Glorreiche Zeiten waren das: Den Superstar Ray Charles holte eine Gruppe Musikverrückter aus Vilshofen im Kreis Passau in die Nibelungenhalle der Dreiflüssestadt. Jan Garbarek war da mit der berühmten Renaissance-Improvisation "Officium", die Bigband von Lionel Hampton spielte einst im Wolferstetter Keller. An diese Tage knüpfen die Jazz- und Musikfreunde Vilshofen zu ihrem 40. Jubiläum wieder an – und holen den Pop- und Soulsänger Max Mutzke zum Geburtstagskonzert.
"Das ist eine ganz große Nummer", sagt euphorisch Peter Waller, stellvertretender Vorsitzender der Jazzfreunde. "Wir wollen was Cooles machen und den Kontakt zum jungen Publikum herstellen." Das könnte gelingen mit dem Konzert an diesem Freitag, 7. Oktober, um 20 Uhr im Atrium des Gymnasiums Vilshofen.
Das Programm und die Besetzung sind spektakulär: Mit Sänger Max Mutzke auf der Bühne stehen Jazztrompeter Joo Kraus, dessen Soulband und ein Streichquartett für die poetischen Momente – ein Neuner-Ensemble, das sich nach der Premiere 2019 fürs Jubiläum der Jazz- und Musikfreunde Vilshofen noch einmal neu zusammenfindet. Die Arrangements für das Rock-Pop-Soul-Jazz-Konzert hat Joo Kraus geschrieben.
Keimzelle dieses Konzerts, der Reihe "Herbstlaub – Musik ist bunt" und der Aktivitäten über 40 Jahre hinweg war das Nebenzimmer beim Kirchenwirt in Vilshofen. Hier wurde am 10. Februar 1982 der Verein gegründet, Heinz Huber, später Gründer von "Jazz an der Donau", war der erste Vorsitzende, Bert Umminger von der Flickschuster Jazzband sein Stellvertreter, es folgten an der Spitze Christian Eberle, heute Kulturreferent des Landkreises Passau, Ingolf Müller, Peter Wallner und seit 2008 erneut Christian Eberle. Schon Anfang der 80er holte der Verein zum "Jazzmeeting" Künstler wie Peter Herbolzheimer und Chris Barber an die Donau.
Aber wie kam Jazz ausgerechnet in die niederbayerische Kleinstadt? Falsche Frage, denn "Jazz hat’s in Vilshofen immer schon gegeben", sagt Christian Eberle. "In der Ortenburger Straße unter uns in der Schneiderei hat sich immer die Dixielandband getroffen, da sind wir natürlich runter, wenn da Musik war. Das waren mit fünf, sechs Jahren meine ersten Berührungen mit Jazz."
Abgesehen von den großen Namen als Würze im Kulturjahr ist es Aufgabe und Anliegen des Vereins, regionale Künstlerinnen und Künstler zu fördern, die "künstlerische Musik" betreiben, wie die Satzung sagt. Und Musik heißt eben nicht nur Jazz: Am 7. Januar singt der bemerkenswerte Osterhofener Bariton Jonas Müller Schuberts "Winterreise" in der Alten Kirche in Pleinting, begleitet vom Gitarenduo Tomasi-Musso.
Ein Wunsch zum Geburtstag? "Wir freuen uns über jeden Besucher und jedes neue Mitglied im Verein", sagt Peter Wallner. "Dafür bieten wir ein Angebot, das sonst keiner macht in der Umgebung."
Raimund Meisenberger
Leiten die Jazz- und Musikfreunde Vilshofen als zweiter und erster Vorsitzender: Peter Wallner (l.) und Christian Eberle. −F.: Meisenberger
Joo Kraus
