Im Reich unbewusster Fantasien
Museum Buchheim zeigt Grotesken von Emil Nolde

20.09.2017 | Stand 20.09.2023, 22:21 Uhr
Barbara Reitter-Welter

"Frühmorgenflug" von Emil Nolde, Öl auf Leinwand 1940. − Foto: Nolde Stiftung Seebüll

Expressive Blumenstillleben, dramatische Wolkenformationen, glutvolle Sonnenuntergänge über nordischen Landschaften, vielleicht noch religiöse Themen oder seine Reise-Impressionen aus der Südsee – das assoziiert man mit dem expressionistischen Maler Emil Nolde (1867–1956). Doch jenseits dieser Klischees gibt es eine düstere Seite des Künstlers: seine Grotesken. Ein Störfaktor im Gesamt-Œuvre? Erstmals legt eine umfangreiche Ausstellung im Buchheim Museum den Fokus auf diese unbekannte Facette.
Grotesk, das heißt übersteigert, verzerrt, aber auch komisch oder grauenerregend und fantastisch geformt. Beim Spielen im Kuhstall auf dem elterlichen Bauernhof fantasierte das Kind in die Formen des von den Wänden rieselnden Kalks bizarre Spukgestalten hinein. Dieses frühe Erleben visualisiert er erstmals bei seinen grotesken "Bergpostkarten", mit denen der Rundgang einsetzt, der den Besuchern 120 Arbeiten aus allen Schaffensphasen bietet, darunter viele unbekannte. Im schweizerischen St. Gallen, wo Nolde ab 1895 als Lehrer arbeitete, wurde das Nordlicht zum begeisterten Alpinisten. Er bestieg nicht nur alle Viertausender der Region, er gab ihnen auf seinen kleinen Aquarellen karikaturhaft überzogene menschliche Züge und nannte sie "Nashörnli", "Das Matterhorn lächelt" oder "Der Ortler träumt – von verschwundenen Zeiten".
Die Ausstellung im Buchheim Museum in Bernried geht bis 15. Oktober und ist geöffnet Dienstag bis Sonntag und an Feiertagen von 10 bis 18 Uhr.

Mehr zum Thema lesen Sie am 20. September in der Passauer Neuen Presse.