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Mehr Rechte für Fluggäste: Vorstoß gegen lange Wartezeiten an Gepäckausgabe

28.10.2022 | Stand 02.11.2022, 10:19 Uhr

„Wir sollten erwägen, die Wartezeiten an den Gepäckausgaben in die Fluggastrechte zu integrieren“, sagte Stefan Schmidt, Sprecher für Tourismuspolitik der Grünen im Bundestag. −Foto: dpa-Bildfunk

Von Thomas Vitzthum

Tourismuspolitiker aus Regierung und Opposition drohen, lange Wartezeiten bei der Gepäckausgabe an den Flughäfen in die Fluggastrechte zu integrieren und mit Regressansprüchen zu versehen.



Stefan Schmidt, Sprecher für Tourismuspolitik der Grünen im Bundestag, sagte den Zeitungen der Mediengruppe Bayern: „Hier sind die Flughäfen und Airlines in der Verantwortung, endlich für Verbesserung zu sorgen. Da passiert noch zu wenig. Wir sollten erwägen, die Wartezeiten an den Gepäckausgaben in die Fluggastrechte zu integrieren. Ein Flug, der pünktlich gelandet ist, bei dem die Passagiere aber zwei oder drei Stunden auf ihr Gepäck warten, ist nicht mehr pünktlich.“ Eine Stunde Wartezeit ist für Schmidt nach dem Ausstieg akzeptabel. „Was darüber hinaus geht, könnte zu Regressforderungen führen.“

Auch Stefan Zierke, tourismuspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, sieht Handlungsbedarf: „Wartezeiten bei der Gepäckausgabe von mehr als einer halben Stunde sind nicht mehr hinnehmbar. Es wäre sinnvoll, wenn es dazu neue Regeln im Verbraucherschutz gäbe.“

Mehr Rechte für Fluggäste

Zierkes CDU-Pendant, Anja Karliczek, teilt das Anliegen: „Angesichts der immer häufiger auftretenden Verspätungen bei der Gepäckausgabe sollten wir tatsächlich prüfen, inwieweit hier kundenfreundliche Fristen für Schadensersatzforderungen eingeführt werden sollten.“ Allerdings müssten laut Karliczek solche Maßnahmen EU-weit eingeführt werden, um die Konkurrenzsituation für die deutsche Luftverkehrswirtschaft nicht noch weiter zu verschärfen. Für den FDP-Tourismuspolitiker Nico Tippelt ist die Ausweitung der Fluggastrechte „das letzte Mittel, aber nicht auszuschließen“.

FDP: Berliner Flughafen soll gestärkt werden

Die FDP sieht vor allem Handlungsbedarf für den Hauptstadtflughafen BER und fordert die Lufthansa zur Ausweitung des Flugangebots auf. „Der Provinz-Status von Berlin ist ein Problem. Ich sehe dabei die Lufthansa und ihre Tochterunternehmen in der Pflicht, ein breiteres Angebot mit Direktflügen, mindestens zu den wichtigsten europäischen (Haupt)-städten, anzubieten“, sagt Tippelt. Der deutsche Staat habe die Lufthansa während der Pandemie großzügig unterstützt. „Und es ist durchaus bewundernswert, dass seitens der Lufthansa die Staatshilfen bereits zurückgezahlt worden. Es ist jedoch nicht zu viel erwartet, wenn die Lufthansa Gruppe jetzt auch Berlin als wichtigeres Standbein ausbaut.“ Generell sei es „keine gute Entwicklung, dass sich Fluggesellschaften von größeren deutschen Flughäfen zurückziehen. Eine Verknappung des Angebots bedeutet für touristische Dienstleister weniger Kunden und Umsatz.“