Truchtlaching
"Preiß’n versenken" in der Alz: Alter Brauch mit Risiko +++ Video

18.07.2015 | Stand 21.09.2023, 3:32 Uhr

Wer die Alz im Schlauchboot runterschippert, sollte in Truchtlaching Vorsicht walten lassen. Nicht wegen Stromschnellen oder gefährlicher Untiefen. Die "Gefahr" kommt von oben, von den mit maximaler Wasserverdrängung im Fluss aufschlagenden Brückenspringern. Bevorzugte Zielgruppe der Spritz-Attacken: Die Preiß’n, wie der BR-Film über den "wilden Chiemgauer Brauch" (kl Bild) zeigt. −Fotos: Archiv rse/Screenshot BR Abendschau

Auf halber Strecke ist es vorbei mit der beschaulichen Paddel-Idylle. Nicht nur, weil die Alz, die zwischen Seebruck und Altenmarkt (Landkreis Traunstein) seit 1. Juli wieder von regelrechten Schlauchboot-Karawanen bevölkert wird, dann deutlich an Fahrt, Strömung und Tücken zulegt. Sondern auch wegen eines kuriosen Volkssports, den Truchtlachings vor allem männliche Dorfjugend seit Jahrzehnten pflegt. Von der Alzbrücke stürzen sich die Jugendlichen in akrobatischen und wagemutigen Sprüngen in den Fluss – mit dem Ziel, dass die unten vorbeifahrenden Schlauchboot-Besatzungen möglichst viel von der Wasserfontäne abbekommen.

Ein Brauch, der sogar mediales Interesse geweckt hat: Die "Abendschau" des Bayerischen Fernsehens hatte am Mittwoch einen Beitrag darüber gesendet. "Wilder Chiemgau – Preiß‘n versenken", der Titel des gut dreiminütigen Films (Video am Ende des Artikels), ist dabei gar nicht mal rein satirisch zu verstehen, denn die unerschrockenen Brückenspringer erläutern und demonstrieren anschaulich, wie und warum sie versuchen, vor allem den mit Urlaubern besetzten Booten besonders intensive Duschen zu verpassen. Mit dem richtigen Timing möglichst nah neben einem Schlauchboot im Wasser aufzuschlagen und die Sprungtechniken – ob Facke, Arschbombe, Hammer, Steckenpferd oder Mumie – zu perfektionieren, darauf komme es an. Das wissen sowohl der forsche Nachwuchs, als auch die Brückenspringer-Pioniere, die schon vor 40 Jahren mit dem Preiß‘n-Versenken begonnen haben.

Dieser seit Generationen gepflegten Brauch berge aber, das betont Michael Stadler auf PNP-Nachfrage, durchaus einige Risiken. Er verfolgt es durchaus mit Sorge, wenn sich die Brückenspringer in Richtung Schlauchboote ins Wasser stürzen. "Wenn da ein Springer dem Bootsinsassen in den Rücken hüpft, kann das für beide schlimm ausgehen. Natürlich hat es Tradition und ist es ein Spaß, diese Art Lausbubenstreiche fortzusetzen, und wir wollen auch keinen Unfrieden stiften", so der DLRG-Chef. "Aber man muss auch wissen: Wenn etwas passiert, ist die Hölle los." Seine Rettungsorganisation sei jedoch nicht weisungsbefugt. "Wir können nicht mehr tun, als die Jugendlichen zur Vorsicht zu ermahnen."

Video: "Preiß’n versenken" in Truchtlaching
(Quelle: Bayerischer Rundfunk)



Mehr dazu lesen Sie in in Ihren oberbayerischen Ausgaben der Heimatzeitung vom 18. Juli (Online-Kiosk).