73 Jahre - so lange dauerte es, bis Robert Grimm erfuhr, was aus seinem Schulfreund Hans Wunderlich geworden ist. Heuer im Frühjahr wurde in Dänemark das Wrack eines deutschen Jagdfliegers entdeckt, der 1944 abstürzte - und auch der Name des Piloten. Als Grimm von der Entdeckung erfuhr, war ihm sofort klar: "Mein Gott, das ist ja der Hans!"
Robert Grimm (93) ist wohl der einzige noch lebende Zeitzeuge, der Hans Wunderlich persönlich kannte. Er hat ihn so gut im Gedächtnis, als seien sie erst gestern von der Schulbank weg zum Spielen gegangen. Das war in Holenbrunn, einem Stadtteil von Wunsiedel im Fichtelgebirge. "Mitte der 1930er Jahre trennten sich unsere Wege", erzählt Robert Grimm, "weil der Hans auf eine höhere Schule gegangen ist". Und schiebt hinterher: "Ich habe ihn bewundert, weil er ein gescheiter Kopf war."
Beiden blühte dann ein Schicksal, auf das sie gerne verzichtet hätten. Wie viele ihrer Generation waren sie im Zweiten Weltkrieg den Mächtigen ohnmächtig ausgeliefert. Robert Grimm musste als gelernter Kfz-Mechaniker zu einer Werkstatt-Kompanie in die vor Stalingrad liegende Kalmücken-Steppe. Seinen alten Schulfreund Hans Wunderlich verschlug es zur Fliegerei nach Dänemark.
Hans Wunderlich kam nicht als harmloser Tourist nach Dänemark – und er kam nicht zurück. Im Frühjahr 2017 wurde in einem Soldatenbuch und auf einem Umschlag mit Essensmarken sein Name entdeckt. In dem Wrack eines deutschen Jagdfliegers, der 1944 über dem Land abstürzte.
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