Jazz, Blues und Soul
"Nicht von dieser Welt" – Das brillante Debüt der Lady Blackbird

28.01.2022 | Stand 21.09.2023, 2:53 Uhr
Werner Herpell

Die Sängerin Marley Munroe alias "Lady Blackbird" veröffentlichte ihr Debüt und wird schon jetzt als eine der größten Stimmen der Gegenwart gefeiert. −Foto: Christine Solomon/dpa

Der Künstlername, den sich Marley Munroe gegeben hat, zeugt von Selbstbewusstsein. "Blackbird" – so lautet der Titel eines Songs, den die legendäre Nina Simone vor 56 Jahren veröffentlichte. Nun stellt sich eine geheimnisvolle junge US-Amerikanerin als Lady Blackbird in die Nachfolge einer der Ikonen des Jazz, Blues und Soul.

Lady Blackbird wird seit einigen Monaten in Fachkreisen als Sensation bejubelt. Es häufen sich ehrenvolle Vergleiche für ihren außergewöhnlichen Gesang und ihr Charisma – neben Nina Simone etwa Billie Holiday, Etta James, Chaka Khan, Tina Turner oder Amy Winehouse. "Das schockt mich jedes Mal, mit diesen Namen in einem Satz genannt zu werden", sagte Munroe kürzlich in einem Interview.

Ihr Debüt "Black Acid Soul" übererfüllt aber auch alle Erwartungen. Musiker, Kritiker und Fans sind sich einig: Dieses Vocal-Jazz-Album ohne stilistische Scheuklappen könnte den Beginn einer Weltkarriere markieren.

So lobt der britische Jazz-Pop-Star Jamie Cullum (42), auf dessen Weihnachtsalbum Lady Blackbird jüngst mitsang überschwänglich: Dies sei "eine der großen neuen Stimmen unserer Zeit", ihr Gesang "otherworldly" – also "nicht von dieser Welt".

Wer Munroes Coverversion von "Blackbird" hört, einem tief in der afroamerikanischen Bürgerrechtsbewegung verwurzelten Klagelied, kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Mit einer Stimme, die kratzig-rau und doch stets elegant klingt, meistert sie mühelos die Klippe, Nina Simones Original gerecht zu werden.

Auch danach ist es oft jahrzehntealtes Fremdmaterial, dem die Lady ihren Stempel aufdrückt. Dabei kommt dieses Album, das auch zwei tolle von Munroe selbst mitgeschriebene Stücke enthält, gänzlich ohne Retro-Kitsch aus. Davor bewahrt "Black Acid Soul" schon die kleine Bandbesetzung mit Piano, Kontrabass und Schlagzeug, dezent ergänzt durch Seefrieds Gitarre und etwas Trompete.

"Das Album war darauf ausgelegt, meine Stimme in den Mittelpunkt zu stellen. Lady Blackbird ist jetzt hier, um zu bleiben", kündigt die Sängerin an. Auf ihr zweites Werk – nach Munroes Aussage "schon in der Mache" – darf die Musikwelt sehr gespannt sein.

Werner Herpell