Märchenhafter Pistenspaß in Galtür

25.01.2019 | Stand 25.10.2023, 11:02 Uhr

Seit fast 40 Jahren ist Christoph Pfeifer als Skilehrer in Galtür unterwegs. Für ein Späßchen ist der sympathische Tiroler immer zu haben. −Fotos: Schön

Ob Zwergerlwelt, Abenteuerland oder Actionpark: Der Silvapark mit seinen sechs Sektoren im österreichischen Galtür ist das perfekte Skigebiet für Familien.

Steinbock "Hemmsi" hat keine leichte Aufgabe. Wie sehr sich die hölzerne Figur am Eingang des Jägerpfads auch bemüht, den kleinen Skifahrern etwas über sich und sein Leben in den Alpen zu erzählen – die jungen Kurvenflitzer haben es eilig. Zu verlockend ist der tief verschneite Hang, bei dem nur noch die Spitzen der Latschen aus der Schneedecke herausragen. Ein paar kräftige Schübe mit den Stöcken, und schon beginnt die rasante Fahrt auf der kurvigen Strecke. Auf dem Weg hinunter begegnen die Kleinen noch weiteren Tieren des Waldes wie Reh oder Adler.

Der Jägerpfad ist nur ein kleiner Teil dessen, was den Wintersportort im hinteren Teil des Paznaun, im Westen Tirols, auf 1584 Meter gelegen, so einzigartig macht. Seine sechs Sektoren lassen den Berg auf individuelle Weise erlebbar werden und bieten optimale Bedingungen zum Skifahren, Snowboarden, Freeriden und Langlaufen. Zehn Liftanlagen verbinden die 43 Pistenkilometer miteinander.

In der "Zwergerlwelt" lernen die Kleinen ihre ersten Schwünge. Los geht es bereits ab etwa drei Jahren. "Für die ganz Kleinen bieten wir spezielle Kurse an", erzählt Skilehrer Christoph Pfeifer. In "Siggis Bambiniland" machen sie ihre ersten Erfahrungen mit Ski und Schnee. Es befindet sich an der Talstation und verfügt über drei Förderbänder, Zauberteppich und Karussell. Dort findet sich auch ein Kindergarten, wo Mädchen und Buben schon ab 18 Monaten betreut werden.

Überholspur für Kinder an der LiftstationWie schnell die Kinder den richtigen Dreh heraushaben, weiß Christoph Pfeifer nur allzu gut. Seit fast 40 Jahren bringt der sympathische Galtürer den Urlaubern das Skifahren bei. "Nach zwei bis drei Tagen am Übungshang geht es mit der Alpkogelbahn hinauf in das eigentliche Skigebiet", erzählt der 54-Jährige. Dass Galtür sich ganz auf Familien eingestellt hat, merkt man bereits beim Anstellen am Lift: Es gibt eine extra Überholspur für Kinder, damit keine wertvolle Zeit für den Pistenspaß verloren geht. Noch einen besonderen Service genießen die Kleinsten, die im Skikurs unterwegs sind. Das Liftpersonal sammelt ihre Skier ein und transportiert sie in Tonnen den Berg hinauf. Kaum aus der Kabine ausgestiegen, gibt es die Bretter zurück.

Von der Bergstation aus geht es in den zweiten Sektor, in das "Abenteuerland". Dort finden sich unter anderem die Cross-Strecke samt Hindernisparcours und Steilkurven sowie die Verkehrsstrecke, wo Schilder und Ampeln den Kindern den richtigen Weg zeigen. Besonders beliebt ist der Märchenwald. Mit Karacho schießen die Kinder abseits der Piste durch den verschneiten Wald. Natürlich dürfen sich auch die Großen versuchen. Doch Vorsicht: "Rechtzeitig bremsen", rät Christoph Pfeifer den Erwachsenen. Und wie recht er hat. Die engen Kurven haben es in sich. Hier sind die Kinder mit ihren kurzen Skiern eindeutig im Vorteil. Aber was wäre ein echtes Märchen ohne eine Hexe. Diese wartet auf die kleinen Skifahrer in einer Hütte inmitten der Piste. Es braucht schon eine Portion Mut, sich durch den schwarzen Vorhang zu trauen. Denn im Häuschen werden die Skifahrer von schrecklichem Gelächter empfangen. Es stammt von einer lebensgroßen Hexe, die in der Ecke steht und in einem großen Topf unter loderndem Feuer einen ekligen Trank braut.

Wer Jumps und Rails liebt, der ist im "Actionpark" gut aufgehoben. Der dritte Sektor ist speziell für Jugendliche und sportliche Erwachsene konzipiert. Neben einer Buckelpiste findet sich dort auch die "Yippy Yeah Strecke". An einem langen Seil reihen sich große Flaschen aneinander, die an Boxsäcke erinnern. Es macht viel Spaß, die hin und her schwingenden Hindernisse zu umkurven. Zum Glück sind diese weich gepolstert, wodurch man bei einem Treffer nicht aus der Spur kommt. Im "Pistenparadies", dem eigentlichen Skigebiet, kommen Anfänger wie auch Profis auf ihre Kosten. Die Abfahrten teilen sich auf in sechs Kilometer blaue, 25 Kilometer rote und zwölf Kilometer schwarze Pisten.

