Bonn/Landshut
"Leberkäsjunkie" - Kommissar Eberhofer kommt wieder in die Kinos

26.07.2019 | Stand 21.09.2023, 6:51 Uhr

−Foto: Constantin Film/ Bernd Schuller/Constantin Film/obs

Seine besten Momente hat der sechste Film um den niederbayerischen Dorfpolizisten Franz Eberhofer, wenn sich das Komische und das Tragische verbünden. Wenn der Humor weh tut und wenn man über das Traurige lachen muss. Wenn der frühe Tod von Eberhofers Mutter auch auf den geburtserschwerenden "Wasserkopf" des ungeliebten Bruders Leopold zurückgeführt wird. Oder wenn der Oma in schönstem Therapeutendeutsch erklärt wird, warum es mit der Beziehung von Eberhofer und seiner Ex-Freundin einfach nicht klappt. Das Leichte und das Schwere liegen dann eng beieinander, überlagern sich oder tauschen den Platz, ohne dem jeweils anderen die Daseinsberechtigung streitig zu machen.

Von solchen Szenen gibt es in "Leberkäsjunkie" eine gute Handvoll. Dazu kommen schöne Drehbuch-Einfälle, die Regisseur Ed Herzog meist mit viel Sinn für Rhythmus und Komik umgesetzt hat. Das bekannte Personal aus Eberhofers Heimatort Niederkaltenkirchen pflegt seine Skurrilitäten und wird von den Stammschauspielern liebevoll interpretiert. Dazu gesellen sich wunderbare Gastauftritte von Eva Mattes und Anica Dobra. Doch als Ganzes überzeugt "Leberkäsjunkie" nicht wirklich, da sich diese Elemente nicht zu einem zwingenden Gesamtwerk fügen; die Aneinanderreihung von witzig-kriminalistischen, oft aber auch nur klamaukigen Szenen wird mehr zur Nummernrevue als zur runden Krimikomödie.

Das übergeordnete Thema des Films lautet Gier. Das Essen spielte ja immer schon eine zentrale Rolle im Panoptikum des leicht lethargischen Dorfpolizisten, was sich schon an den Titeln der Reihe ablesen lässt. Diesmal aber wird es ernst: Der Arzt diagnostiziert bei Eberhofer stark überhöhte Cholesterin-Werte in Folge extremen Leberkässemmel-Konsums und verordnet eine strenge Diät. Deshalb kocht die Oma statt Schweinebraten fortan Brokkoli-Tofu-Eintopf.

Die Gesundheitsdiät geht aber nach hinten los und führt beim uneinsichtigen Eberhofer dazu, dass er sich mit ungesundem Essen regelrecht vollstopft. Damit steht er in dem niederbayrischen Provinznest nahe Landshut keineswegs allein da; die Männerbewegte Esoterikerin Liesl Mooshammer, die bei den Eberhofers eingezogen ist, weil ihr Bauernhof niederbrannte, ist eine ernstzunehmende "Fress-Konkurrentin".

Eine Spur führt zu einem Pärchen aus Landshut

Da in Mooshammers verkohltem Anwesen auch eine weibliche Brandleiche gefunden wurde, muss Eberhofer ermitteln. Das tut er mit gewohnter, von Sebastian Bezzel schlafwandlerisch-treffsicher gespielten Lakonie. Schnell gerät der lokale Fußballgott des FC Rot-Weiß, Buengo, der eine komplizierte Affäre mit der Toten hatte, ins Visier der Ermittlungen. Eine andere Spur führt zu einem gut betuchten homosexuellen Pärchen aus Landshut; einer der beiden Männer war seit Kindheitstagen ein "Seelenverwandter" der Toten.

Da es in den Krimis der Autorin Rita Falk aber mindestens ebenso sehr um die Dorfbewohner mit ihren Eigenheiten und die familiären Scharmützel im Eberhofer-Clan geht, muss der Polizist in "Leberkäsjunkie" auch seinen einjährigen Sohn Paul betreuen, der normalerweise bei der Ex-Freundin Susi lebt. Während Eberhofers bester Freund Rudi Birkenberger "von innen zu leuchten" beginnt, weil er im Gegensatz zu ihm sich an die Diät hält, und während sich Eberhofers Anarcho-Vater in die Mutter der Toten verliebt, kauft die Oma ein Haus im Neubaugebiet, um die Beziehung ihres Sohnes mit Susi doch noch zu retten.

Das ist dann auch so ein komisch-schmerzhafter Moment, wenn Franz angesichts des zu grauer Beton-Monotonie geronnenen Spießertraums instinktiv die Flucht ergreift - ein schöner Seitenhieb auf die Austauschbarkeit der Neubaugebiete am Rande bayerischer Siedlungen. Denn weiter weg als hier kann man vom Rock "n" Roll, Eberhofers Lebensmotto, eigentlich gar nicht sein.

An den ziemlich witzigen fünften Teil "Sauerkrautkoma" können Ed Herzog und sein Drehbuchautor Stefan Betz mit "Leberkäsjunkie" qualitativ trotzdem nicht anschließen, und erst recht nicht an die "Grießnockerlaffäre", den vierten und bislang gelungensten Eberhofer-Film. Aber was nicht ist, kann ja wieder werden: Drei weitere Eberhofer-Romane ständen aktuell noch zur Verfilmung an.

− kna