Hauzenberg/ Neuburg am Inn
"Menschen, aus deren Gesichtern etwas spricht"

14.09.2022 | Stand 21.09.2023, 2:41 Uhr

"Holzhauer" heißt dieses Bild, das 2020 im Bayerischen Wald entstanden ist. Es ist eine der Fotografien von Martin Waldbauer, die ab Sonntag auf Schloss Neuburg zu sehen sind.

Mittlerweile ist er landesweit bekannt, zuletzt sorgte die Ausstellung seiner Fotos in Landshut für einen regelrechten Besucheransturm. Jetzt stellt der Hauzenberger Fotograf Martin Waldbauer (36) erstmals in der Landkreisgalerie auf Schloss Neuburg am Inn (Landkreis Passau) aus.

Von 18. September bis 31. Oktober sind seine "Spuren der Zeit" zu sehen, die erste große Ausstellung Waldbauers in seinem Heimatlandkreis. Die PNP hat im Vorfeld der Ausstellungseröffnung mit Waldbauer gesprochen.

Die Werkschau in der Landkreisgalerie wird Ihre erste große Ausstellung im Landkreis sein. Ist das was Besonderes für Sie?
Waldbauer: Die Ausstellung auf Schloss Neuburg wird die erste Einzelausstellung im Landkreis Passau seit knapp zehn Jahren, das ist richtig. Natürlich hat es eine besondere Qualität im Heimatlandkreis die Arbeiten zu zeigen, schließlich thematisiert die Werkreihe "Spuren der Zeit" zum größten Teil die Menschen und den Landstrich hier in meiner unmittelbaren Umgebung. Ich freue mich auf die Möglichkeit, in den schönen und großen Räumen in der Landkreisgalerie die Bilder hängen zu sehen.

Nach zehn Jahren die erste große Ausstellung – warum erst jetzt?
Waldbauer: Seit der letzten Einzelausstellung 2013 in Passau hat sich vieles verändert. Ich fotografierte damals noch digital und entschied mich bewusst, damit aufzuhören – mir ging das alles zu einfach, ich brauchte neue Herausforderungen. Also verkaufte ich meine komplette Ausrüstung und begann nach und nach mich in das komplexe Themenfeld der analogen Fotografie einzuarbeiten. Das alles benötigte natürlich viel Zeit und Anstrengungen. Ich legte meinen Fokus die ersten Jahre intensiv auf verschiedene Serien, welche ich über viele Jahre hinweg immer wieder erweitert habe. Nach und nach formte sich dann irgendwann ein präzises Bild und ich hatte bereits eine ordentliche Bandbreite und Fülle an Material beisammen. So richtig Fahrt aufgenommen hat es aber dann erst als zwei größere Artikel in der Süddeutschen Zeitung erschienen und daraufhin der Bayerische Rundfunk einige Beiträge ausstrahlte. Es folgten viele Anfragen von überregionalen Ausstellungshäusern, und auch der Landkreis Passau bekundete Interesse. Manchmal brauchen Dinge einfach ihre Zeit, so ist das im Leben – man muss die Ausdauer und Geduld haben und an sich glauben, immer weitermachen und hart arbeiten.

Mittlerweile sind Sie sehr bekannt, natürlich auch in der Heimat rund um Hauzenberg. Stört die Bekanntheit, um Menschen ihre mögliche Befangenheit vor der Kamera zu nehmen? Oder hilft es sogar, gar nicht mehr erklären zu müssen, was man tut?
Waldbauer: Hier treffen beide Aspekte zu, das ist von Situation und Person immer unterschiedlich. Generell kann ich aber sagen, dass die meisten Porträtierten von meiner Person davor noch nie etwas
gehört oder gesehen haben. Das empfinde ich im Grunde als großen Vorteil, da die Menschen völlig unvoreingenommen in die Sache reingehen. Der Fokus meiner Fotografie liegt darin, den "einfachen" Menschen zu zeigen – Menschen, die nicht täglich im Rampenlicht stehen. Mich interessieren Menschen, aus deren Gesichtern etwas "spricht". Meine Porträts zeigen Menschen, welche mich faszinieren, in den Bann ziehen – diesen Menschen muss ich es nicht recht machen, aber ich muss ihnen gerecht werden und ihnen dankbar sein für dieses "Geschenk"!

Wenn Sie Ihre Fotos vor zehn Jahren und jetzt vergleichen: Wohin geht die Entwicklung?
Waldbauer: Meine damaligen mit den heutigen Arbeiten zu vergleichen fällt schwer. Ich würde behaupten, dass die damaligen Bilder "spielerischer" waren. Ich arrangierte damals viel mehr, inszenierte Personen in Szenerien und Kulissen – ich arbeitete im Grunde wie ein Filmemacher. Ich merkte schnell, dass diese Art von Fotografie gut ankam. Mich langweilte aber irgendwann die Inszenierung und ich entschloss mich bewusst, einen radikaleren und härteren Weg zu gehen.

Was meinen Sie damit?
Waldbauer: Ich fotografierte vor zehn Jahren ausschließlich Menschen aus meinem Freundes- und Bekanntenkreis – ich plante Gegebenheiten bis ins letzte Detail. Meine heutigen Arbeiten handeln vom absoluten Gegenteil – ich bin oft tagelang unterwegs, in Gegenden, die ich nicht kenne, streife umher und schaue, was passiert. Ich treffe die Menschen, welche ich fotografiere, zufällig an, komme mit ihnen ins Gespräch, erkläre was und warum ich das mache und fotografiere diese dann in der jeweiligen Umgebung, isoliere sie aber aus jener – somit kann in den Bildern kein wirklicher Kontext zu Raum und Zeit gegeben werden. Meine heutigen Bilder sind analoge Handabzüge in limitierten Editionen, der Fokus liegt klar mehr auf dem fertigen Objekt an der Wand. Vor zehn Jahren fotografierte ich für Likes in Sozialen Medien, heute hängen meine Bilder bei Sammlern und Institutionen.

Und der Ausblick auf die nächsten Jahre, gibt es Pläne und Projekte?
Waldbauer: Ich bin die kommenden beiden Jahre mit Ausstellungen quasi ausgebucht, werde weiter an einer bereits begonnenen Serie über den Böhmerwald arbeiten und in absehbarer Zeit versuchen, einen Bildband zu publizieren.

Martin Waldbauers Ausstellung "Spuren der Zeit" in der Landkreisgalerie ist ab 18. September (Ausstellungseröffnung um 16 Uhr) bis 31. Oktober zu sehen. Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag von 11 bis 17 Uhr.

Verlosung

Das Kulturreferat des Landkreises Passau verlost zur Ausstellung drei großformatige Profi-Abzüge des Fotos "Holzhauer". Die Abzüge, auf Platten aufgezogen, sind vom Fotografen signiert. Wer teilnehmen will, sendet eine Mail mit dem Betreff "Spuren der Zeit" und seiner vollständigen Adresse bis 17. September an kulturreferat@landkreis-passau.de. Die Gewinner werden in der PNP bekannt gegeben. Die Fotos werden zugeschickt.

− red