Grassau/Staudach
Nach schwerem Bergunfall: Massive Kritik der Rettungskräfte

Während Corona-Krise auf Bergtouren in schwierigem Gelände verzichten

02.04.2020 | Stand 21.09.2023, 6:12 Uhr

Bei einem schweren Bergunfall in Staudach wurde am Mittwoch ein 38-Jähriger schwer verletzt. −Symbolfoto: Bergrettung Salzburg

Ein 38-Jähriger hat am Mittwoch nach einem schweren Bergunfall in Staudach im Landkreis Traunstein massive Kritik von Seiten der Rettungskräfte ausgelöst. Er war auf einer anspruchsvollen Bergtour in der Nähe der Staudacher Vorderalm 30 Meter abgestürzt und hatte sich dabei schwer verletzt. Die Rettungskräfte konnten ihn nur unter erheblicher Eigengefährdung retten. Nicht nur war es in dem schwierigen Gelände gefährlich, die Bergung durchzuführen, sondern es war auch unmöglich, den geforderten Abstand in Corona-Zeiten unter den Rettungskräften einzuhalten.

Wie das Polizeipräsidium Oberbayern Süd mitteilt, ging der 38-jähriger Mann aus Grassau am Mittwoch von Staudach aus auf einen unter Einheimischen bekannten Aussichtspunkt in der Nähe der Staudacher Vorderalm. Zu dem Aussichtspunkt auf 1216 m Höhe führt ein schmaler und sehr steiler Waldsteig. Kurz vor dem höchsten Punkt rutschte der Mann auf dem schneeglatten und schmalen Steig aus und stürzte etwa 30 Meter über senkrechtes Fels- und Steilwaldgelände ab. Er blieb schwer verletzt liegen, konnte aber noch selbst einen Notruf abgeben.

Die Bergwacht musste unter hochalpinen Bedingungen und mit hoher Eigengefährdung Seilgeländer spannen, um an den Unfallort zu gelangen und den Mann versorgen zu können. Der Rettungshubschrauber Christoph 14 konnte den Mann mit dem Bergetau ebenfalls nur unter schwierigen Flugbedingungen bergen und anschließend ins Krankenhaus Traunstein transportieren.

Um diesen Einsatz durchführen zu können, waren mindestens 10 Mann der Bergwachten Grassau und Marquartstein notwendig, sowie die Besatzung des Rettungshubschraubers. "Die Einhaltung des in Coronazeiten notwendigen Abstands unter den Einsatzkräften ist in einem solchen Einsatz schon rein praktisch gar nicht möglich, daher gingen die Bergwachtmänner zusätzlich zu den alpinen Gefahren noch ein erhebliches gesundheitliches Risiko ein," laut Pressesprecherin Carolin Hohensinn .

In diesem Zusammenhang wird nochmals dringend darauf hingewiesen und gebeten, solange der Corona-Katastrophenfall läuft, von jeglichen Bergtouren und Wanderungen in schwierigem Gelände abzusehen – es gäbe "sicherlich auch genug Möglichkeiten, sich im Freiwilligendienst bei der Bewältigung der Krise zu betätigen, anstatt auf Berge zu kraxeln und dabei die Einsatzfähigkeit der Rettungsdienste zu gefährden", so Hohensinn.

− red