Zwiesel
Landkreis verleiht Kulturpreise

Ehrung für Musiker, Filmemacher und Sprachwissenschaftler

22.07.2022 | Stand 22.07.2022, 11:58 Uhr

Landrätin Rita Röhrl (r.) und die Vertreter aus den Heimatgemeinden der Preisträger gratulierten den Kultur-Preisträgern (v.li.): "CocaKoda" vom "Fichtenkartell", Sebastian Stern, Teisnachs Bürgermeister Daniel Graßl, Andreas Schmid, Zwiesels Kulturbeauftragte Dr. Elisabeth Zettner, Dr. Nicole Eller-Wildfeuer, Kirchdorfs Bürgermeister Alois Wildfeuer und Dr. Alfred Wildfeuer. −F.: Heiko Langer LKR

"Wir holen heute eine Preisverleihung nach", sagte Landrätin Rita Röhrl bei der Begrüßung der Gäste der Kulturpreisverleihung in der Realschule Zwiesel. "Denn im Sommer 2022 wird der Kulturpreis 2021 verliehen", so die Landrätin weiter. Corona habe eine Preisübergabe im vergangenen Jahr verhindert, doch nun war es soweit: Der Kulturpreis und der Sonderpreis der Landrätin konnte an die Preisträger überreicht werden.

Der erste Ausgezeichnete war Andreas Schmid aus Zwiesel. "Es ist mir eine Freude, Dir den Nachwuchspreis zu übereichen", betonte Röhrl und berichtete von den zahlreichen Erfolgen des jungen Musikers. "Andreas Schmid ist mit Musik im Herzen auf die Welt gekommen", ist sich Laudatorin Röhrl sicher. "Umsichtig gefördert vom Elternhaus, in der Musikschule Zwiesel und von diversen Referenten, Dozenten und Vorbildern avancierte er schnell zu einem gerne gehörten Interpreten in der Heimat und weit darüber hinaus."

Die Landrätin berichtete davon, dass Schmid, der seit Oktober 2019 an der Hochschule für Musik und Theater München im Bachelorstudiengang Volksmusik mit Hauptfach Steirische Harmonika studiert, sein Wissen auch an Nachwuchsmusiker weitergibt.

Andreas Schmid bedankte sich in seiner kurzen Ansprache bei seinen Förderern und Unterstützern, ganz besonders aber bei seinen Eltern, die ihm seinen Weg ermöglicht haben. "Für mich ist die Auszeichnung eine besondere Ehre", versicherte Schmid. Er umrahmte die Feierlichkeiten auch musikalisch und zeigte dabei, dass auf der Harmonika nicht nur Volksmusik gespielt werden kann.
Die zweite Auszeichnung ging an Sebastian Stern aus Teisnach. Als ehemalige Teisnacher Bürgermeisterin freue sie sich, dass sich "der Sebastian immer noch als Teisnacher sieht", sagte Röhrl und berichtete vom Werdegang des Preisträgers: "Er entwickelte bereits als Schüler den Wunsch, Filmemacher zu werden und sammelte erste praktische Erfahrungen durch Praktika bei Kino- und Fernsehproduktionen. Nach dem

"Es gibt nichts Schöneres als Dialekt"

Regiestudium an der Hochschule für Fernsehen und Film in München hat Stern mit Filmen wie ‘Die Hummel’ und ‘Der Hund begraben’ das Publikum begeistert. Er führte zudem auch Regie bei zwei Folgen der beliebten ‘Zimmer mit Stall’-Reihe in der ARD".

Stern bedankte sich für die Auszeichnung und berichtete, dass er immer wieder gern nach Hause in den Bayerischen Wald kommt. Eine besondere Erfahrung seien die Dreharbeiten zu seiner Episode im "The Love Europe Project" gewesen, denn hier habe er in der Heimat arbeiten dürfen. "Einen Film da zu drehen, wo man seine Heimat hat, das ist etwas ganz Besonderes", betont der Regisseur in seinen Dankesworten.

