Traunstein
Mord an Ehepaar vor 20 Jahren: Jetzt gibt es neue Hinweise

09.01.2017 | Stand 21.09.2023, 1:48 Uhr

Das holländische Ehepaar Truus und Harry Langendonk fiel im Juni 1997 einem Verbrechen zum Opfer. Der Täter ist nicht gefasst. − Foto: Polizei

Nach dem Mord an einem Ehepaar in Traunstein vor 20 Jahren hat die Kriminalpolizei im Fernsehen einen Zeugenaufruf gestartet. In der VOX-Doku "Mörderjagd – Wie Profiler ermitteln" wurde der Fall am Samstagabend wieder aufgegriffen. Daraufhin gingen bei der Kripo gut 20 Hinweise ein. Darunter sind einige, die bereits in der Vergangenheit schon bekannt waren und auch Hinweise auf Menschen, die bereits überprüft worden sind. Einige "neue" Personen wurden als Verdächtige benannt, den Hinweisen geht die Kripo Traunstein nun nach.

Es ist "eines der brutalsten Verbrechen, das je im Dienstbereich der Kriminalpolizei Traunstein begangen wurde", schreibt das Polizeipräsidium Oberbayern Süd in seiner Mitteilung vom Wochenende. Gemeint ist damit der Mord an einem holländischen Ehepaar 1997 bei Litzwalchen im Landkreis Traunstein, der noch immer ungeklärt ist. Anlässlich des 20. Jahrestages des grausamen Verbrechens geht die Kriminalpolizei in die Offensive. Der Fall ruhte über die Jahre nie und wurde als sogenannter "Cold Case" (kalter Fall) immer wieder weiterentwickelt. Die Ermittler stützten sich dabei zum einen auf neue Möglichkeiten der Kriminaltechnik, Forensik sowie Spurensicherung und Spurenauswertung und suchten zum anderen intensiv die Kontakte in das immer weiter zusammenwachsende europäische Ausland ab. Sie wurden dabei auch von den "Profilern" der operativen Fallanalyse des Polizeipräsidiums München unterstützt.

Was war damals geschehen? Auf einem Waldparkplatz an der Staatsstraße Nürnberg–Altenfurt/Feucht wurden in der Nacht zum 8. Juni 1997 in einem ausgebrannten Wohnmobil die Leichen der Niederländer Truus und Harry Langendonk gefunden. Das Ehepaar war Opfer eines Gewaltverbrechens geworden. Ermittlungen ergaben, dass der Tatort des Doppelmordes am nördlichen Waldrand neben der B304 bei Litzlwalchen, Gemeinde Nußdorf im Landkreis Traunstein, liegt. Die Tatzeit dürfte am Samstag, 7. Juni 1997, gegen 18 Uhr, gewesen sein. Als Tatwaffe wurde eine Pistole "Tokarev T33" ausgemacht. Erst gegen 20 Uhr fuhren der oder die Täter mit einem Wohnmobil vom Tatort weg.

Die letzten Tage und Stunden vor dem Verbrechen kann die Polizei recht genau nachvollziehen. So hielten sich die Langendonks am 6. Juni 1997 auf der Insel Herrenchiemsee auf. Dort wurden sie zwischen 9 Uhr und 11 Uhr am Bootsanlegesteg gesehen. Am 7. Juni befand sich das Ehepaar zwischen 12.30 Uhr und 14 Uhr im Wirtshaus zum Schlossberg in Marquartstein, gegen 14.30 Uhr erfolgte ein Telefonat aus einer Telefonzelle in Siegsdorf. Anschließend fuhren sie nach Litzlwalchen und legten eine Rast am Waldrand ein. Dort wurde gegen 18 Uhr ihr Leben gewaltsam beendet.

Am 8. Juni 1997, also einen Tag nach der Tat, gegen 2 Uhr nachts, nahm ein Taxifahrer unweit des ausgebrannten Wohnmobils in Nürnberg-Altenfurt einen männlichen Fahrgast auf, der am Hauptbahnhof in Nürnberg ausstieg. Von dort aus fuhr dieser mit einem weiteren Taxi in den Landkreis Traunstein und ließ sich kurz nach 5 Uhr an der Bundesstraße 304 zwischen Aiging und Matzing in der Nähe des Tatortes absetzen. Dort verliert sich seine Spur. Die Polizei geht davon aus, dass es sich bei dem Unbekannten um den Täter handelt. Sie konnte ihn in den vergangenen 20 Jahren nicht identifizieren. Polizei und Hinterbliebene haben eine Belohnung in Höhe von 51.000 Euro auf Hinweise ausgesetzt.

− pnp