Ankündigung von OB Reiter
München plant 2G für Gaststätten - Ärzte warnen vor Klinik-Kollaps

11.11.2021 | Stand 21.09.2023, 5:57 Uhr

−Symbolbild: Sven Hoppe/dpa

Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) will wegen der kritischen Corona-Lage die 2G-Regel für die Gastronomie in der bayerischen Landeshauptstadt einführen. Er bezeichnete die Corona-Situation am Donnerstag im Münchner Rathaus als "dramatisch".



2G soll seinen Angaben zufolge sowohl im Außen- als auch im Innenbereich gelten - und im besten Fall bereits ab kommender Woche. Dann dürfen nur noch von einer Covid-Erkrankung Genesene und vollständig Geimpfte in Restaurants und Bars gelassen werden. Für Hotels soll das nicht gelten - da bleibe die 3G-Regelung in Kraft, hier dürfen also neben vollständig Geimpften und Genesenen weiter auch Getestete einchecken.

Übergangslösung für 12- bis 18-Jährige

Auch in Restaurants und Bars gebe es eine Einschränkung "für die 12- bis 18-Jährigen", die "noch eine Übergangslösung bis zum Jahresende" bekommen sollen, sagte der Münchner OB. Bis dahin sollen diese mit der 3G-Plus-Regel - also auch mit einem negativen PCR-Test - ihre Eltern begleiten dürfen.

Die Corona-Lage spitzt sich in Bayern immer weiter zu: Die Infektions- und Todeszahlen sind weit überdurchschnittlich, weswegen die Staatsregierung die neuerliche Ausrufung des landesweiten Katastrophenfalls erklärt hat. Der Landkreis Rottal-Inn lag am Donnerstag laut Robert Koch-Institut mit einer Inzidenz von 1140,4 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern in sieben Tagen weiter bundesweit an der Spitze, gefolgt von vier weiteren bayerischen Kommunen.

Münchner Chefarzt: "Es ist fünf nach zwölf"

Mediziner warnen vor dramatischen Zuständen: "Es ist fünf nach zwölf", sagte Clemens Wendtner, Chefarzt der Infektiologie an der München Klinik Schwabing. Er betonte, "dass die Notfallversorgung, wohlgemerkt in München, aber auch in Bayern, quasi an ihre Grenze kommt."

Reiter wurde deutlich: "Meine dringende Bitte und mein dringender Appell an alle Ungeimpften: Bitte lassen Sie sich impfen."

Münchner Ärzte warnen vor Klinik-Kollaps - Droht Triage?

Ärzte warnen vor einem Kollaps der Münchner Krankenhäuser. "Es ist fünf nach zwölf", sagte Clemens Wendtner, Chefarzt der Infektiologie an der München Klinik Schwabing. Er betonte am Donnerstag in München, "dass die Notfallversorgung, wohlgemerkt in München, aber auch in Bayern, quasi an ihre Grenze kommt".

Auch Axel Fischer, Geschäftsführer der München Klinik, sprach von einer "Notlage" der Kliniken wegen der kritischen Corona-Situation. Man sei derzeit Herr des Pandemiegeschehens, sagte Fischer in München - aber nur "weil schon 50 Prozent unserer planbaren Operationen und Eingriffe heruntergefahren sind". Der Punkt einer Triage, also das Priorisieren von medizinischen Notfällen aufgrund von Mangel an Ressourcen, könne "innerhalb weniger Wochen" erreicht sein, "wenn jetzt nicht gegengesteuert wird".

"Stehen wieder am Anfang"

"2020 hatten wir sehr ähnliche Zahlen. Wir hatten eine Impfkampagne in Deutschland, in Bayern, in München und stehen im Prinzip wieder am Anfang", sagte Wendtner. "Das ist zunächst mal nicht verständlich." Als Gründe hierfür nannte der Mediziner das aggressivere Verhalten der Delta-Variante, einen Nachlass der Immunisierung "insbesondere" bei den zu Jahresbeginn geimpften Personen und eine zu niedrige Impfquote in der Gesamtbevölkerung.

"Wir wissen, dass in Deutschland 67 Prozent vollständig geimpft sind. Das reicht nicht. Wir müssen davon ausgehen, dass wir eine 85-prozentige Impfquote benötigen für die Gesamtbevölkerung", betonte Wendtner. "Das Virus unterscheidet nicht zwischen Kindern und Erwachsenen." Sollte die Impfquote steigen, steigt auch die Hoffnung. "Das ist unsere Chance, die Dinge zu beenden."

Passend dazu soll das Impfangebot "selbstverständlich" ausgebaut werden, wie Gesundheitsreferentin Beatrix Zurek bestätigte. Doch derzeit werde der Impfstoff in Oberbayern knapp. Der Freistaat bemühe sich jedoch um Nachschub, wie Zurek sagte. Für das Wochenende könnten deshalb Probleme an Impfstellen entstehen. An Impfwillige hatte sie einen Rat: "Lassen sie sich impfen, aber stellen Sie sich vielleicht erst nächste Woche Dienstag an."

− dpa