Freilassing/Salzburg
Pilot "vergisst" Knopf: So knapp entging die Region der Katastrophe

26.04.2019 | Stand 21.09.2023, 4:15 Uhr

Spektakuläre Bilder: Am 29. Oktober kam ein Flugzeug der "Enter Air" beim Landeanflug auf Salzburg ordentlich ins Trudeln, was ein Amateurfilmer zufällig festhielt. Wie sich erst im Nachhinein herausstellte, war es bereits zwei Tage zuvor zu einem noch ernsteren Zwischenfall gekommen. −Screenshot: Johannes Geigenberger

Ungewohnte Ruhe herrscht derzeit über Freilassing (Landkreis Berchtesgadener Land): Für fünf Wochen landen und starten keine Flieger am Salzburger Flughafen - wegen einer Erneuerung der Piste. Dementsprechend still ist der Luftraum über dem Rupertiwinkel. Doch genießen können die Fluglärmgegner die Ruhe nicht so recht: Schuld ist ein Vorfall, der bereits eineinhalb Jahre zurückliegt - ein Beinahe-Absturz.

Wie der breiten Öffentlichkeit erst jetzt bekannt wurde, kam es damals zu einem Beinahe-Absturz eines Austrian Airlines Embraer mit 98 Passagieren über Salzburg, der nun vom Österreichischen Innenministerium aufgearbeitet wird. Die Ergebnisse eines Zwischenberichts sind Wasser auf die Mühlen der Freilassinger Fluglärm-Aktivisten: Für sie ist die knapp umgangene Katastrophe ein Grund mehr, warum der Stadtflughafen nicht länger tragbar ist.

Das ist passiert: Im Oktober 2017 herrschten mehrmals so ungünstige Wetterbedingungen über dem Salzburger Airport, dass Flugzeuge anstelle der Landung durchstarten mussten, zum Beispiel eine Boeing 737 der "Enter Air". Erst im Nachhinein wurde bekannt, dass es bereits zwei Tage davor, am 27. Oktober, einen noch schwerwiegenderen Zwischenfall gegeben hatte, diesmal mit einem Flugzeug der Austrian Airlines (AUA). Auch der Pilot dieser Embraer E-195 musste die Landung abbrechen, nachdem das Flugzeug vier Kilometer vor der Piste von sogenannten schweren Fallwinden erfasst worden war.

Mehr dazu:
- Flughafen Salzburg beginnt mit Pistensanierung - Fünf Wochen Sperre

Beim Durchstarten beging der Pilot aber offenbar einen folgenschweren Fehler, wie die österreichische Zeitung "Kurier" aus dem Zwischenbericht herausliest: Er schob zwar die Regler nach vorne, damit das Flugzeug wieder an Höhe gewinnt, versäumte aber, den in einer solchen Situation dringend notwendigen "TOGA-Knopf" (Take-Off/Go Around) zu drücken, mit dem der Schub reguliert wird. Die Folge: zu niedrige Geschwindigkeit. Es kam zu einem Strömungsabriss, mit dem das Flugzeug ganze 73 Sekunden lang kämpfte. Erst dann wurde der "TOGA-Knopf" aktiviert. Der "Kurier" spekuliert nun: Wäre das Flugzeug nur fünf km/h langsamer gewesen, wäre es zum Absturz direkt über Salzburg gekommen.

− jag

Mehr zu diesem Thema lesen Sie kostenlos auf PNP Plus und in der Wochenendausgabe Ihrer Passauer Neuen Presse (Online-Kiosk).