"Ich freue mich! Ich stehe im Atrium und sehe sehr, sehr viele Menschen!" – Hans Sickinger, Mitglied der Schulleitung der Kreismusikschule Passau und Leiter deren Zweigstelle Vilshofen, steht die Begeisterung ins Gesicht geschrieben.
Zweimal hatten er, seine Lehrerkollegen und Schüler dieses Jubiläum verschieben müssen: Die Zweigstelle Vilshofen gibt es seit 42 Jahren, an diesem Abend wird das 40-jährige Bestehen nachgefeiert: "Im dritten Anlauf hat es endlich geklappt!"
Die kleinsten Musiker aus der Früherziehung Alkofen dürfen das Jubiläumskonzert eröffnen. Fröhlich erobern sie die Bühne und geben singend und klatschend das Lied "Zwei kleine Wölfe" zum Besten, gefolgt von einem Blockflöten-Trio mit Emilia, Johannes und Katharina. Die Volksweise "Auf der Mauer, auf der Lauer" spielt das Querflöten-Trio Dorka, Valentina und Ida.
"Aber wie kam es überhaupt zur Gründung der Vilshofener Musikschul-Zweigstelle?" Zu dieser Frage bittet Hans Sickinger Altbürgermeister Hans Gschwendtner zu einem Interview auf die Bühne. Der hatte die Sache seinerzeit ins Rollen gebracht: "Wir brauchten einen Träger." Diese Rolle übernahm die Stadt Vilshofen. Die Rolle des "Kümmerers" ging an den Gründer der Kreismusikschule Passau, Klaus Hatting, und inzwischen an dessen Nachfolger Kurt Brunner.
In allen Kindergärten und fast allen Schulen im Landkreis sei die Musikschule vertreten, um die 70 Lehrer seien engagiert. "Erfunden haben es 1979 die Eltern", die sich die Musikschule gewünscht hatten, erzählt Gschwendtner. 83 Schüler hatte die Musikschule in den ersten zwei Jahren – "dann kam Hans Sickinger und die Schülerzahl wuchs auf 200." Untergebracht ist die Vilshofener Zweigstelle in der Mittelschule St. Georg.
Nach dem Interview und dem Volkslied "Hans, wos duast denn du do" erobern die Chorklassen von "Vilshofen singt" die Bühne und schmettern die Europa-Hymne, begleitet von den Bläsern. Sieben verschiedene Blasinstrumente sind im Einsatz.
Auf gleich drei Instrumenten spielt Jenny Meisinger an diesem Abend: einen melancholischen Tango auf dem Akkordeon, "Scarborough fair" auf der Gitarre und "Knockin‘ on Heaven‘s Door". "Sie ist unser Multitalent", erzählt Hans Sickinger dem Publikum: Die Sechstklässlerin spiele zudem Geige, Cello und Klavier.
Zu Gast sind an diesem Jubiläumsabend auch Musikschulleiter Istvan Demenyi und zwei seiner Musikschüler aus der Partnerschule im ungarischen Enying: Bence Kertai am Keybord und seine Schwester Fanni (Querflöte) geben ihre Musikstücke mit professioneller Ruhe zum Besten. Die Partnerschaft mit Vilshofen besteht seit 15 Jahren – es gab also an diesem Abend gleich zwei Jubiläen zu feiern.
"Danke an alle Schüler, die uns diesen tollen Konzertabend beschert haben", sagte Kurt Brunner. Der amtierende Leiter der Kreismusikschule Passau betonte: "Die Kreismusikschule zählt zu den Institutionen, die sich auf ihren Erfahrungen und Erfolgen keineswegs ausruhen, sondern sich immer neu erfinden." Sie sei "Treffpunkt für aktive und kreative Menschen".
"Was gibt es Schöneres als diesen Abend?", fragt Bürgermeister Florian Gams in die Runde. Er sei dankbar, dass "so etwas" wieder möglich sei. 240 Kinder, jugendliche und erwachsene Schüler habe die Zweigstelle. "Danke, dass Ihr ein Angebot schafft, das die Kinder zur Musik bringt." Es sei erwiesen, dass Musizieren Kinder in ihrer Entwicklung weiterbringt.
Ihren ersten gemeinsamen Auftritt haben an diesem Konzertabend Sängerin Ranja Baumgartner und Pianistin Lea Glessinger, berichtet ihr Lehrer Mario Eckmüller. Melancholisch-sehnsüchtig gestalten die beiden ihr Stück "Someone You Loved" – und strahlen erleichtert, als es gut geklappt hat. Die mehrfach ausgezeichnete Sängerin Lara Zacher setzt mit ihrer vollen, dunklen Altstimme einen wunderbaren Schlusspunkt.
Wie ist die Vilshofener Musikschul-Zweigstelle entstanden? Davon erzählte Altbürgermeister Hans Gschwendtner (v.r.) im Interview mit Leiter Hans Sickinger. −Fotos: Gabriel
Ein in seinem ungarischen Heimatort Enying getöpfertes Präsent zum 40-jährigen Bestehen überreichte Schulleiter Istvan Demenyi (v.l.) an seinen bayerischen Kollegen Hans Sickinger.
