Angriff auf Städte in Ukraine
Putin: Raketenschläge Reaktion auf „Terroranschläge“

10.10.2022 | Stand 10.10.2022, 18:56 Uhr

Der russische Präsident Kiew drohte am Montag bei einer Sicherheitsratssitzung mit einer noch härteren „Antwort“, sollten die „ukrainischen Angriffe“ fortgesetzt werden. −Foto: Gavriil Grigorov / SPUTNIK / AFP

Kremlchef Wladimir Putin hat die Raketenangriffe Moskaus gegen zahlreiche ukrainische Städte als Reaktion auf die „Terroranschläge“ gegen russisches Gebiet bezeichnet. Zugleich drohte der russische Präsident Kiew mit einer noch härteren „Antwort“, sollten die „ukrainischen Angriffe“ fortgesetzt werden.



Bei den russischen Raketenangriffen auf die ukrainische Hauptstadt Kiew hat es Behördenangaben nach mindestens fünf Tote und zwölf Verletzte gegeben. „Zum jetzigen Zeitpunkt ist der Tod von fünf und die Verletzung von zwölf Kiewern bestätigt“, teilte der Berater des Innenministeriums, Anton Geraschtschenko, auf seinem Telegram-Kanal mit. Es sei auch ein Kinderspielplatz getroffen worden.

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Der Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko hat vor weiteren Raketenangriffen gewarnt. „Die russischen Terroristen hören nicht auf“, schrieb Klitschko bei Telegram. Auch eine Reporterin der Deutschen Presse-Agentur berichtete aus dem Zentrum der Metropole von neuen Explosionen.

Klitschko forderte die Einwohner auf, nicht in die Stadt zu gehen und sich in Notunterkünfte zu begeben. „Nehmen Sie warme Kleidung, Wasser, einen Vorrat an Lebensmitteln und Ladegeräte für Telefone mit“, appellierte er. Die U-Bahn befördere derzeit keine Fahrgäste. In Kiew fungieren die Metrostationen als Schutzbunker. Die Notfalldienste der Stadt seien im Einsatz, betonte Klitschko.

Kiew ist seit Beginn des russischen Angriffskriegs bereits mehrfach von russischen Raketen getroffen worden. Es war der schwerste Vorfall dieser Art und der erste Angriff auf die Stadt seit Monaten.

Einschläge in mehreren Großstädten

Nach schweren Explosionen in einer Reihe von Großstädten herrscht in fast allen Landesteilen der Ukraine Luftalarm. „Ein massiver Raketenangriff auf das Gebiet, es gibt Tote und Verletzte“, teilte der Militärgouverneur der Region Dnipropetrowsk um die Industriestadt Dnipro, Walentyn Resnitschenko, auf seinem Telegram-Kanal mit. Über Einschläge berichten auch die Behörden von Lwiw, Chmelnyzkyj und Schytomyr.

Resnitschenko rief die Bewohner des Gebiets dazu auf, in den Bombenschutzkellern zu bleiben. Getroffen wurden Berichten zufolge nicht nur die Gebietshauptstadt Dnipro, sondern auch die Städte Nikopol und Marhanez, die dem Atomkraftwerk Saporischschja gegenüber am anderen Ufer des Flusses Dnipro liegen. In der Großstadt Saporischschja war nach den nächtlichen Raketenangriffen am Morgen ebenfalls Luftalarm.

Kremlchef Wladimir Putin hat die Raketenangriffe Moskaus gegen zahlreiche ukrainische Städte als Reaktion auf die „Terroranschläge“ gegen russisches Gebiet bezeichnet. Zugleich drohte der russische Präsident Kiew am Montag bei einer Sicherheitsratssitzung mit einer noch härteren „Antwort“, sollten die „ukrainischen Angriffe“ fortgesetzt werden.

Russland hat 75 Raketen abgefeuert

Russland hat nach offiziellen Angaben aus Kiew 75 Raketen auf verschiedene Städte in dem überfallenen Land abgefeuert. 41 davon habe die ukrainische Luftabwehr abgeschossen, teilte der Berater des ukrainischen Präsidentenbüros, Mychajlo Podoljak, in einem Video in seinem Kanal im Nachrichtendienst Telegram mit. Russland zeige damit nach zahlreichen Niederlagen in seinem Krieg gegen die Ukraine, dass es am Ende sei. „Das sind die Todeszuckungen eines verwundeten Tieres“, sagte er.

Die Angriffe auf die Zentren ukrainischer Städte hätten einmal mehr die „terroristische Natur des russischen Regimes“ gezeigt. „Die Masken sind gefallen: Das ist gezieltes massenhaftes Töten von Zivilisten und die Zerstörung von ziviler Infrastruktur.“ Die russische Armee habe keine Ahnung, wie sie auf dem Schlachtfeld kämpfen solle und schieße deshalb mit Raketen auf Menschen.

Selenskyj: Angriff zielt auf Menschen und Energieanlagen

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Russland vorgeworfen, bei seinen Raketenangriffen auf Kiew und andere ukrainische Großstädte auf die Zivilbevölkerung und Energieanlagen zu zielen. „Wir haben es mit Terroristen zu tun“, teilte Selenskyj bei Telegram mit. „Sie wollen Panik und Chaos, sie wollen unser Energieversorgungssystem zerstören.“

Dutzende Raketen und iranische Drohnen seien auf Energieanlagen im ganzen Land abgefeuert worden, darunter auch auf Gebiete in der Westukraine, schrieb Selenskyj weiter. Das zweite Ziel seien Menschen. „Sie haben speziell eine solche Uhrzeit und solche Ziele gewählt, um so viel Schaden wie möglich anzurichten.“ Selenskyj rief die Zivilbevölkerung in seinem Land auf, in den Luftschutzräumen zu bleiben und sich an die Sicherheitsregeln zu halten.

Scholz-Telefonat mit Selenskyj

Nach den jüngsten Raketenangriffen auf die Ukraine hat Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj telefoniert. Der Kanzler habe Selenskyj dabei die Solidarität Deutschlands und der anderen G7-Staaten zugesichert, sagte Regierungssprecher Steffen Hebestreit in Berlin. Deutschland werde alles tun, um zusätzliche Hilfe zu mobilisieren und bei der Reparatur der beschädigten Infrastruktur zu helfen. Die Bundesregierung verurteile die russischen Angriffe auf das Schärfste, betonte Hebestreit.

− dpa