Durch Niederbayern in die Oberpfalz
Polizei stoppt Raser nach über 300 Kilometern: Mehrere Autos kaputt

21.06.2021 | Stand 21.06.2021, 14:43 Uhr

Während der Verfolgungsjagd wurde unter anderem dieses zivile Polizeifahrzeug beschädigt. −Foto: Polizei

Von Christoph Eberle

Eine Verfolgungsjagd durch drei bayerische Regierungsbezirke hat sich die Polizei am Wochenende mit einem 53-jährigen SUV-Fahrer geliefert. Die Bilanz: Zigtausende Euro Schaden.



Das könnte Sie auch interessieren:
- Frau fliegt mit BMW in Garten - und verfehlt Hausbesitzer knapp



Wie die Beamten am Montagnachmittag mitteilten, nahm die Verfolgungsjagd am frühen Samstagmorgen gegen 6.30 Uhr in München ihren Anfang: Zwei Verkehrsteilnehmer bemerkten in ihrem Renault Kleintransporter auf dem Innsbrucker Ring einen VW Tiguan mit Kennzeichen aus dem hessischen Erbach (Odenwaldkreis). „Der Fahrer hatte an seinem Fahrzeug ständig die Warnblinker an und betätigte immer wieder die Hupe“, so ein Polizeisprecher.



Hier finden Sie einen zum Thema passenden Inhalt von einem Drittanbieter. Klicken Sie auf "Beitrag ansehen", um den Inhalt anzuzeigen.

Mit dem Klick auf "Beitrag ansehen" erklären Sie sich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an den Drittanbieter übermittelt werden. Weitere Infos finden Sie unter www.pnp.de/datenschutzerklärung





Nachdem an einer roter Ampel die Fahrzeuge anhielten, erkundigen sich die beiden Insassen des Renaults, ob es Probleme gäbe. Der Fahrer des Tiguan stieg aus, legte einen Stein auf die Motorhaube des Renault und fuhr anschließend in Richtung A8.


BMW-Fahrer meldete telefonisch Nötigung


Etwa eine Stunde später meldete sich ein BWM-Fahrer aus dem Raum Bad Tölz telefonisch bei der Polizei, dass er kurz zuvor von dem Fahrer eines VW-Tiguans mit Erbacher Kennzeichen im Bereich Hohenbrunn durch dichtes Auffahren und mit Lichthupe zum Fahrstreifenwechsel genötigt worden sei. Nach dem Überfallvorgang scherte der Fahrer so knapp vor ihm ein, dass nur noch durch eine Vollbremsung einen Zusammenstoß verhindern werden konnte. Der VW-Fahrer setzte anschließend seine Fahrt in Richtung Norden fort.

Weiterer BMW-Fahrer bei Landshut bedrängt

Gegen 7.40 Uhr erstattete der Fahrer eines weiteren BMW Anzeige bei der Polizei Landshut gegen den Fahrer des VW-Tiguan. Er selbst habe mit rund 180 Sachen mehrere Lkw überholt, als sich der VW-Fahrer von hinten mit Lichthupe auf rund zehn Meter Abstand näherte. Nachdem der BMW-Fahrer seinen Überholvorgang beendet hat, wechselte er auf den rechten Fahrstreifen, im Anschluss scherte der Fahrer des VW sehr knapp vor ihm ein und bremste das Fahrzeug laut Polizei auf etwa Tempo 140 herunter. Um einen Zusammenstoß zu verhindern, musste der BMW-Fahrer auf den linken Fahrstreifen ausweichen.

„Anschließend fuhr der VW-Fahrer in der Mitte der beiden Fahrstreifen und warf Gegenstände, vermutlich kleine Würfel oder Nägel, auf die Fahrbahn“, teilt die Polizei mit. An dem BMW entstand Schaden von rund 1500 Euro.

Im Baustellenbereich gegen Heck von Mercedes gefahren


Kurz vor acht Uhr kam es dann auf der A92 auf Höhe Moosburg-Nord zu einem weiteren Zwischenfall mit dem VW Tiguan: Die Autobahn ist dort aufgrund einer Baustelle derzeit laut Polizei nur einspurig befahrbar. Im Baustellenbereich sei der Fahrer ohne ersichtlichen Grund zunächst sehr dicht auf einen vorausfahrenden Mercedes aus dem Raum Ebersberg aufgefahren und im weiteren Verlauf in das Heck des Mercedes gestoßen.

„Bei dem Unfall wurde glücklicherweise niemand verletzt“, so ein Polizeisprecher. Am Mercedes entstand Sachschaden von rund 5000 Euro. Nach dem Zusammenstoß öffnete die Beifahrerin des Mercedes die Türe, diese wurde kurzerhand von dem VW-Fahrer weggefahren. Nachdem der VW noch eine Leitplanke touchierte, setzte er seine Fahrt in Richtung Deggendorf fort.

Einsatzzentrale des Polizeipräsidiums Niederbayern startete Umfangreiche Fahndung

Unmittelbar nach dem Verkehrsunfall auf der A92 leitete und koordinierte die Einsatzzentrale des Polizeipräsidiums Niederbayern unter Beteiligung der benachbarten Einsatzzentralen umfangreiche Fahndungsmaßnahmen ein. Eine entsprechende Warnmeldung an die Verkehrsteilnehmer wurde ebenfalls ausgesteuert.

