Passau
Muss Bombenbastler aus Landkreis Passau in Psychiatrie bleiben?

06.05.2017 | Stand 20.09.2023, 1:37 Uhr
Christine Pierach

Der Angeklagte (l.) wird verteidigt von Rechtsanwalt Armin Dersch. − Fotos: Pierach

"Ich brauche Hilfe. Aber Eingesperrtsein ist es nicht", sagt der Bombenbastler (24) aus dem Landkreis, der derzeit auf der Anklagebank im Landgericht Passau sitzt. Er ist seit dem Sommer in der Psychiatrie untergebracht. Die Richter prüfen, ob er dort auf Dauer hingehört.

Einsamkeit und Langeweile prägen seit gut drei Jahren den Alltag des gelernten Maschinenbauers. Er hatte Jobs, ist seit Februar 2014 arbeitslos. Als der Richter ihn nun fragt, wie so ein Tag ausschaut, sagt er: "Aufstehen, Kaffee, Zigarette, noch ein Kaffee. Recht viel mehr ist da nicht." Das gelte sowohl jetzt für die Klinik als auch zuvor für daheim. Wenn der junge Mann überhaupt etwas sagt, spricht er schnell und undeutlich. Doch je mehr er erzählt, je mehr Zeugen zu Wort kommen, umso nachdenklicher macht der Satz eines Klinikarztes: "Bei der Aufnahme hatte ich das Gefühl, ich habe einen zukünftigen Amokläufer vor mir."

Er habe Bomben gebastelt, um jemanden zu bestrafen

Offenbar schrillten auch bei den Polizisten Alarmglocken, als der Mann Mitte Juli auf die Wache kam und Misshandlungen anzeigen wollte, die ihm ein Freund seiner Mutter angetan habe. Er sei da sechs Jahre alt gewesen. Und überhaupt habe er Bomben gebastelt, weil er diesen Typen endlich bestrafen wollte.

Wie Bombenbasteln geht, habe er "öfter im Internet und im Fernsehen gesehen". Aus Wasserrohren vom Baumarkt und Schwarzpulver bestehen die Sprengsätze. Das Pulver habe er in der Jugend mit einem Kumpel zusammengemischt, damals aus Langeweile. Ein Diplom-Chemiker hat die Bomben untersucht. Jede ist, gezündet, durch große Hitzeentwicklung und starken Druckstoß sehr gefährlich.

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