Osterhofen
Lausbuben sind Volkstänzer von morgen

Neues Tanzmeisterpaar – 10. Osterhofener Kocherlball – Weniger Besuchern als in den Vorjahren

24.07.2022 | Stand 22.09.2023, 0:52 Uhr
Michael Kufner

Zum Auftanz stellten sich auf das neue Tanzmeisterpaar Daniel Kainz (v.r.) und Regina Kasberger, Karlheinz Krompaß vom Köcheverein, Bürgermeisterin Liane Sedlmeier, Landrat Bernd Sibler und Gattin Michaela. −Fotos: Kufner

Vor der Arbeit zum Tanzen statt After-Work-Party: Den Osterhofener Kocherlball muss man feiern, wie man aus dem Bett fällt. Die unbändige bayerische Lebensfreude der Volkstanzfreunde brach sich am Sonntag wieder Bahn auf dem Tanzboden. Kurz nach sechs Uhr eröffnete das neue Tanzmeisterpaar Regina Kasberger und Daniel Kainz beim Auftanz die zehnte Ausgabe des Kocherlballs.

Heuer kamen deutlich weniger Frühaufsteher zum Kocherlball als in den Vorjahren. Der harte Kern der regelmäßigen Besucher, darunter Bürgermeisterin Liane Sedlmeier und Landrat Bernd Sibler mit Gattin Michaela, hatte die Volkstänze wie Landler und Sternpolka auf jeden Fall nicht verlernt.

Zum Jubiläum spielen gleicht zwei Kapellen auf

Für das Kocherlball-Jubiläum hatte sich Ideengeber Karl-Heinz Krompaß heuer zwei Kapellen gewünscht. Und so spielten abwechselnd die "7gscheiten" und "Quetschenblech" auf.

Es ist schon ein liebgewonnenes Ritual: Frühstücken und Tanzen im Osterhofener Stadtpark. Während die Sonne langsam hinter dem Tanzboden emporstieg und ihr Licht durch die Bäume fiel, deckten Familien und Gruppen die Tische. Kerzenleuchter durften der Nostalgie wegen als stilechte Dekoration nicht fehlen.

Auf dem Schoß seiner Mutter sitzend verfolgte der fünf Monate alte Jonas das Treiben. Früh übt sich, wer einmal ein guter Volkstänzer werden will! Der Deggendorfer Bub glänzte in seiner Lederhose auf jeden Fall durch Stilbewusstsein. "Lausbub" stand auf seinen Strümpfen. Vielleicht wirbelt Jonas in ein paar Jahren mit der elf Monate alten Anna über den Tanzboden. Sichtlich entspannt schlief das Mädchen zu Volksmusikklängen in den Armen seiner Mutter und träumte vielleicht schon von einem künftigen Kocherlball.

Nicht nur der Hut soll brennen: auch die Schuhsohlen

Egal ob aus Engolling, Osterhofen oder Langenamming – nach ein paar Tänzen genossen Alt und Jung das Zusammensein unter freiem Himmel bei noch angenehmen Temperaturen. Für die Hitze sorgten die Tänzer selbst: "Es soll nicht nur der Hut brennen, sondern auch die Schuhsohlen!", wünschte sich Karl-Heinz Krompass.

Tanzen macht durstig. Heuer übernahm erstmals Familie Vierthaler den Ausschank. Zahlreiche Helfer und die Mitglieder des Köchevereins Bayerwald hatten einen arbeitsreichen Tag und eine arbeitsreiche Nacht hinter sich. "Hammer and Dance", wenn man so will. Erst den Tanzboden aufbauen, dann in die Backstube der Konditorei Einhellig und die Speisen vorbereiten. Begehrt waren wieder die schmalzgebackenen "Dotschenzöpfe". Christa Krompaß, Wolfgang Seibold und Peter Stolzenberger wuzelten aus Germteig lange Stränge, die zu Zöpfen geflochten und wie Krapfen aus dem Schmalz herausgebacken wurden.

Als "Dotschen" bezeichnete das Münchner Bürgertum früher abwertend seine Dienstboten. Anders als bei den After-Work-Partys der Moderne trafen sich die Hausangestellten am frühen Sonntagmorgen beim Chinesischen Turm in München zum Tanzen, also vor der Arbeit, wenn die Herrschaften noch schliefen. Wer früher aufsteht, hat mehr vom Tag – und vom Kocherlball.