Corona-Inzidenz über 300
Kreis Passau erlässt nächtliche Ausgangssbeschränkung

Landkreis erlässt Allgemeinverfügung – Ausgangsbeschränkung von 20 bis 6 Uhr

01.12.2020 | Stand 25.10.2023, 10:51 Uhr

Die Inzidenz im Landkreis Passau liegt weiterhin über 300. Das Landratsamt hat zu den bayernweit gültigen Corona-Regeln eine Allgemeinverfügung erlassen, die unter anderem eine nächtliche Ausgangsbeschränkung beinhaltet. Zwischen 20 und 6 Uhr darf man nur mit triftigem Grund nach draußen. −Foto: dpa

Der Landkreis Passau hat in einer Allgemeinverfügung strenge Corona-Regeln erlassen. So gilt zum Beispiel ab Mittwoch eine nächtliche Ausgangsbeschränkung von 20 bis 6 Uhr früh.



Die 7-Tage-Inzidenz liegt weiter über 300. "Es geht uns darum, die Kontaktzahlen zu reduzieren", begründete Landrat Raimund Kneidinger diesen Schritt in der Ausschusssitzung des Zweckverbands Passau Card am Dienstag Mittag. Hintergrund: Die Corona-Infektionszahlen im Landkreis und die Sieben-Tages-Inzidenz bewegen sich auf hohem Niveau. Im bundesweiten Vergleich liegt das Passauer Land mit einem Wert von über 300 seit Tagen unter den zehn deutschen Landkreisen und kreisfreien Städten mit der höchsten Inzidenz, am Dienstag auf "Platz 7".

Schrittweise treten in der ersten Dezember-Woche nun weitreichende Einschränkungen in Kraft. "Weil wir im Landkreis Passau seit Tagen über einem Inzidenzwert von 300 liegen, gibt es zusätzliche Regelungen auf Landkreisebene", so Kneidinger (siehe Auflistung unten). Ab 2. Dezember gilt im Landkreis eine nächtliche Ausgangsbeschränkung. "Das Verlassen der eigenen Wohnung ist dann in der Zeit von 20 bis 6 Uhr nur noch bei Vorliegen triftiger Gründe erlaubt", erläutert der Landrat. Man habe sich bei der seit Mittwoch, 0 Uhr, geltenden Allgemeinverfügung an dem Vorgeschlagenen orientiert, diese auch mit der Stadt Passau und niederbayernweit abgestimmt, so der Landrat in der Sitzung.

"Ein bisschen Humanität brauchen wir"

An den Schulen gilt ab sofort für Schüler ab der 7. Klasse Wechselunterricht. Die Entscheidung "warum nicht die Klassen 1. bis 6.?", begründete der Landrat mit dem in dieser Altersstufe nötigen Betreuungsbedarf. "Diese Schüler kann man noch nicht alleine zu Hause lassen". Bei älteren Schülern ginge dies seiner Ansicht nach durchaus.

Verschärft werden auch erneut die Zugangsbeschränkungen zu den Heimen. "Wir wollten nicht komplett einschränken", erklärte der Landrat hierzu. Denn "ein bisschen Humanität brauchen wir" angesichts der nun schon acht Monate andauernden Einschränkungen für die Menschen in Senioren- und Pflegeeinrichtungen. Hier sollen Schnelltests für Besucher weiterhin eingeschränkten Kontakt zu den Bewohnern ermöglichen. "Wir stemmen uns mit aller Kraft gegen die Pandemie", so der Landrat in einer Mitteilung. "Unsere Verantwortung, schützend einzugreifen, nehmen wir sehr ernst." Schließlich gehe es um den Schutz von Gesundheit und Leben der Corona-Risikopatienten.

Bundeswehr hilft bei Kontaktverfolgung

"Wenn wir jetzt nicht handeln, überfordern wir unsere Krankenhäuser und die Intensivstationen, die sich jetzt schon auf die Kapazitätsgrenze zu bewegen" – es gebe neben Corona auch noch andere Krankheiten und behandlungsbedürftige Patienten. Und: "Wir müssen eine bessere Nachverfolgung gewährleisten", machte der Landrat in der Sitzung auf die Dringlichkeit der nun geltenden Einschränkungen aufmerksam. Dazu habe man auch Kräfte der Bundeswehr angefordert, die bei der Kontaktverfolgung helfen sollen. Auch die Führungsgruppe Katastrophenschutz wurde hausintern aktiviert, um die Mitarbeiter im Gesundheitsamt bei der Kontaktverfolgung von Infektionsketten zu unterstützen. Auch im Landratsamt suche man nach Personal zu deren Unterstützung. Die Bürgermeister der Landkreis-Gemeinden rief Kneidinger dazu auf, möglicherweise Verwaltungsangestellte abzustellen, die bei der Kontaktverfolgung mithelfen können, was allerdings noch nicht "ganz spruchreif" sei. "Wir müssen alles tun, damit wir die Zahlen runterbringen". Sein Appell: "Wir müssen zusammenrücken".

