Neuhaus am Inn
Noch ein Motel im Gewerbegebiet Hartham

24.06.2020 | Stand 20.09.2023, 0:31 Uhr

Ganz hinten im Gewerbegebiet Hartham II ist noch Platz: Hier, auf dem hinteren Grundstück, möchte ein einheimischer Investor ein Motel für Bustouristen errichten. −Fotos: Sabine Kain

Das künftige Autobahnkreuz der A3 und A94 im Süden von Neuhaus am Inn weckt Begehrlichkeiten im Gewerbegebiet Hartham. Nachdem die ansässige Firma Verag im Dezember ankündigte, ein Motel mit 55 Gästezimmern für Lkw-Fahrer zu bauen, ist nun ein zweiter einheimischer Investor im Rathaus vorstellig geworden. Er möchte in Hartham ein Motel für Bustouristen errichten. Am Dienstagabend kam der Plan erstmals im Gemeinderat zur Sprache – und nicht alle waren spontan begeistert.

Entstehen soll das Motel auf der letzten freien Fläche im Gewerbegebiet Hartham II, ganz hinten, kurz vor dem Kreisverkehr. Erlaubt sind hier Wandhöhen bis elf Meter – das Motel soll 20 Meter messen. Im Bebauungsplan vorgesehen sind zwei Stockwerke – der Bauherr möchte sechs. 60 Doppelzimmer sollen in dem Baukörper Platz finden, als Klientel hat der Investor vor allem Busreisende im Auge, wie es aus dem Rathaus heißt. Doch für das Gebäude müsste die Gemeinde erst den Bebauungsplan ändern.

Bürgermeister peitscht Beschluss durchs Gremium

Bürgermeister Stephan Dorn (CSU) drückte beim Änderungsbeschluss auf die Tube. Das Bauvorhaben liege im Gewerbegebiet, wo er keine Probleme sehe. "Ich wär dafür", preschte er vor. Doch nicht alle Gemeinderäte wollten den Plan einfach ins Verfahren winken. "Moment, Moment!", bremste ihn Sabine Mayerhofer (SPD/Grüne) ein. "Das geht mir zu schnell." Sie wies darauf hin, wie deutlich der geplante Baukörper von den bisherigen Vorgaben in Hartham II abweichen würde. Dass der Bauherr auf ein anderes 20 Meter hohes Gebäude im Gewerbegebiet verweist, greift als Argument nur bedingt: Zwar ist der Büroturm der Firma Agrotel auch mit 20 Metern genehmigt worden, der liegt jedoch im Geltungsbereich des Gewerbegebiets Hartham I – dort gilt ein anderer Bebauungsplan. Gut 400 Meter Luftlinie liegen zwischen dem Büroturm und dem geplanten Motel.

Auch Hans Weidmann (SPD/ Grüne) wollte das Projekt nicht einfach abnicken. "Das hätte ich mir gern vor Ort angesehen", sagte er, auf die Bauausschusssitzung vom 18. Juni anspielend. Für die Bauausschusssitzung sei der Antrag nicht rechtzeitig gekommen, erklärte Bürgermeister Dorn. Nun blieb dem Gemeinderat als einziger Anhaltspunkt eine Planskizze, die den Umriss des geplanten Motels in der Draufsicht zeigte.

Dorn rief trotz der Zweifel im Gremium zur Abstimmung auf. "Wer’s erst sehen will, muss halt mit Nein stimmen", sagte er. Fünf Gemeinderäte taten das: neben Sabine Mayerhofer und Hans Weidmann auch Hans Oberpeilsteiner (ÜW), Klaus Schifferer (CSU) und Veronika Lippl (SPD/ Grüne). Eine Mehrheit des Gemeinderats von 12:5 brachte jedoch die Änderung des Bebauungsplans im Gewerbegebiet Hartham II auf den Weg.

Großes Wohnbauprojekt an der Wagnerstraße

Gebaut wird auch bei Agrotel: Die Firma mit Gewerbeflächen auf beiden Seiten der Erschließungsstraße will südlich der Straße ein Parkdeck errichten, außerdem einen Überweg zum nördlichen Grundstück. Gegen die notwendige Änderung des Bebauungsplans Hartham I gab es keine Einwände, lediglich Ergänzungen, die vom Planer eingearbeitet wurden. Der Gemeinderat fasste den Satzungsbeschluss einstimmig.

An der Zahl der Stellplätze schieden sich die Geister, als es in der Maisitzung um ein Bauprojekt in der Wagnerstraße ging. Nun durfte der Bauherr das Gesamtprojekt kurz vorstellen: Neben dem Ausbau des Gebäudes in der Wagnerstraße 7, plant er westlich davon zwei Einfamilien- und ein Zweifamilienhaus, östlich davon einen Ersatzbau mit fünf Wohneinheiten und dahinter, an der Klosterstraße, ein Mehrfamilienhaus mit zehn Wohneinheiten. Bürgermeister Dorn begrüßte das Projekt: Es bestehe Bedarf an Wohnraum. Dass unterm Strich ein Stellplatz fehlt, konnte Dorn verschmerzen, lieber wollte er mehr Grün erhalten. Hans Weidmann, der den Stellplatzschlüssel im Mai angemahnt hatte, zeigte sich einverstanden mit der Anzahl der Parkplätze, nicht jedoch mit der Platzierung: In den Stellflächen direkt an der Wagnerstraße sah er eine Verkehrsgefährdung, weil die Autofahrer blind zurücksetzen würden. Hier will der Bauherr nachbessern. Der Gemeinderat gab einstimmig grünes Licht.

Am Kalvarienberg in Vornbach möchte ein junges Paar in zweiter Reihe bauen. Das Projekt rutscht dadurch ins Naturschutzgebiet. Das sei kein Ausschlusskriterium, wie das Landratsamt signalisierte. Nun lag der Ball bei der Gemeinde. Hans Weidmann gab zu bedenken, dass eine Ausnahme weitere Ausnahmen nach sich ziehen könnte. Letztlich willigte der Gemeinderat jedoch einstimmig ein.

Keine Einwände gab es gegen den Bau zweier Wohnhäuser im GE Jägerfeld, zwischen dem Neubau des Seniorenheims und dem bestehenden Gebäude unterhalb der B512. Die Änderung des Bebauungsplans erfolgte einstimmig. Eine reine Formalität war auch die Änderung des Bebauungsplans Kapsreiterfeld: Auf dem letzten freien Grundstück am Steinbruchweiher soll ein Einfamilienhaus entstehen. Der Satzungsbeschluss fiel einstimmig.