Altötting
Mit minus 55 Grad gegen Herzrhythmusstörungen

07.02.2016 | Stand 20.09.2023, 7:07 Uhr

Michael Salzig (71; oberes Bild, links) aus Burghausen hat sich wegen seines immer wieder auftretenden Vorhofflimmerns in die Hände von Oberarzt Dr. Christoph Wieser (Mitte) begeben. Mit der sogenannten Kryoballontechnik wurde ihm geholfen, indem seine Lungenvenen verödet wurden. Dr. Walter Notheis, Chefarzt der Kardiologie, betont, dass die Altöttinger Kreisklinik mit dieser Therapieform, die zurzeit hauptsächlich in Uni- und Großstadtkrankenhäusern angewandt wird, eine Vorreiterrolle einnimmt. − Foto: Schwarz

"Zehn Prozent der 80-jährigen Menschen leiden an Herzrhythmusstörungen. Das ist nicht akut lebensbedrohlich, aber lästig." Oberarzt Dr. Christoph Wieser (38) ist Kardiologe an der Kreisklinik Altötting. Und er kann den Patienten mit diesen Erkrankungen helfen – nämlich nach den neuesten Möglichkeiten der medizinischen Kunst, wie Chefarzt Dr. Walter Notheis betont.

Vorhofflimmern ist die am häufigsten auftretende Art der Herzrhythmusstörung. Bis vor zehn, 15 Jahren wurde diese Erkrankung, die ein erhöhtes Risiko für einen Schlaganfall oder andere Herzleiden nach sich zieht, medikamentös behandelt, um einen höheren Puls zu verhindern. Aktuelle Therapieformen aber werden im Herzkatheterlabor durchgeführt. Am gebräuchlichsten ist Methode, durch punktuelle Hitzeeinwirkung (Stromkatheterablation) an den Lungenvenen die Reizübertragung zu unterbrechen und so das Herz zu beruhigen. Eine Möglichkeit, wenngleich nicht die effektivste, wie Dr. Notheis sagt.

Deshalb gehe man in Altötting den entgegengesetzten Weg: Man setzt auf Kälte, genauer gesagt auf minus 55 Grad. Mithilfe eines bis auf 28 Millimeter aufblasbaren, mit Dickstickstoffmonoxid (N2O) gefüllten Ballons wird eine gleichmäßige Verödung der Lungenvenenmündungstellen in den linken Vorhof möglich. "Dort ist in den allermeisten Fällen der Ursprung des Vorhofflimmerns lokalisiert und kann durch Abkühlung des Ballons auf minimal minus 55 Grad Celsius für maximal 240 Sekunden beseitigt werden", erläutert Dr. Christoph Wieser. All vier Lungenvenen werden auf diese Weise isoliert; die Erfolgsquote liege bei 80 Prozent.

− ecs

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