Haiming
Letzter Wirt wirft Handtuch: "Keine müde Mark mehr verdient"

19.12.2014 | Stand 19.09.2023, 22:04 Uhr

Tod einer Haiminger Institution: Nach 19 Betriebsjahren musste Wirt Peter Botz  das Traditionswirtshaus Kellerwirt zusperren. Er hofft, dass es mit einem neuen Konzept wieder rentabel wird.Foto: Döbber

Im September ist in Haiming eine Ära zu Ende gegangen: 147 Jahre lang war das Gasthaus Kellerwirt ein Ort, an dem nicht nur Schweinsbraten verzehrt und Weißbier konsumiert wurde. Für die Haiminger war die kleine Gaststube gegenüber der Kirche der Mittelpunkt des dörflichen Lebens. Nun ist Schluss:"Ich hatte keine Kraft mehr, weder finanziell noch körperlich", sagt der ehemalige Wirt Peter Botz. Doch noch ist die Traditionsgaststätte nicht ganz abgeschrieben.

Rustikale Holzgarnituren, Blümchenvorhänge an den Fenstern und ein Stammtisch, der von hitzigen Diskussionen und ausgedehnten Schafkopf-Runden zu erzählen weiß – eigentlich ist der Kellerwirt ein Wirtshaus, wie es im Bilderbuch steht.

Trotzdem ging es laut Botz in den letzten Jahren steil bergab mit seinem Betrieb, den der gelernte Bankkaufmann vor 19 Jahren spontan übernommen hatte. "Früher waren schon um 12 Uhr Mittags 15 bis 20 Leute beim Frühschoppen. Heute kommen kaum mehr welche vor dem späten Abend. Die Basis ist einfach weggebrochen."

Besonders schlimm für Botz: das Warten auf Gäste. "Da fällt einem dann schon irgendwann die Decke auf den Kopf", sagt der 61-Jährige. "Und am Ende des Tages muss man sich fragen, ob man nicht umsonst stundenlang in der Stube gestanden ist."

Mit der Kundschaft blieben auch die Einnahmen aus. In den letzten Jahren sei der Umsatz um 14 Prozent eingebrochen. "Ich habe am Ende keine müde Mark mehr verdient." Die Schließung des Kellerwirts sei daher keine Laune des Wirts oder eine Boshaftigkeit gegenüber den Haimingern gewesen, sondern finanzielle Notwendigkeit. "Ich musste einen Schlussstrich ziehen, sonst wäre ich in die Insolvenz gegangen."

− cd

Mehr dazu lesen Sie am Samstag im Burghauser Anzeiger