Bad Griesbach
Polizei darf die Kinder nun doch fit für die Straße machen

29.06.2020 | Stand 20.09.2023, 2:35 Uhr

Sie freuen sich, dass sie den Kleinen die Verkehrsregeln näher bringen dürfen: Polizeihauptkommissar Josef Gerauer (links) und Polizeioberkommissar Bernd Wagner. −Foto: Karin Seidl

Viele Eltern waren erst einmal geschockt. Dass das Kultusministerium die Verkehrserziehung durch die Polizei wegen Corona heuer gestrichen hatte, hatte sich schnell in den Eltern-Chats der sozialen Medien verbreitet. Umso mehr durften die Eltern nun aufatmen. Das Kultusministerium hat die Schulen informiert: Verkehrserziehung durch die Polizei darf nun doch stattfinden. Die Beamten stehen nun vor einem "Mammutprogramm", wie es der erfahrene Polizeibeamte Josef Gerauer formuliert. "Wir haben jetzt drei Wochen Zeit, um die Kinder von sieben Schulen fit für den Verkehr zu machen." Froh ist er trotzdem: "Das ist schon wichtig, dass wir das machen dürfen. Was ein Polizist zu den Kindern sagt, hat mehr Gewicht."

Freilich können die beiden Verkehrserziehungsexperten der Polizeiinspektion Bad Griesbach, Josef Gerauer und Bernd Wagner, nur noch eine abgespeckte Version der Verkehrserziehung vermitteln. Aber das ist besser als gar nichts – da dürften sich die Eltern einig sein. "Die Prüfung ist gestrichen", sagt Josef Gerauer, "ebenso das Üben im Realverkehr". Aber dafür wird so intensiv wie möglich auf dem Verkehrsübungsplatz mit den Kindern geübt. "Kritisch ist vor allem das Linksabbiegen. Die Kinder müssen sich merken, dass sie sich da auf jeden Fall umsehen müssen. Und wichtig ist auch: Wenn sie sich nicht sicher sind, wie sie sich verhalten sollen, sollen sie lieber anhalten und absteigen." Wenn das in den Köpfen drin ist, sei schon viel gewonnen.

Gerade weil die Kinder heuer nicht in den Genuss der kompletten Verkehrserziehung kommen, möchte Gerauer an die Eltern den dringenden Appell schicken: "Sicherheit im Straßenverkehr kommt vor allem auch durch Erfahrung. Um das weitere Üben sollten sich auf jeden Fall die Eltern kümmern. Auch wenn das, was wir als Polizisten zu den Kleinen sagen, schneller fruchtet."

Im Zuständigkeitsbereich der Polizeiinspektion Bad Griesbach gibt es drei Verkehrsübungsplätze: einen an der Grundschule in Pocking, einen an der Grundschule in Rotthalmünster und einen in Bad Griesbach, der aber gerade nicht zu nutzen ist. "Die Kinder werden jetzt – jeweils als halbe Klassen, wie sie eben auch die Schule besuchen – mit dem Bus zum Verkehrsübungsplatz nach Rotthalmünster gebracht. Die Räder stellt die Polizei." So kommen in den nächsten drei Wochen noch die Viertklässler der Grundschulen in Bad Griesbach, Pocking, Tettenweis, Haarbach, Kößlarn, Rotthalmünster und der Montessorischule in Rotthalmünster in den Genuss eines professionellen Verkehrserziehung.

Kaum war die Freigabe durch das Kultusministerium da, haben sich die Schulen bei der Polizeiinspektion Bad Griesbach gemeldet. "Wir hatten auch während des Verbots Anfragen, ob wir das als Polizei auf freiwilliger Basis nicht machen könnten. Aber das wäre nicht gegangen. Wenn einem Kind etwas passiert wäre, wären wir in der Verantwortung gewesen. Jetzt ist es wieder eine offizielle schulische Veranstaltung." Ein Unfall wäre nun gedeckt. Eintreten soll ein solcher freilich dennoch nicht. Nicht auf dem Übungsplatz, und erst recht nicht im realen Verkehr.

− mok