Rund eine Stunde später meldete eine Verkehrsteilnehmerin ein Fahrzeug, das mit einem Frontschaden auf der A3 in Richtung Regensburg fährt. „Kurze Zeit später wurde das Fahrzeug nach dem bereits gefahndet wurde, auf Höhe der Anschlussstelle Burgweinting von einer Streife der Verkehrspolizeiinspektion Regensburg Richtung Norden fahrend festgestellt“, so die Polizei.

Der Fahrer gestikulierte der Streife und beschleunigte anschließend auf bis zu 170 Stundenkilometer. Hierbei wechselte er mehrfach unkontrolliert die beiden Fahrstreifen und überholte andere Fahrzeuge auch mehrmals auf dem Seitenstreifen. Dabei schnitt er immer wieder andere Auto- sowie Lkw-Fahrer und wollte das Streifenfahrzeug durch ständige Bremsmanöver zu einem Unfall provozieren.


Flucht mit 200 Sachen und eingeschaltetem Warnblinker


Auf Höhe der Anschlussstelle Universität und dem Autobahnkreuz Regensburg bremste der Tiguan-Fahrer auf der rechten Fahrspur bis zum Stillstand ab und blieb kurze Zeit auf der Autobahn stehen, bis der nachfolgende Verkehr auflief um sofort wieder bis auf über Tempo 200 zu beschleunigen und mit eingeschalteten Warnblinkern seine Fahrt bis zur Anschlussstelle Laaber fortzusetzen. Bei dem dortigen Kreisel fuhr er mehrere Runden um schließlich wieder auf die A3 Richtung Nürnberg einzufahren.

An der Anschlussstelle Beratzhausen verließ er die Autobahn und setzte seine Fahrt auf der Staatsstraße 2041 Richtung Kallmünz trotz ständiger Anhalteversuche fort. In der Ortschaft Grünschlag kollidierte er - laut Polizei mutmaßlich vorsätzlich - mit einem Streifenfahrzeug der Nittendorfer Polizei. „Glücklicherweise wurde dabei niemand verletzt“, heißt es.



Mit Tempo 100 über ein Weizenfeld



Am Einsatzfahrzeug entstand ein Schaden von mehreren tausend Euro. Eine Streife der Verkehrspolizeiinspektion Regensburg verfolgte den Fahrer weiter, die Flucht ging nun mit über 100 Stundenkilometern über ein Weizenfeld. In der Ortschaft Kleinmittersdorf verlor sich die Spur des Flüchtenden zunächst. Anwohner teilten der Polizei mit, dass der Fahrer Richtung Dinau bei Kallmünz gefahren sei.

Zwischenzeitlich erhielten die Einsatzkräfte Unterstützung aus der Luft. Ein Polizeihubschrauber suchte das Gebiet im Bereich Dinau weiträumig ab und konnte das Fahrzeug schließlich in der Nähe des Ortteiles Lauf im Gemeindebereich Hohenfels sichten. Der Fahrer flüchtete erneut und durchbrach auf der Staatsstraße 2234 im Bereich Hohenfels/Marktstetten zunächst eine Fahrzeugsperre. Dabei kollidierte er mit einem querstehenden Zivilfahrzeug aus Amberg und schleudert anschließend über die Böschung.



Festnahme nach Warnschuss



Auch bei diesem Unfall wurde laut Polizei glücklicherweise niemand verletzt. „Bei einem erneuten Fluchtversuch wurde der Fahrer, ein 53-jähriger Grieche aus dem hessischen Landkreis Erbach, nach Androhung des Schusswaffengebrauchs mittels eines Warnschusses, festgenommen“, so ein Sprecher.

Der Fahrer, der unverletzt blieb, wurde aufgrund seines psychischen Zustandes vorläufig in eine Fachklinik eingewiesen. Zwischenzeitlich erging auf Antrag der Staatsanwaltschaft Landshut ein vorläufiger Unterbringungsbefehl - unter anderem wegen des dringenden Tatverdachts des Gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehrs.

An dem Einsatz waren neben einem Polizeihubschrauber zeitweise rund 30 Streifenfahrzeuge beteiligt. An zwei Streifenfahrzeugen entstand ein Gesamtschaden von rund 35.000 Euro, der VW-Tiguan des 53-Jährigen dürfte ein Totalschaden sein.



Polizei sucht Zeugen sowie Autofahrer, die gefährdet wurden



Die zentrale Sachbearbeitung wurde zwischenzeitlich von der Autobahnpolizeistation Wörth a. d. Isar gemeinsam mit der Staatsanwaltschaft Landshut übernommen. Verkehrsteilnehmer, die am Samstag, 19. Juni, im Bereich der A99, A9, A92, A3, sowie im Bereich der Staatsstraße 2041 (Beratzhausen/Grünschlag) oder der Staatsstraße 2234 im Bereich Hohenfels/Marktstetten unterwegs waren und Angaben zur Fahrweise eines silbernen VW-Tiguans machen können oder selbst durch die Fahrweise gefährdet worden sind, möchten sich mit der Autobahnpolizeistation Wörth a. d. Isar, Tel. 08702/948299-0, in Verbindung setzen.