Groß war die Freude auch bei dem ersten Ehepaar, das den Kulturpreis bekam. Mit Dr. Nicole Eller-Wildfeuer und Prof. Dr. Alfred Wildfeuer wurden zwei Sprachwissenschaftler aus Kirchdorf im Wald ausgezeichnet. "Es gibt nichts schöneres als den Dialekt", stellte Landrätin Röhrl in ihrer Laudatio fest. Zudem sei die Sprache das einzige, was Menschen wirklich unterscheidet. "In unserer Region gibt es 21 verschiedene Mundartgebiete", berichtete die Landrätin aus den Ergebnissen der Forschungen des Ehepaares Wildfeuer. "Dank Ihrer Expertise und mit Ihren Publikationen tragen Sie nachhaltig dazu bei, dass wir uns wegen unserer schönen Waidlersprach auch eantadhoi da Doana, südwestlich der Donau, nicht verstecken oder gar schämen brauchen, sondern, dass wir mit erhobenem Haupt und viel Selbstbewusstsein auf unsere regionale Identität stolz sein können", so Röhrl weiter. In Anerkennung ihrer Verdienste um die Erforschung und den Erhalt des Dialekts im bayerisch-böhmischen Grenzgebirge ging der Kulturpreis an das Ehepaar Wildfeuer.

"Dialekt kommt aus dem Herzen", sagte Dr. Eller-Wildfeuer und ermunterte die Anwesenden, ihren Dialekt nicht zu verstecken, sondern ihn stolz nach außen kund zu tun. Zudem habe man viele Vorteile, wenn man einen Dialekt spreche, denn dies sei vergleichbar mit dem Beherrschen einer zweiten Sprache.

Auch Prof. Dr. Wildfeuer stieß ins selbe Horn, er erklärte aber auch, wie er zu dem Forschungsgebiet kam. Als er ein Grundschüler war, war Dialektsprechen in der Schule unerwünscht. Es gab es sogar einen geschriebenen Merksatz im Klassenzimmer: "Nur Hochdeutsch sprechen". Dies

Ein Sound als Lebensgefühl

habe er schon damals nicht verstanden und heute wisse er, dass ein Dialekt eine Bereicherung ist. "Man ist viel reicher, was den Wortschatz angeht", betont der Wissenschaftler.
"Ich muss zugeben, dass Rap nicht unbedingt mein Musikgenre ist", sagte Landrätin Rita Röhrl mit Blick auf die Preisträger des Preises der Landrätin und ergänzte, dass die Zielgruppe dieser Künstler eine andere ist. Das Rap-Duo "Fichtenkartell" aus dem Zwieseler Winkel ist für viele Jugendliche bereits zu einer Größe im Rapgenre geworden. "Sie drücken mit ihrem Sound das Lebensgefühl Niederbayerns, übrigens auch im Dialekt, aus", so Röhrl weiter. Mehr als 150000 Mal ist ihr Lied "Woid Oida" auf der Internetplattform Youtube angesehen worden, dies sei ein Riesenerfolg. Auch die anderen Lieder erfreuen sich großer Beliebtheit.

Nachdem der Texter und Sänger "Krampus" an der Veranstaltung nicht teilnehmen konnte, überreichte Röhrl den Preis an den Musiker "CocaKoda". Wie beim Fichtenkartell bisher üblich, wurde auch bei der Preisverleihung die Identität der Rapper nicht verraten.

In seiner Dankesansprache fasste sich "CocaKoda" kurz: Er sei nicht der Texter und daher nicht der Mann der großen Worte, aber es sei dem Duo eine große Ehre, mit dieser Auszeichnung bedacht worden zu sein.

Die Preisträger erhielten neben dem Preisgeld auch eine Urkunde und eine Erinnerungsgabe. "Diese wurde heuer von Iris Haschek von der Glasfachschule Zwiesel gestaltet", berichtete Röhrl. Roland Pongratz, der Kulturbeauftragte des Landkreises, erklärte die Darstellung: "Der Heimatbezug vereint die Preisträger in ihrem Tun, daher transportiert die Erinnerungsgabe ein Stück Heimat, bestehend aus massivem Glas mit einem Innenleben, das durch den Farbverlauf von waldgrün zu himmelblau unsere Region in abstrakter Form symbolisiert".

Nach der Preisverleihung gab es noch eine kleine Feierstunde mit Getränken und Häppchen in der Schulaula. Dabei hatten auch die anwesenden Bürgermeister die Gelegenheit, ihren Künstlern zu gratulieren.

− lra