal einen Neuling", berichtet Fischer. Außerdem haben immer wieder Referees im wahrsten Wortsinn die Schnauze voll: Erst vor wenigen Tagen wurde ein Schiedsrichter bei einem Bezirksligaspiel in Mauth heftig angegangen und hat in den Tagen danach seinen Rücktritt erklärt. Robert Fischer kennt viele solcher Geschichten zum Thema Aggression gegen Schiedsrichter. Zu einem C-Juniorenspiel im Landkreis Straubing-Bogen mussten kürzlich vier Polizeiautos ausrücken, um eine Rauferei unter Eltern zu schlichten.