Simbach/Braunau
Neuer Name und neue Strategie für STS

Weniger Marketing, dafür stehen jetzt die Städte im Mittelpunkt – Corona verlangt Flexibilität

05.12.2021 | Stand 22.09.2023, 0:01 Uhr

STS-Geschäftsführer Georg Bachleitner mit einem Teil der Preise des Weihnachts-Gewinnspiels der Werbegemeinschaften aus Simbach und Braunau. −Foto: Gilg

Was macht eigentlich die STS? Die letzten zwei Jahre waren für das grenzüberschreitende Stadtmarketing gewiss nicht leicht, denn allzu oft war die Grenze quasi dicht. Corona hat auch dem Handel hart zugesetzt und so manche Idee der Zusammenarbeit zwischen Braunau und Simbach im Keim erstickt. Dennoch zeigt sich Geschäftsführer Georg Bachleitner im PNP-Gespräch zuversichtlich, die begonnene Arbeit erfolgreich fortsetzen zu können.

Der korrekte Name lautet weiterhin "Stadt-, Tourismus- und Standortmarketing Braunau-Simbach GmbH", gerne auch als STS abgekürzt. Aber in ihrer Öffentlichkeitsarbeit verwendet die Gesellschaft fast nur noch die Bezeichnung "Braunau.Simbach.Inn", versehen mit dem Zusatz "So sind wir".

Der Name werde sich in absehbarer Zeit auch offiziell ändern, erklärt der Geschäftsführer. "Braunau.Simbach.Inn" passe einfach mehr zur neuen Strategie, bei der weniger das Marketing im Mittelpunkt stehe, sondern die zwei benachbarten Innstädte an sich. "Die wollen wir stärken, und das bringt der Name auch zum Ausdruck."

Die GmbH startete einst als grenzüberschreitendes Interreg-Projekt und war als solches einzigartig in Europa. Aber die damaligen Zuschüsse der EU, auf fünf Jahre festgelegt, sind jetzt abgelaufen. So galt es zu entscheiden: Weitermachen oder alles beenden? Die Eigenmittel für den laufenden Betrieb wurden und werden ja von den Gesellschaftern aufgebracht, während das Geld von Interreg in die Aufbauphase der STS floss.

Nun musste wieder beraten werden. Gleichzeitig erarbeitete man eine neue Strategie. Der Simbacher Stadtrat und der Gemeinderat Braunau behandelten das Thema im Frühjahr. Sie stimmten für eine Fortsetzung und beschlossen die Finanzierung. An der Rechtsform änderte sich nichts. "Wir warten jetzt noch auf die Förderrichtlinien für die nächste Interreg-Periode. Dann planen wir, auch wieder entsprechende Interreg-Projekte zu initiieren", so Bachleitner.

Mehr miteinander statt nebeneinander machen

Ihm gehe es um eine stetige Weiterentwicklung der GmbH, sagt er. "Bisher war es eher ein Nebeneinander zwischen Braunau und Simbach. Wir wollen mehr miteinander machen, nicht nur in der Kommunikation und im Marketing, sondern auch inhaltlich."

Als kleines Beispiel für ein solches "Miteinander" nennt er die beleuchtete Innbrücke als symbolische Verbindung in der Advents- und Weihnachtszeit. In Sachen Veranstaltungen verweist der 57-Jährige auf "Spaß im Glas", bislang ein beliebtes Event mit Braunauer Lokalen. Heuer hätten erstmals auch einige Wirte von "drüben" mitgemacht. "Das ist die Idee dahinter: verstärkt gemeinsam was zu machen. Aber da stehen wir noch ganz am Anfang und es sind Ideen gefragt, die das weiterbringen können."

Kontraproduktiv seien natürlich die Grenzschließungen während der Pandemie gewesen. Bachleitner hat auf seinem Posten noch keinen Normalzustand erlebt. An einem Montag im März 2020 führte er ein Übergabegespräch mit seiner Vorgängerin Elke Pflug, am Mittwoch erfolgte die offizielle Amtseinführung und zwei Tage später wurde der erste Lockdown verkündet. Mitunter wurde es danach sehr einsam um den Geschäftsführer und seine beiden Mitarbeiterinnen in ihrem Büro in der Johann-Fischer-Gasse 10, seitlich vom Braunauer Stadtplatz gelegen.

