"Malerwinkel": Ein Juwel am Chiemsee

"VR meine Raiffeisenbank" als neue Eigentümerin will das traditionsreiche Haus weiterführen

22.02.2020 | Stand 22.02.2020, 4:00 Uhr

Das Hotel-Restaurant "Malerwinkel" zwischen Seebruck und Gollenshausen wechselt den Eigentümer. Anni Loh hat das traditionsreiche Haus an die VR meine Raiffeisenbank verkauft. Die Bank will den Hotel- und Gaststättenbetrieb fortsetzen. −Foto: red

Seeon-Seebruck/Altötting. In der Bevölkerung des Chiemgaus und darüber hinaus ist die Nachricht von der Übernahme des Hotels und Restaurants "Malerwinkel" am Chiemsees durch die VR meine Raiffeisenbank überwiegend positiv aufgenommen worden. Die Genossenschaftsbank, deren Geschäftsgebiet die Landkreise Altötting, Mühldorf und Traunstein umfasst, hat das traditionsreiche Haus am Chiemsee-Nordufer gekauft und will es als Hotel mit Restaurant und Café weiter betreiben.

Über fünf Jahrzehnte haben Eigentümerin Anni Loh, Geschäftsführer Alois Berger und ihr Team mit viel Leidenschaft und dem richtigen unternehmerischen Gespür die Erfolgsgeschichte des "Malerwinkel" geschrieben. Unter den interessierten Investoren erhielt nun die VR meine Raiffeisenbank mit Sitz in Altötting den Zuschlag für das am Nordufer des Chiemsees zwischen Gollenshausen und Seebruck liegende Haus. Vor allem deshalb, weil sie dem Wunsch der bisherigen Eigentümerin entspricht und Gastronomie und Hotel weiterbetreiben und das Haus auch für eigene Veranstaltungen nutzen will.

"Wir sind den Menschen in unserer Heimat verbunden und wollen mit dem Erwerb des Traditionshauses ,Malerwinkel‘ unseren Mitgliedern und Kunden sowie Gästen der Urlaubsregion Chiemsee aber vor allem unseren nachfolgenden Generationen den Zugang zu einem solch außergewöhnlichen Ort bewahren". So wird Wolfgang Altmüller, Vorsitzender des Vorstands der VR meine Raiffeisenbank, in der Pressemitteilung über die Beweggründe der Bank zitiert.

Von einem "Juwel am Chiemsee" spricht der pensionierte, aus dem Landkreis Altötting stammende Zahnarzt Dr. Dr. Joseph Kastenbauer, der mit seiner Familie seit Jahrzehnten in unmittelbarer Nachbarschaft des Traditionshauses lebt und dessen Entwicklung er vom "kleinen Häusl zu einem der renommiertesten Häuser im gesamten Chiemgau" sozusagen aus nächster Nähe erleben konnte. Großen Respekt zollt er der Leistung Anni Lohs, die noch als Angestellte des Hotels "Post" in Seebruck das 1938 erbaute Anwesen Ende der 1960er Jahre von einem Trostberger Rechtsanwalt gekauft und es zu einem blühenden Betrieb und Ausflugsziel inmitten einer malerischen Kulisse ausgebaut hatte. "In 45 Jahren konnte ich bei meinen Laufrunden am Chiemseeufer das Anwesen baulich wachsen sehen", sagt er. Aber auch als langjähriger Honorarkonsul konnte er mit seinen Gästen aus der ganzen Welt immer wieder das hohe Niveau der Küche und den freundlichen Service im nachbarlichen "Malerwinkel" genießen.

Dass das Objekt auf dem 1,2 Hektar großen Areal, für das sich vor Jahren schon eine Reihe von privaten Käufern interessiert hatte, auch künftig öffentlich zugänglich bleiben wird, freut auch die Altöttinger Chiemsee-Anhängerin Gisela Bartlsperger. "Wenn das Haus schon verkauft werden musste, so bin ich doch sehr froh, dass es die Bank erworben hat, weil es da der Allgemeinheit erhalten bleibt", ist sie überzeugt. Für sie ist der "Malerwinkel" der schönste Platz am ganzen Chiemsee. Seit Jahrzehnten ist er Ausflugsziel ihrer Familie, ihrer Verwandten und Freunde. Überrascht und eher skeptisch gegenüber dem Erwerb des "Malerwinkels" durch eine Bank ist die Journalistin und ehrenamtliche Leiterin des "Exterhauses" in Übersee, Monika Kretzmer-Diepold. Das von ihr geleitete Museum stellt Werke berühmter Chiemseemaler und heuer anlässlich des 40-jährigen Bestehens Werke des Namensgebers Julius Exter aus. "Der Malerwinkel als Malstandort mit Blick auf See und Chiemgauer Voralpen war", so die Leiterin des Museums, "besonders beliebt im 18./19. Jahrhundert. Im 20. Jahrhundert ist der Malerwinkel wie andere frühere bekannte Malerstandorte außer Mode geraten." Zum aktuellen Erwerb durch die Bank meint Kretzmer-Diepold: "Dass die gastronomische Tradition fortgesetzt wird, ist ja nicht schlecht. Doch frage ich mich: Was will ausgerechnet eine Bank mit einer Gaststätte, einem Hotel? Will sie als Eigentümer konkurrieren mit der lokalen Gastronomie? Die Beweggründe sind mir nicht klar: Geht es um Geldanlage, Gewinn- oder Verlusterzielung? Für mich bleiben viele offene Fragen." Einen Verdacht habe sie aber: "Eines der landschaftlich reizvollsten Fleckerl, das Generationen von Künstlern als Malstandort berühmter Chiemsee-Bilder diente, soll in Zeiten fehlender Zinserträge optimal vermarktet werden. Dass eine Bank nur gehobene Gastronomie im Sinn hat – das glaube ich nicht."

Die bisherige Eigentümerin Anni Loh ist, so heißt es in der Pressemitteilung der Bank, "glücklich, Herrn Altmüller, seine Vorstandskollegen und den Aufsichtsrat kennengelernt zu haben". Sie freue sich ungemein, "dass das Traditionshaus weitergeführt wird und ihr Lebenswerk weiterlebt", wird sie zitiert.

− mv