Schwierig sei die Situation auch in den Asylbewerberheimen, da in acht Heimen im Landkreis Corona-Fälle aufgetreten sind. Der Ausbruch am Schlachthof in Vilshofen, wo bislang 100 positiv Getestete registriert sind, mache ihm zudem Sorgen.

600 Schüler an Grund- und Mittelschulen sind in Quarantäne

Über 600 Schüler an den Grund- und Mittelschulen des Landkreises seien derzeit in Quarantäne, wobei sich bei den dortigen Reihentestungen gezeigt habe, "dass die Hygienekonzepte an den Schulen funktionieren", da hier derzeit 36 Corona-Fälle verzeichnet werden. "An den Schulen funktioniert das sehr gut", begründete der Landrat weiter die Entscheidung, Wechselunterricht erst für die Schüler ab der 7. Klasse anzuordnen.

Sorge mache allerdings die diffuse Lage, was die weiteren Corona-Fälle betreffe. "Wir müssen alles tun, um die Kontakte zu minimieren". Er wolle keine Angst und keine Panik verbreiten, sondern um Verständnis für die nun angeordneten Maßnahmen werben, um "das möglichst schnell in den Griff zu bekommen".

Hoffnung auf Besserung der Situation erwartet sich auch Kneidinger durch Impfungen – "auf freiwilliger Basis", wie er ausdrücklich betonte. Hier wolle man im Landkreis neben einer Impfstation zusätzlich mit mobilen Strukturen arbeiten. Die Idee: eine Art Mammomobil, das durch den Landkreis touren soll und flächig unterwegs sein soll.

"Im derzeit stark von Corona betroffenen Niederbayern gehen wir mit unseren Maßnahmen nahezu im Gleichschritt vor", so Kneidinger in der Mitteilung des Landratsamtes. "Im Kreise der niederbayerischen Landräte haben wir uns hier abgestimmt und es war uns wichtig, gemeinsam zu handeln. Denn Corona macht nicht an unseren Landkreisgrenzen halt."

"Nur gemeinsam haben wir eine Chance gegen Corona"

Der Landrat bittet "alle Bürger, sich an die Beschränkungen zu halten. Wir müssen jetzt zusammenhelfen und durchhalten. Nur gemeinsam haben wir eine Chance gegen Corona", so Kneidinger.
"Die Lage ist sehr ernst. Bitten helfen Sie alle durch Ihr verantwortungsbewusstes Handeln mit, dass wir gut durch diesen Winter kommen!", richtet Landrat Raimund Kneidinger seinen eindringlichen Appell an die Bevölkerung.

− rot



DAS GILT IM LANDKREIS PASSAU

ALLGEMEIN IN BAYERN
Am 1. Dezember sind die Regelungen der neunten Bayerischen Infektionsschutzmaßnahmenverordnung in Kraft getreten. Damit wurden die bisherigen Beschränkungen verlängert und ergänzt.
•Neu sind verschärfte Kontaktbeschränkungen im privaten und öffentlichen Raum (eigener Hausstand und ein weiterer Hausstand, jedoch maximal fünf Personen),
•eine erweiterte Maskenpflicht unter anderem auf Parkplätzen und Flächen vor Groß- und Einzelhandelsgeschäften
•die Schließung von Bibliotheken und Archiven und
•eine erweiterte flächenabhängige Kunden-Beschränkung im Groß- und Einzelhandel.

AB INZIDENZ 200
•Außerdem gilt in Regionen mit einem Inzidenzwert von über 200 und damit aktuell auch für den Landkreis Passau ein Wechselunterricht ab der achten Klasse (außer Abschlussklassen),
Musik- und Fahrschulen müssen den Präsenzunterricht einstellen,
•Märkte zum Warenverkauf und Wochenmärkte werden geschlossen (ausgenommen Lebensmittelverkauf).

AB INZIDENZ 300
•Ab Mittwoch, 2. Dezember gilt im Landkreis Passau eine nächtliche Ausgangsbeschränkung von 20 bis 6 Uhr. Die Wohnung darf nur noch bei Vorliegen triftiger Gründe verlassen werden wie die Verrichtung beruflicher Tätigkeiten, Sport und Bewegung an der frischen Luft oder die Inanspruchnahme ärztlicher oder medizinischer Leistungen.
•Alle Schulen gehen bereits ab der 7. Klasse in den Wechselunterricht über.
•Zum Schutz der Alten- und Pflegeeinrichtungen gibt es strenge Besuchsregelungen: Betreten nur mit FFP2-Maske und negativem Corona-Schnelltest vor Ort oder aktuellem negativen PCR-Test.
•Die Teilnehmerzahl von Versammlungen nach dem Bayerischen Versammlungsgesetz wird auf maximal zehn und die Dauer von Versammlungen auf maximal 60 Minuten beschränkt.

− red