Mainkofen
Prof. Wolfgang Schreiber geht in Ruhestand – mehr als "nur"ein Chef

18.10.2021 | Stand 18.10.2021, 17:09 Uhr

Bekam zu seinem Abschied viele warme Worte zu hören – Mainkofens Ärztlicher Direktor Prof. Wolfgang Schreiber. −Foto: Bezirksklinikum

Prof. Wolfgang Schreiber hat als Chefarzt der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik und als Ärztlicher Direktor in fast 20 Jahren das Bezirksklinikum Mainkofen maßgeblich geprägt und mitgestaltet. Nun tritt der 65-Jährige aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand ein.

Ihm selbst war in seinem gesamten beruflichen Leben die Verbindung von Wissenschaft und möglichst optimaler Patientenversorgung wichtig sowie die akademische und außerakademische Lehre. Davon profitierte auch das Bezirksklinikum Mainkofen in hohem Maße. "Prof. Schreiber ist eine Koryphäe in seinem Fachgebiet und hatte großen Anteil daran, dass sich das Bezirksklinikum Mainkofen so hervorragend entwickelt hat und heute einen äußerst guten Ruf genießt. Gerade den Prozess der Modernisierung des Bezirksklinikums hat er mit seiner Expertise maßgeblich geprägt. Das Gesicht des modernen Bezirksklinikums Mainkofen trägt unverkennbar seine Handschrift und wir sind ihm sehr dankbar für sein Wirken in diesen zwei Jahrzehnten", so Bezirktagspräsident Dr. Olaf Heinrich, der zudem hervorhebt, dass der Ärztliche Leiter auch hohe menschliche Qualitäten besitze, die das gute Betriebsklima in der Belegschaft begründen.

Geschätzt wird das Wirken von Prof. Schreiber auch aus den eigenen Reihen. Krankenhausdirektor a.D. Gerhard Schneider, der fast 20 Jahre gemeinsam mit ihm in Mainkofen wirkte, die letzten sechs Jahre als Krankenhausdirektor, schätzte die Zusammenarbeit, die immer von "größtem Respekt und absoluter Wertschätzung" geprägt war. "Die überaus positive Entwicklung des Klinikums ist untrennbar mit dem Wirken von Prof. Schreiber verbunden", so Schneider, der als Meilenstein die Gliederung der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik in selbstständig ärztlich geleitete Sektionen und der damit verbundenen Spezialisierung innerhalb des Fachbereichs Psychiatrie nennt.

Auch die Implementierung von innovativen neuen medizinischen Behandlungsangeboten – etwa das Zentrum für integrale Depressionsbehandlung, die seit 2017 erstmals in Niederbayern eingerichtet wurde – sei sein Verdienst. "Die Schaffung einer Sektion für Autismus-Spektrum-Störungen mit stationären und ambulanten Behandlungsangeboten gehört genauso dazu wie die Dezentralisierung von ambulanten Behandlungsangeboten mit neu eingerichteten Ambulanzen in Passau, Grafenau und Pfarrkirchen oder die Neuausrichtung des Neurologischen Zentrums. Dies wäre ohne seinen Einsatz als ärztlicher Direktor nicht so erfolgreich gelungen."

Außerdem hebt Gerhard Schneider besonders seine "große Unterstützung bei der Aufarbeitung der Geschichte des Hauses" hervor. "Seit dem Eintritt von Prof. Schreiber war ich nicht mehr Einzelkämpfer. Er hat auch dafür gesorgt, dass dieses Thema mittlerweile fester Bestandteil der Facharztweiterbildung im Mainkofen ist." Darüber hinaus sei seine ruhige und sachliche Art innerhalb des Direktoriums sehr geschätzt gewesen. "Mit seiner Ruhe war es aber spätestens dann vorbei, wenn es um Einschränkungen oder Rationierungen von Leistungen für seine Patienten ging. Hier konnte er auch ein knallharter Verhandler sein. Das hat mich immer sehr beeindruckt!", so Schneider. Er sei stolz, dass er mit Schreiber so viele Jahre zusammen arbeiten durfte und "möchte keinen Tag davon missen".

Lobende Worte zum Abschied kamen auch von der Personalratsvorsitzenden Karin Baumgarten. "Im Namen der gesamten Personalvertretung möchten wir uns ganz herzlich bei Prof. Schreiber für die stets kollegiale Zusammenarbeit bedanken. Gerade sein wertschätzender Umgang, sowohl seinen Patienten, als auch all seinen Mitarbeitern und Kollegen gegenüber, zeichnen Prof. Schreiber in besonderem Maße aus", so Baumgarten, die besonders "sein echtes Interesse an den Belangen seiner Mitarbeiter und die dadurch sehr lösungsorientierte Zusammenarbeit" erwähnt.

Der 1956 in München geborene Wolfgang Schreiber hatte zunächst an der Ludwig-Maximilians-Universität in München Psychologie und im Anschluss Medizin studiert. 1985 erfolgte die Approbation als Arzt. Nach zwei Jahren als Forschungsstipendiat am Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München promovierte er 1987 zum Dr. med. an der Technischen Universität München und arbeitete bis 1994 als Wissenschaftlicher Angestellter am Max-Planck-Institut für Psychiatrie, wo er zuletzt als Oberarzt tätig war.

Danach wechselte er als Leitender Oberarzt an die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Philipps-Universität Marburg, wo er 1998 seine Habilitation im Fach "Psychiatrie und Psychotherapie" abschloss und ihm der Titel "Privatdozent" an der Philipps-Universität Marburg verliehen wurde. Im Jahr 2000 absolvierte Schreiber das Masterstudium "Management von Gesundheits- und Sozialeinrichtungen" an den Universitäten Kaiserslautern und Witten/Herdecke und wurde 2002 schließlich Chefarzt der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik am Bezirksklinikum Mainkofen. Bereits ein Jahr später erfolgte die Ernennung zum Ärztlichen Direktor des Bezirksklinikums Mainkofen.

Neben vielen Zusatzausbildungen im Laufe der Jahre und seinem Wirken als außerplanmäßiger Professor an der Philipps-Universität Marburg und der Universität Regensburg, war Prof. Schreiber in den vergangenen zehn Jahren auch als Sprecher der Konferenz der Ärztlichen Direktoren der bayerischen Fachkrankenhäuser für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik aktiv sowie Vorstandsmitglied des Verbandes leitender Ärztinnen und Ärzte der Kliniken für Psychiatrie und Psychotherapie (BDK) e.V.

Mit seiner engagierten Arbeit am Bezirksklinikum hat er sowohl fachlich, als auch vor allem menschlich große Spuren hinterlassen. Nicht nur all den Kollegen und Mitarbeitern im Bezirksklinikum und in der Bezirksverwaltung, sondern auch den vielen Patienten, die von seinem großen Wissen und seiner einfühlsamen Art profitierten, wird Prof. Wolfgang Schreiber sehr fehlen.

− pz