"Die Grenzschließungen haben uns mitten ins Herz getroffen. Sie konterkarierten ja genau das, wofür wir standen", ärgert er sich. Man nutzte die Zeit der Kontaktbeschränkungen und Veranstaltungsverbote mit "Hintergrundarbeiten", stellte sich strategisch neu auf und war mehr online aktiv – etwa mit aktuellen Lieferservice-Infos.

Nachher, bei den ersten Lockerungen, habe man flexibel reagieren müssen und bereits geplante Aktionen an die jeweils geltenden Corona-Vorgaben angepasst. So etwa mit den Pop-up-Konzerten 2020 in den beiden Innenstädten oder der offenen Bühne heuer. Weil kein verkaufsoffener Sonntag möglich war, initiierte man einen langen Einkaufssamstag, der laut Bachleitner sehr gut angenommen wurde. Einziger positiver Aspekt der Pandemie: "Den Bürgern ist bewusst geworden, wie wertvoll offene Grenzen sind."

Lockdown trifft die Wirtschaft ins Mark

Beim aktuellen Lockdown sind zwar die Grenzen offen, aber die Wirtschaft trifft er bis ins Mark. Um den Umsatz anzukurbeln, hat man das Weihnachtsgewinnspiel der Werbegemeinschaften aus Simbach und Braunau entsprechend angepasst: Neben den Stempelpässen für Besuche in den Geschäften kann man jetzt auch Rechnungen einsenden, wenn der Einkauf kontaktlos erfolgt ist. Die Aktion läuft; rund 200 Preise im Gesamtwert von etwa 10000 Euro stehen zur Verfügung. Verlost wird täglich, mit den Hauptpreisen zum Abschluss. Man sei jetzt flexibler in der Terminplanung und inhaltlichen Ausgestaltung, verrät Bachleitner. Veranstaltungen und Konzerte wurden "hinten angestellt", weil sie langfristig nicht planbar sind.

Die Hoffnung ist, nächstes Jahr wieder verkaufsoffene Sonntage in Simbach abhalten zu können. Auf österreichischer Seite sind solche Sonntage rechtlich ohnehin nicht erlaubt. Und wichtig: Die STS sieht sich nicht als Veranstalter, sondern "führt Aktionen durch".

Im Gedächtnis hängen geblieben ist auch die Entwicklung der "Marke" Simbach-Braunau mit den halben zusammengesetzten Köpfen von hüben und drüben auf großflächigen Plakaten. Da entstand auch der Slogan "So sind wir". Will man auf dieser Schiene weitermachen? Eigentlich schon, meint Bachleitner, aber jetzt in der Coronazeit gebe es andere Prioritäten als die Imagepflege. Derzeit stehe das Tagesgeschäft der eigenen Betriebe im Mittelpunkt.

Eine Jahresplanung 2022 gestalte sich schwierig. Geplant ist fürs Frühjahr wieder die "klassische Muttertagsaktion". Und dann müsse man schauen. Bachleitner steht laufend in Kontakt mit dem Gewerbe und den beiden Bürgermeistern. Einmal im Monat halte man einen "Jour fixe" mit den beiden Werbegemeinschaften und den Tourismusverbänden ab – physisch oder virtuell, was gerade erlaubt ist. "Da stimmen wir dann das Operative ab, etwa wenn es um Dekorationen geht."

Übrigens ist Bachleitner seit Januar 2020 auch Geschäftsführer der neuen Tourismusregion "Entdeckerviertel", welcher 16 Gemeinden im Bezirk Braunau, eine im Salzburger Land sowie die Bayerischen Städte Simbach, Burghausen und Tittmoning angehören. Es gebe hier Überschneidungen inhaltlicher Art mit der STS und es seien durchaus Synergien möglich. Aber egal, was man auch tue, im Mittelpunkt müsse immer die "grenzüberschreitende Dimension" stehen.