Die Reichenhaller Trachtler hatten gleich ein komisches Gefühl: Kaum hatten sie vor gut einem Jahr den Maibaum im neuen Loch am Florianiplatz aufgestellt, blickte so mancher mit geneigtem Kopf und zusammengekniffenen Augen nach oben. "Der ist doch schief", schoss es vielen Trachtlern und Zuschauern durch den Kopf. "Wir haben aber zunächst gedacht, es liegt am Baum", erinnert sich Max Danzl, damals Vorstand der Alt-Reichenhaller.
Sicherheitshalber maßen die Trachtler am Loch nach, als der Baum Ende des Jahres für den Christbaum Platz machte. Was sie vermuteten, ist heute Gewissheit: Wie das Stadtbauamt gegenüber der Heimatzeitung bestätigte, ist die Maibaumhalterung im Loch falsch befestigt worden. "Es wurde offenbar nicht berücksichtigt, dass der Florianiplatz insgesamt leicht geneigt ist", erklärt Josef Kaltner, Leiter des Sachgebiets Tiefbau. Das Ergebnis ist ein für den Betrachter schiefer Baum.
Es ist das i-Tüpfelchen einer Posse, die Ende 2015 und Anfang 2016 für monatelange Diskussionen im Reichenhaller Stadtrat und in der Bevölkerug gesorgt hatte. Wie mehrfach berichtet, hatte das Stadtbauamt das jahrhundertealte Maibaumloch, in dem die Prachtstange früher befestigt wurde, für unsicher erklärt. Ein neues Loch musste her. Doch die veranschlagten Kosten lagen weit über dem, was viele Räte mittragen wollten. Von bis zu 40000 Euro war die Rede.
Danach begann ein langes Hin und Her im Rat: Immer wieder wurden neue Ideen geäußert, wie sich die Kosten senken lassen könnten – zum Beispiel mit einer oberirdischen Befestigung, einem Standort am Reichenhaller Rathaus oder einem kürzeren Baum – und dann wieder verworfen. Und dabei rückte der Aufstellungstermin immer näher. Als endlich der Beschluss für die ursprüngliche Lösung – ein neues Loch am Florianiplatz – gefasst wurde, waren es nur noch wenige Wochen bis zum Mai. Nicht viel Zeit, denn schließlich musste der Beton für das neue Loch aushärten.
Mehr dazu lesen Sie in der Ausgabe vom 17./18. Juni im Reichenhaller Tagblatt/Freilassinger Anzeiger.
