Burghausen/St. Radegund
Lieber selbst sterben als andere zu töten

Für seinen Glauben bezahlte Franz Jägerstätter mit seinem Leben

15.06.2020 | Stand 19.09.2023, 7:05 Uhr

Das Jägerstätter-Haus in St. Radegund, wenige Kilometer von Burghausen entfernt. −Foto: Kleiner

Lieber selbst sterben als andere zu töten – diese Einstellung hat Landwirt Franz Jägerstätter vor 77 Jahren das Leben gekostet und ihm mehr als 60 Jahre später die Seligsprechung beschert. Am Dienstag, 16. Juni, beschäftigt sich Kone Raischl mit dem aus der Burghauser Nachbarschaft stammenden Mann im Rahmen der Offenen Kirche. Los geht es um 18 Uhr in der Konradkirche.

Begonnen hat alles im oberösterreichischen St. Radegund, quasi direkt gegenüber von Nonnreit und nur rund einen Kilometer Luftlinie von Unterhadermark entfernt. Die räumliche Nähe zeigt schon der Ortsname: So wurde Franz Jägerstätter am 20. Mai 1907 im St. Radegunder Ortsteil Hadermark bzw. Hadermarkt geboren. Im Alter von 20 Jahren verdiente er sich seinen Lebensunterhalt kurzzeitig im Landkreis Altötting, auf einem Bauernhof in Teising.

Als unvereinbar mit seinem christlichen Weltbild sah Jägerstätter von Anfang an die erstarkende NS-Ideologie. Bei der Volksabstimmung 1938 zur Wiedervereinigung Deutschlands und Österreichs soll er als einziger in St. Radegund mit Nein gestimmt haben. Aktiv machte er im Ort Stimmung gegen die Nazis. 1940 wurden er und andere deswegen erstmals denunziert – damals allerdings noch ohne Folgen, weil der Bürgermeister die Anschuldigungen nicht weiterleitete.

Erstmals ernst wurde es indes noch im selben Jahr. Am 17. Juni wurde er zur Wehrmacht einberufen. In Braunau musste sich der mittlerweile 33-Jährige einfinden und den Fahneneid auf Adolf Hitler abzulegen. Nach einer, der Hilfe des Radegunder Bürgermeisters und der Gemeinde zu verdankenden Rückkehr auf den heimatlichen Hof folgte 1943 die zweite Einberufung. Doch Jägerstätter verweigerte den Kriegsdienst. Statt an der Front landete er im Gefängnis, ließ sich auch vom drohenden Todesurteil nicht von seiner Weigerung abbringen. Am 6. Juli 1943 wurde er wegen Zersetzung der Wehrkraft zum Tode verurteilt, acht Tage später folgte die Hinrichtung – per Fallbeil.

− ckl

Mehr dazu lesen Sie am Dienstag, 16. Juni, im Alt-Neuöttinger/Burghauser Anzeiger.