Mit Lisa Eders "Der wilde Wald"
Münchner Dokfest eröffnet: 90 Filme feiern Premiere

06.05.2021 | Stand 12.10.2023, 10:37 Uhr

Regisseurin Lisa Eder. −F.: PNP

Ein Filmfestival ohne Kinos? Was bis letztes Jahr unmöglich schien, wurde für die Veranstalter vom Dokfest München nun schon zum zweiten Mal traurige Realität. Lange haben sie gehofft, doch letztendlich stand fest: Das Dokumentarfilmfestival muss auch in diesem Jahr wieder online stattfinden, quasi in den Wohnzimmern des Publikums.

Wie gut sich die Veranstalter mit der ungewohnten Situation arrangiert haben, wurde bei der vierzigminütigen Eröffnungsfeier deutlich. Im leeren Deutschen Theater begrüßten Moderatorin Christa Wolf und die Festivalleiter Daniel Sponsel und Adele Kohout die Zuschauer vor den heimischen Bildschirmen. Schnelle Schnitte, häufige Ortswechsel und die musikalische Begleitung der Band "Van Damme 38" sorgten für eine lebendige Stimmung – trotz leerer Zuschauerränge.

Den Auftakt zum Dokfest machte die Deutschlandpremiere des Films "Hinter den Schlagzeilen" des Berliner Regisseurs Daniel Sager. Zwei Jahre lang hat er die Investigativ-Reporter der Süddeutschen Zeitung, Bastian Obermayer und Frederik Obermaier, begleitet. "Hinter den Schlagzeilen" ist kein Film über aufsehenerregende Enthüllungen, sondern erzählt vor allem von den langen, oft frustrierenden und manchmal gefährlichen Recherchen dahinter. Hier geht es um brisantes Material, das den damaligen österreichischen Vize-Kanzler Heinz-Christian Strache in einer Villa auf Ibiza zeigt. Der Zuschauer weiß das, doch der Spannung tut es keinen Abbruch. So laut und dramatisch die öffentlichen Reaktionen auf das Ibiza-Video waren, so nüchtern und unaufgeregt beschreibt der Regisseur die Arbeit der Reporter.

90 Filme feiern im Mai auf dem diesjährigen Dokfestival ihre Premiere. Darunter ist auch der Kinofilm "Der wilde Wald", den Lisa Eder anlässlich des 50. Jubiläums des Nationalparks Bayerischer Wald produziert hat. Die niederbayerische Regisseurin war bereits im PNP-Podcast "Auf an Ratsch" zu Gast und hat dort von ihrem Filmprojekt erzählt. Die Folge ist abrufbar auf pnp.de/audio und allen Podcastplattformen.



Auch wenn sich die Atmosphäre wohl kaum mit früheren Filmfestivals vergleichen lässt, so hat die Sache doch auch etwas Gutes: Filmfans sparen sich die Anreise nach München und können die insgesamt 131 Filme aus 43 Ländern des Münchner Dokumentarfilm-Festivals in diesem Jahr bequem online anschauen.

Die virtuellen Kino-Tickets können zu einem beliebigen Zeitpunkt während des Festivals eingelöst werden. Der jeweilige Film ist dann für 24 Stunden verfügbar. Für interessante Einblicke hinter die Kulissen sorgen Filmgespräche mit Regisseuren, Produzenten und Protagonisten, die teilweise live übertragen werden.

Das Dokfest endet am 23. Mai. Weitere Infos zum Ticketverkauf, sowie zum Spielplan finden Sie unter www.dokfest-münchen.de

Theresa Lang