PNP testet: Mit dem E-Scooter durch Passau

Noch sind die Gefährte in Passau ein Hingucker – Problematische Schüttelstrecken

27.07.2019 | Stand 21.09.2023, 5:05 Uhr

Zum Blickfang wird man als Fahrer eines E-Scooters in Passau – noch... Zu den ultimativen Herausforderungen der Innenstadt gehört, wie hier auf dem Bild, der Steinweg. Mit den kleinen Harträdern, die vor allem günstige Scooter drauf haben, macht eine solche Holperstrecke nur Cocktail-Shakern Spaß, alle anderen sollten nur auf großen, luftbereiften Rädern unterwegs sein. −Fotos: Schlegel/Danninger

Fast jeder schmunzelt. Wer mit einem E-Scooter durch die Stadt stromert, dem schlägt in erster Linie Sympathie entgegen, dicht gefolgt von Neugier und Interesse. Das hat die PNP im Selbstversuch erfahren.

Passau ist (noch) keine Scooter-Stadt, auch wenn hier der prominenteste Förderer der Elektro-Roller daheim ist; Andreas Scheuer fuhr vor kurzem selbst bei einem Termin in Passau mit einem Elektro-Flitzer vor.

In den Großstädten gehören sie zum Verkehrs-Topthema, auch weil sie negativ auffallen und oft "A-Scooter" heißen müssten, denn Alkohol ist oft im Spiel. Merke: Es gilt auch hier die 0,5-Promille-Grenze, wer betrunken fährt, riskiert auch mit dem Scooter seinen Führerschein.

Den Trend bremst das nicht, in München hat allein der Leih-Anbieter "Tier" 450 Roller laufen, Tendenz: stark steigend.

Einen Verleih gibt es in Passau noch nicht, deshalb hat die PNP mit einem Test-Gerät von Zweirad Würdinger einen Nachmittag lang die Frage erforscht, wie das zusammenpasst: die Stadt an den drei Flüssen und vielen Hügeln hier und das Brett mit den zwei Rädern und dem E-Motor dort.

Antwort: Es passt, natürlich mit Abstrichen – denn beim Anfahren an einem richtigen Berg muss man per pedes nachhelfen und grobes Pflaster birgt grobe Sturzgefahr.

Im Großen und Ganzen scheint die Stadt aber zu schrumpfen. Vom Domplatz zum Klostergarten? Der Zwölf-Minuten-Marsch schmilzt auf eine Drei-Minuten-Fahrt zusammen – und das auf ganz legale Weise, also nicht quer durch die Fuzo, sondern auf den Rad-zugelassenen Wegen, denn auf den Gehwegen dürfen die Roller nicht scootern.

Und das ist gut so, denn sie vertragen sich nicht immer gut, die Zweibeiner und die Zweiräder: Wenn die schmale Silhouette von vorne auf Fußgänger zukommt, dann sind die erst einmal irritiert, aber gewarnt – das silberhelle LED-Licht vorne ist Goldes wert. Der Regel-Risiko-Fall schleicht sich aber von hinten an, wenn der flüsterleise Antrieb vom Fluch zum Segen wird, weil der Fußgänger den Fahrer schlichtweg nicht hört und folglich arglos von links nach rechts kreuzt. Das sind dann die Momente, in denen man plötzlich zwei Scheibenbremsen passend findet, auch an einem 20-km/h-Gefährt.

Am Steinweg zum Beispiel, wo alle wie wild wechseln. Doch das harte Pflaster weicht die Gefahr auf, denn der Steinweg ist auch die ultimative Schüttel-Strecke, wo man die Maximalgeschwindigkeit nur ausschöpfen will, wenn einen der Stadtbus durch den Paulusbogen scheucht.

Das Kopfsteinpflaster und der Bordstein sind die natürlichen Feinde des Scooters, selbst mit den relativ großen Zwölf-Zoll-Rädern mit der Luftbereifung des 2000 Euro teuren Test-Scooters verschwimmt die Umgebung rund um den durchgeschüttelten Kopf.

Aber meistens geht es glatt dahin, am Inn-Radweg zum Beispiel. An der Uni schauen zwei Studentinnen kurz auf. Wie die meisten jungen Leute geben sie sich ganz cool im Angesicht des Scooters: "...vorige Woche in München hab’ ich viele gesehen", berichtet die eine der anderen.

Ältere Passanten geben sich da neugieriger. Die drei häufigsten Fragen lauten "Ist das schon so ein Neuer?". Antwort: Ja. "Wie schnell geht der?" Antwort: Maximal 20. Und die typische E-Frage: "Welche Reichweite hat er?" Antwort: Auch maximal 20, aber sicher sucht man lieber schon am Kilometer 15 nach der nächsten Steckdose. Wobei auch ein leerer Akku kein Beinbruch ist, dann rollert man eben normal weiter, der Antrieb entkoppelt sich dann und 16 Kilo kann man schon mal ein Stück lang selbst bewegen.

Freilich hilft es, wenn man dabei nicht betrunken ist, so wie die E-Scooter-Fahrer, die es derzeit in die Schlagzeilen schaffen. Modelle mit Straßenzulassung gibt es noch nicht allzu viele am Markt, weiß Händler Stefan Würdinger (siehe auch "Nachgefragt"). Im Prinzip gilt das ja auch für die meisten E-Bikes, aber die kann man straßentauglich machen, indem man Lichter etc. montiert. Das geht bei Scootern nicht, denn die Zulassung muss er vom Hersteller mitbekommen.

Wir wechseln vom Inn hinüber zur Donau, dabei wird auch die Schiebefunktion (6 km/h) getestet und für gut befunden. Kann man machen, muss man aber nicht. Quer über den Residenzplatz gibt‘s nochmal eine Schüttel-Einlage und drehende Köpfe, ein paar Touristen fotografieren sogar. Über die Schrottgasse runter zur Lände, links abbiegen und dann wird der Scooter in der 30er Zone mal kurz zur Spaßbremse – für die nachfolgenden Autofahrer. Bei den Bushaltestellen trennen sich unsere Wege wieder, es geht am Kai entlang Richtung Auerbach im Passanten-Slalom.

Koreaner machen sich vor der "Viking Bestla" fertig zum Landgang – sie treten höflich zur Seite, interessiert sind sie aber nicht. In Asien gehört der E-Scooter offenbar schon länger zum Straßenbild.