Passau
Putzke holt zum Rundumschlag aus

In einem Mitgliederbrief geht der Passauer CSU-Kreisvorsitzende auch mit seiner Partei ins Gericht

23.09.2021 | Stand 22.09.2023, 0:00 Uhr

Prof. Holm Putzke

Kurz vor der Bundestagswahl hat sich der Passauer CSU-Kreisvorsitzende Prof. Dr. Holm Putzke mit einem Rundbrief an "die Mitglieder und Freunde der Passauer CSU" gewandt. Er geht dabei hart mit den Parteien ins Gericht, schont auch "seine" CSU nicht. Bei der Analyse des Wahlkampfes forscht er nach Gründen, warum man klare Antworten auf viele Fragen vergeblich suche. "Den inhaltsleeren Wahlkampf allein den Demoskopen anzulasten, wäre zu einfach", schreibt er. "Die Parteien tragen hieran eine erhebliche Mitschuld."

Es habe nicht wenige Mitglieder nachhaltig irritiert, wie schnell die CSU sich plötzlich Geschlechterquoten verschrieb, dass der Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor nicht schnell genug gehen konnte, dass Bäume umarmt wurden usw. Nachdem es schon beim Atomausstieg und dem Ende der Wehrpflicht keine gründliche Debatte gegeben habe – weder innerhalb von CDU/CDU noch gesellschaftliche –, fühlten sich viele Mitglieder in der CSU nicht mehr zu Hause, glaubt er und führt an, dass bewährte konservative Positionen plötzlich dem Zeitgeist geopfert würden, vermutlich getragen von der Hoffnung, damit manchen Medien zu gefallen.

All das könne sich bitter rächen, wenn Menschen sich von Parteien abwenden oder sich neuen zuwenden, warnt Putzke und ergänzt: "Den massiven Mitglieder- und auch Zustimmungsverlust bekommt inzwischen auch die CSU zu spüren." Deshalb sein dringender Appell: "Wir brauchen wieder mehr klares Denken, sachliche Argumentation und dezidierte Standpunkte. Und: Wir brauchen mehr konstruktiven Streit – vor allem innerparteilich. Viel zu oft geht es leider nur um Posten und weniger um inhaltliche Arbeit." Stattdessen sei es wichtig, gemeinsam und respektvoll nach der besten Lösung zu suchen. "Nicht zuletzt deshalb braucht es spätestens nach der Bundestagswahl – ganz egal, wie verheerend oder glimpflich die Wahl für uns ausgehen mag – auch in der CSU dringend eine Erneuerung", betont er.

Zum Schluss seines Briefes schwört er die Mitglieder auf Linientreue ein. "Trotz berechtigter Kritik am teilweise beklagenswerten Zustand der CSU: Rechtfertigt dies, das Kreuz woanders zu machen?", stellt er eine gleichsam rhetorische Frage und gibt gleich selbst die Antwort: "Nein auf keinen Fall!" Es stehe einfach zu viel auf dem Spiel, als dass das Verteilen von Denkzetteln klug wäre. Denn nur mit einer starken CSU werde Bayern in Berlin mitreden und Einfluss behalten können. "Und deshalb gilt: Andreas Scheuer ist unser gemeinsamer Direktkandidat und die Zweitstimme für die CSU ist die Bayernstimme!", hat Putzke in seinem Brief fett markiert.

− fi