Dramaturgin wird zur Autorin
Landestheater spielt Christmaspanto "Dick Whittington"

09.12.2021 | Stand 25.10.2023, 10:55 Uhr

Geschlechtertausch trägt zum Witz der Panto bei: Generalmusikdirektor Basil H. E. Coleman (r.) schlüpft in die Rolle einer Köchin; weiter spielen mit: (v.l.) Miroslav Stričevi und Daniel Preis. −Fotos: Peter Litvai

Es ist ihre erste Produktion für die große Bühne, und sie führt noch dazu Regie: Die Musikdramaturgin des Landestheaters Niederbayern, Swantje Schmidt-Bundschuh, hat die Weihnachtsgeschichte "Dick Whittington" geschrieben. Am Samstag kommenden Samstag ist Uraufführung.

Schreiben ist für die 38-jährige Lübeckerin, die seit 11 Jahren am Landestheater Niederbayern arbeitet, täglich Brot: Pressetexte, Programmaufsätze und vieles mehr. So hat sie zum Beispiel schon für die Christmas Pantomime "Der verschwundene Spitzbub" in der Redoute den Text verfasst, ebenso für das Lortzing-Pasticcio.

Das Theaterformat der Christmas Panto hat der britische Generalmusikdirektor Basil H. E. Coleman von der Insel "importiert". Seitdem hat dieses Theatergenre aus dem 17. Jahrhundert, eine Mixtur aus Komödie, Märchen und Musical, am Landestheater Kultstatus. Und Swantje Schmidt-Bundschuh hat so richtig Spaß daran. "Ich mache das wahnsinnig gern; das ist etwas Kreatives und Eigenes." Sie hat viel recherchiert und festgestellt: "Zu dieser Person gibt es verschiedene Geschichten. Waisenjunge Dick kommt ohne einen Penny in der Tasche nach London und will sein Glück suchen. Sein einziger Freund ist eine Katze, die wiederum einen großen Feind hat, King Rat, eine Ratte, die Katzenhasser ist. Unter anderem gibt es da u. a. noch eine Fee und eine Köchin. Das sind die Standards. Außerdem ist viel typisch britischer Humor in der Geschichte. Die Rollenprofile können in einer Panto nach Belieben verteilt werden, es ist ein Spiel mit dem Geschlechtertausch. So wird die Titelfigur z. B. von einer Frau gesungen, die Fee von einem Mann; die Katze ist eine Tänzerin."

Wichtiger Teil jeder Panto ist die Musik. Da ist die Musikdramaturgin, die Theater, Musik und Literatur in Bayreuth und Wien studiert und dort bereits Parodien auf den "Fliegenden Holländer" und "Rigoletto" geschrieben hat, in ihrem ureigensten Element. Nach welchen Kriterien wählt man die Musik aus? "Ja, das ist die eigentliche Kunst zum Plot die passende Musik zu finden", sagt sie. Zuerst hat sie die Nummern gesucht und dann die Handlung aufgebaut. Heuer ist die Devise: Klassisches und Englisches, um eine Brücke zu bauen. 13 Arien werden erklingen, darunter z. B. "Hat man nicht auch Gold beineben" aus "Fidelio", "Ach, ich habe sie verloren" aus "Orpheus und Eurydike" und "Liebe, du Himmel auf Erden" aus "Paganini".

Die Panto läuft 70 Minuten und ist geeignet für Kinder ab sechs Jahren. "Nach oben gibt es keine Altersbegrenzung; es ist eine Weihnachtsgeschichte für die ganze Familie ", sagt die Dramaturgin, die auch für ihre schicke Bekleidung bekannt ist. Sie fühlt sich in ihrem schönen Arbeitszimmer mit Blick zum Inn pudelwohl und privilegiert. In Niederbayern ist sie längst angekommen, "auch wenn ich im Herzen eine Norddeutsche bleibe". Auf ihre nächste Aufgabe freut sich Swantje Schmidt-Bundschuh: Zusammen mit Intendant Stefan Tilch übersetzt sie gerade das Musical "Me And My Girl". Literarisches Schreiben – das ist für sie etwas ganz Neues und Eigenes – "etwas, das man weiterverfolgen kann".

Edith Rabenstein

•Es spielt die Niederbayerische Philharmonie unter Leitung von Basil H. E. Coleman.

•Es singen Sabine Noack, Miroslav Stričevi, Henrike Henoch, Daniel Preis, Peter Tilch, Heeyun Choi, Basil H. E. Coleman

•Es tanzt: Sunny Prasch

•Termine: 11., 12., 189., 26. Dezember; wegen der Platzbeschränkung empfiehlt es sich, im Vorfeld an der Theaterkasse nachzufragen: : 0851/9291913.