Passau
Nach Moschee-Schließung in Passau: Salafisten-Umzug in WGP-Bau

30.10.2016 | Stand 21.09.2023, 4:36 Uhr

In diesem WGP-Haus in der Vornholzstraße sollen Salafisten eine Wohnung bezogen haben und als Moschee nutzen. (Foto: Fischer)

Wer dachte, die Salafisten-Szene in Passau hätte sich nach der Moschee-Schließung des Islamischen Zentrums Passau (IZP) im November 2015 aus Passau verabschiedet, der irrt sich. Wie aktuelle Recherchen der "Am Sonntag" ergeben, ist die Szene weiterhin in der Dreiflüssestadt aktiv. Dies bestätigt auch das Bayerische Landesamt für Verfassungsschutz.

Das Islamische Zentrum Passau war im November 2015 in die Kritik und in den Fokus der Öffentlichkeit geraten. Hintergrund war ein zweifacher Besuch des Hasspredigers Ahmad Abul Baraa in den damaligen Moschee-Räumlichkeiten in der Breslauer Straße. Baraa vertritt eine besonders radikale Auslegung des Islam, spricht vom "gesegneten Dschihad" und gilt als wichtiger Wortführer der salafistischen Szene in ganz Deutschland. Nach dem öffentlichen Bekanntwerden der salafistischen Aktivitäten in Passau wurde das IZP damals vom Vermieter aus dem Haus komplimentiert. Doch zurückgezogen haben sich die Aktivisten des Islamzentrums offenbar nicht. Im Gegenteil: Auf den offiziellen Webseiten im Internet sind nun neue Adressen zu finden, die Hinweise auf die aktuellen Wirkungsstätten der Salafisten-Szene in Passau geben.

Pikant: Genannt wird auch die Adresse eines WGP-Gebäudes in der Vornholzstraße. Die städtische Wohnbaugesellschaft unterhält hier zahlreiche Sozialwohnungen. In einer dieser Privatwohnungen hat sich offenbar auch das IZP eingerichtet. Im Internet wird hier offen von einer Moschee gesprochen, einem Gebetsraum, in dem sich Freunde des IZP treffen. Eine weitere Adresse führt in die nahe Spitalhofstraße. Ebenfalls ein größerer Wohnbau soll hier in mindestens einem Appartement neuen Platz für das IZP bieten.

Die Behörden haben die Aktivitäten des IZP allerdings weiterhin im Auge. Auf Anfrage der AS teilte das Landesamt für Verfassungsschutz mit: "Die salafistische Szene in Niederbayern beschränkt sich in ihren Aktivitäten bislang im Wesentlichen auf den Raum Passau. (...) Das Bayeri-sche Landesamt für Verfassungsschutz beobachtet die weitere Entwicklung vor Ort genau, insbesondere ob öffentlichkeitswirksame salafistische Aktivitäten an einem möglichen neuen Versammlungsort entfaltet werden." Laut Verfassungsschutz sei es nicht ungewöhnlich, dass sich Salafisten regelmäßig im kleinen Kreis in privaten Wohnungen treffen. So können sie unbeobachtet von der Öffentlichkeit agieren. Auch den Behörden wird die Kontrolle erschwert. Diese Wohnungen bieten oft auch "Unterschlupf" bei Reisebewegungen oder dienen als Verstecke, wenn sich Salafisten dem Zugriff der Behörden entziehen wollen.

Die Stadt Passau teilte zu den aktuellen Aktivitäten des IZP mit: "Der Stadtverwaltung ist bekannt, dass es das Islamische Zentrum noch in Passau gibt. Weitere Erkenntnisse liegen der Stadtverwaltung nicht vor."

"Salafismus spielt sich nicht nur in Moscheen ab", erklären Vertreter des Verfassungsschutzes. Auch in Passau soll es Einzelpersonen geben, die gezielt versuchen, junge Männer anzuwerden. Verdachtsfälle oder Hinweise auf Anwerbeversuche sollten von den Betroffenen direkt dem Verfassungsschutz mitgeteilt werden, raten die Behörden.

Diesen und weitere Berichte lesen Sie in der aktuellen "Am Sonntag" vom 30. Oktober. Hier finden Sie das AS-ePaper.