Bad Füssing/Haidmühle
Per Bus und Bahn von Budweis nach Bad Füssing?

06.09.2020 | Stand 20.09.2023, 0:27 Uhr

Beim externen EUB-Stammtisch im böhmischen Grenzbahnhof Nove Udoli bildete die nicht "befriedigende Verkehrsanbindungs-Situation der Donau-Moldau-Region" den Schwerpunkt der Gespräche. Von links die beiden EUB-Bezirksvorsitzenden Anton Freiherr von Cetto (Pfeffenhausen) und Ex-MdL Konrad Kobler mit Bürgermeisterin Helga Finikova, deren Haidmühler Amtskollegen Heinz Scheibenzuber sowie Kreisrätin Roswitha Nöbauer. −Foto: Nöbauer

Per öffentlicher Verkehrsmittel vom "Herzen Böhmens" zum beliebtesten Kurort Europas: Dafür kämpft MdL a.D. Konrad Kobler als niederbayerischer Bezirksvorsitzender der überparteilichen Europa-Union Bayern (EUB) auf verschiedenen politischen Ebenen – und findet jede Menge Mitstreiter. Fast eine halbe Hundertschaft folgte der EUB-Einladung zum externen Europastammtisch nach Haidmühle. Wo einst der "Eiserne Vorhang" stand, findet sich heute ein Naturschutz-Idyll schönster Prägung.

"Die Verkehrsanbindung im Euregio-Bereich durch Bahn und Straße von Budweis über Krumau Richtung Passau sowie Bad Füssing liegt gegenwärtig nicht nur hinter dem Vorkriegszustand Zweiter Weltkrieg zurück, sondern weitgehend sogar heute noch völlig brach", sprach Ex-Parlamentarier Kobler am intakten tschechischen Grenzbahnhof Nove Udoli-Stozec (früher Neuthal-Tusser) auch gegenüber der ehemaligen stellvertretenden PNP-Chefredakteurin Cornelia Wohlhüter sowie dem böhmischen Eisenbahn-Referenten Pavel Kosmata Klartext über "eine unhaltbare Situation im vereinten Europa".

"Der EUB-Bezirksverband legt im geografischen Zentrum Europas drei Jahrzehnte nach dem Fall des Eisernen Vorhangs seine Finger in eine tiefe verkehrspolitische Wunde, die dringendst einer bestmöglichen grenzübergreifenden Versorgung durch einen zeitgemäßen Personenverkehr bedarf", skizzierte Konrad Kobler seinen Resolutionsvorschlag an den Europaparlamentarier und zugleich EVP-Vorsitzenden Manfred Weber samt regionalen Land- und Bundestagsabgeordneten. Er fordert entsprechende finanzieller Fördermittel.

"Der EUB-Bezirksverband betrachtet eine funktionierende grenzüberschreitende Verkehrsverbindung als eminent wichtigen Beitrag, um das weitere Zusammenwachsen der Nachbarregionen vor allem in wirtschaftlicher, nicht minder aber auch menschlich-kultureller und struktureller Hinsicht zu optimieren", erhoffte Kobler auch von Ex-Nationaltags-Abgeordneter Viola Lazo (Riga/Lettland), den Euregio-Repräsentanten Dr. Jan Gregor und Kaspar Sammer (Donau-Moldau-Region), Bürgermeister Rudolf Müller (Ruderting) sowie der Passauer Kreisrätin Roswitha Nöbauer (Ruhstorf) "nachhaltige Unterstützung".

"Der politisch propagierte ostbayerische Anti-Bahn- sowie speziell Anti-Ilztal-Virus muss durch eine koordinierte Busverbindung von Waldkirchen bis direkt an die tschechischen Grenze zum Bahnhof Nove Udoli beseitigt werden", betonte der Ex-MdL. Seinen "detaillierten Blick richtete er auch auf die Drei-Länder-Region zwischen Moldau und Donau von der malerischen Dreisessel- bis hinab zur österreichischen Aigenschlägler Ecke, verbunden mit dem Vorschlag eines "attraktiven touristischen Verbundtickets".

"Haidmühle hatte nach dem Zweiten Weltkrieg im wahrsten Wortsinn den Anschluss verloren", erinnerte Bürgermeister Heinz Scheibenzuber. "Wegen zwischenzeitlich bereits getätigten Schienennetz-Abbauten und Grundstücksverkäufen, aber auch strengen Naturschutzauflagen ist für eine Bahnstrecken-Reaktivierung buchstäblich der Zug längst abgefahren", betonte Scheibenzuber. Der "sanfte Haidmühler Tourismus in einer einzigartigen Kulturlandschaft" könne letztlich nur durch eine beträchtlich verbesserte regelmäßige Busverbindung ab Waldkirchen und Freyung zum Bahnhof Nove Udoli erreicht werden.

"Seit 30 Jahren kommen überraschend viele tschechische Gäste mit dem Zug in Nove Udoli an – und stehen dann bei der bayerischen Verkehrsfortführung im wahrsten Sinne vor dem Nichts", umriss Ilztalbahn-Vorsitzender Michael Liebl die "ganz einmalige Situation eines touristischen Grenzübergangs ohne individuellen Autoverkehr" mit dem ausdrücklichen Hinweis, dass ein öffentlicher Bus- und Bahnbetrieb möglich wäre. Er sprach sich für eine Potenzial-Analyse samt stimmigem Konzept für den öffentlichen Personen-Nahverkehr aus.

Als "interessanten Vorschlag" bewertete die Nachbar-Bürgermeisterin Helga Finikova die Idee des tschechisch-bayerischen Pilot-Projekts eines grenzüberschreitenden Kleinzentrums von Nova Udoli (rund 2000 Einwohner) und Haidmühle (1300) vor allem auch deswegen, weil aktuell ein beiderseitiger Informationsaustausch bezüglich gemeinsamer infrastruktureller Chancen und dafür geplanter Maßnahmen kaum stattfinden würde. Vom erstmals arrangierten EUB-Stammtisch erwartet Helga Finikova deshalb "positive Entwicklungsmöglichkeiten für beide Nachbarkommunen auf touristisch-wirtschaftlicher, aber auch gesellschaftlicher Ebene".

Überraschend war Bayerns früherer Landwirtschaftsminister Helmut Brunner zum Stammtisch gekommen. Er unterstützt das Verkehrskonzept.

− nö