Im Sektor "Heldenreich" fühlen sich Freerider wohl. "High & Nordic" widmet sich Nordic-Sportlern und Skitouren-Gehern. Diese bewegen sich auf den Spuren von Ernest Hemingway, der seinen einstigen Galtür-Aufenthalt in der Novelle "Ein Gebirgsidyll" verewigt hat. Gerade dieser Bereich ist stark im Kommen, weiß Tourismus-Chef Andreas Steibl. Viele Urlauber würden nicht nur mehr ausschließlich alpin Skifahren, sondern auch einmal Langlaufen. Hier punkte Galtür mit seinem 73 Kilometer langen Loipennetz. "Wir verfügen über die höchstgelegenen Loipen, die bis April befahrbar sind." Auch bei den Skitouren-Gehern hat sich der Ort bereits einen Namen gemacht. "Ich unternehme in der Saison etwa 40 Touren mit Urlaubern", sagt Christoph Pfeifer, der auch in seiner Freizeit gerne abseits der Pisten unterwegs ist, um die imposante Kulisse der Silvrettagruppe im Süden und der Verwallgruppe im Norden zu genießen.

Lenny Kravitz rockt IschglDas Paznauntal kann aber auch anders: Auf der Fahrt ins beschauliche Galtür kommt man an Ischgl vorbei. Kaum ein Wintersportort steht so für Lifestyle und Après-Ski wie das hippe Ischgl mit seinen 238 Pistenkilometern und einem Nachtleben, das man sonst nur im Sommer auf Ibiza findet. Legendär sind vor allem die "Top of the Mountain Concerts" auf 2320 Metern Höhe. Der absolute Kracher war das Abschlusskonzert der letzten Saison mit Helene Fischer, erzählt Tourismus-Chef Andreas Steibl. Rund 26000 Besucher waren gekommen. Und auch am 30. April diesen Jahres wird wieder ein Weltstar die Idalp-Bühne rocken: Lenny Kravitz.

20 Jahre nach der Lawine So schön die Berge sind – so gefährlich können sie sein. Ein trauriges Beispiel dafür ist Galtür. Heuer jährt sich das Lawinenunglück zum 20. Mal. Es brach am 23.Februar 1999 über das Dorf herein und forderte 31Menschenleben.

"Ich kann mich noch gut an diesen Tag erinnern. Es war gegen 16 Uhr", erzählt Sigmund Wolfart. Der 73-Jährige stand damals in seinem Sportgeschäft, als die Lawine auf einer Breite von rund 400 Metern eine Schneise der Verwüstung in den Ort schlug. 330000 Tonnen Schnee rasten mit einer Geschwindigkeit von 350 km/h auf das Dorf zu. "Es dauerte etwa sieben bis acht Sekunden." Durch die enorme Wucht seien die Häuser förmlich implodiert, erzählt Wolfart.

Damit so etwas nicht wieder passiert, sei enorm viel in den Lawinenschutz investiert worden, sagt der Galtürer. Kernstück ist eine 350 Meter lange und bis zu 19 Meter hohe Mauer, in der 700Tonnen Stahl verarbeitet wurden. Dieser Schutzwall ist aber nur an der dem Berg zugewandten Seite zu sehen. "Daher werden wir von Besuchern oft gefragt, ob wir für den Lawinenschutz nichts gemacht haben", sagt der 73-Jährige. Denn von der Straße aus präsentiert sich der Schutzwall als "Alpinarium". Dabei handelt es sich um ein Erlebnismuseum mit Café und Kletterwand. Dort wird in einem Raum auch der Opfer des Lawinenunglücks gedacht. Es ist ein sehr beklemmendes Gefühl, vor der kahlen Betonwand zu stehen und die Namen der Toten zu lesen. Denn die Lawine begrub auch Familien mit kleinen Kindern unter sich.

INFORMATIONEN

Der österreichische Luftkurort Galtür liegt auf 1584 Metern Höhe im hinteren Teil des Paznauntals im Westen Tirols.

SKIPASS

Die Tageskarte kostet für Erwachsene mit Gästekarte ab 38 Euro. Kinder unter acht Jahren fahren in Begleitung eines Elternteils gratis. Für Jugendliche bis 18 Jahre gilt der Kindertarif (24,50 Euro). Der Familienskipass (zwei Erwachsene und mindestens zwei eigene Kinder) kostet für drei Tage 315 Euro.

ÜBERNACHTEN

Die beiden Vier-Sterne-Hotels Wirlerhof und Almhof befinden sich direkt an der Talstation. Das Vier-Sterne-Hotel Fluchthorn liegt im Zentrum von Galtür. Infos unter: www.huber-hotels.at

www.galtuer.com

www.paznaun-ischgl.com

Redakteur Markus Schön recherchierte auf Einladung des Tourismusverbands Paznaun-Ischgl.