Plattling
Kräuterwanderung: Wertvolles von Wiesen und Sträuchern

30.09.2021 | Stand 19.09.2023, 23:34 Uhr
Lisa Meier

Viel Wissenswertes zu Kräuter und Beeren erklärte die Kräuterpädagogin Josefine Moser-Würfl (vorne rechts) der Damengruppe um Stadträtin Heidi Koschollek (vorne links), die die Veranstaltung organisiert hatte. −Fotos: Meier

Wie erkenne ich Bärlauch? Und was genau sind Spitzwegerich, Girsch und Weggarbe? Dass der sich schnell ausbreitende Girsch der Feind aller Gärtner ist und sich der Gundermann als wichtigstes heimisches Kraut erweist, erfuhren am Samstag die zwölf Teilnehmerinnen einer Kräuterwanderung durch das Steingries. Organisiert von Freie- Wähler-Stadträtin Heidi Koschollek und geleitet von Kräuterpädagogin Josefine Moser-Würfl wurde die vier Stunden dauernde Veranstaltung für alle Beteiligten ein tolles Erlebnis.

Die Wanderung startete nach einer kurzen Begrüßung von Koschollek an der Sepp-Stadler-Halle und führte die Damen in Richtung Kutscherverein. Schon auf dieser kurzen Strecke gab es für die Gruppe viel zu entdecken und zu ernten. Schwarze Schlehen und rote Hagebutten wurden gezupft und landeten in den Körben, um sie später zu verarbeiten. "Zieh mal den Ast ein Stück nach unten!" Diesen Satz konnte man während der Beeren-Ernte etliche Male hören. Viele hingen weit oben an den Zweigen, voll mit Dornen, die in so manchen Finger piksten. Vor allem der Strauch der Hagebutte ließ die Teilnehmerinnen immer wieder zucken. Da sich die Körbe jedoch rasch füllten, lohnte sich die "Folter".

Die Beeren des Pfaffenhütchens blieben am Strauch, da diese giftig sind, wie die Gruppe erfuhr. Mystik umgibt diesen Spindelstrauch, an dem sich schon Dornröschen im Märchen stach und danach in einen hundertjährigen Schlaf verfiel. "Na, dann werden einige von uns nun auch ein paar Jährchen schlafen", schmunzelten die Damen.
Viel Interessantes erklärte die Kräuterpädagogin zudem über die Verwendung, Verarbeitung und vor allem Wirkung der verschiedenen Früchte, wie etwa die des roten Hartriegels oder der Waldrebe, auch bayerische Liane genannt.

Weiter ging die Wanderung zur Schönstatt-Kapelle. Man begutachtete dort einige hochgewachsene Bäume, wie die Weiden, deren Rinde Schmerz lindernde und Blut verdünnende Salicylsäure enthält. Das Holz des Berg-Ahorn wird verwendet zur Herstellung von Klanginstrumenten, wie dem Cello oder der Panflöte, erzählte Moser-Würfl.

"Da gibt’s jetzt aber schöne Blümchen", schwärmte die Gruppe auf ihrem Spaziergang von der Kapelle in Richtung Isar. Viele bunte Blüten lugten zwischen schon braunen Wiesenpflanzen hervor. Vor allem die farbenprächtige Malve war eine Augenweide. Mit ihrem satten Lila passt die Pflanze perfekt als Dekoration auf jeden Speiseteller.

Anschließend folgte man dem Weg durch das Pielweichser Holz, wo die Damen satte Ernte einbringen konnten. Die Brennnessel war wirklich unangenehm zu pflücken – Abhilfe schafften hier Einweg-Handschuhe. "Wenn ein Kraut gewachsen ist, das sämtliche Beschwerden lindern kann, dann ist das die Brennnessel", erklärte die Kursleiterin. Egal, ob Rheuma, Gicht, typische "Frauenleiden" und vieles mehr – da hilft die Brennnessel! Aufgekocht zu Tee, ist dieses Kraut gut zu sich zu nehmen.

Zudem gedeiht der Girsch, eine Art Spinat, in diesem Waldstück an fast jeder Stelle. Fleißig wurde dieser gezupft, ebenso wie der Gundermann, Kleeblüten und Gänseblümchen auf der Grünfläche neben dem Karl-Weinberger-Stadion. Hier führte der Weg die Teilnehmer wieder zurück zur Sepp-Stadler-Halle.

Dort angekommen, machten sich die Damen ans Sortieren, Waschen und Kleinschneiden ihrer Ernte. Der von Moser-Würfl mitgebrachte Bulgur mit Salatgurke, Tomaten und Frühlingszwiebeln wurde mit den gezupften Kräutern aufgepeppt und mit einer Essig-Öl-Vinaigrette zu einem köstlichen Salat verarbeitet. Neben einem weiteren Gericht, einem Kräuter-Avocado-Aufstrich mit Räucherlachs, gab es noch einen selbst gemachten Kräuter-Almdudler zur Erfrischung. Nach dem "Kochen" rundete das gemeinsame Essen den Nachmittag bei warmen Temperaturen und strahlendem Sonnenschein perfekt ab.

In gemütlicher Runde konnten sich die Teilnehmerinnen über Unkräuter, Blüten, Blätter, Sauerampfer, Wiesenknöterich und Co. noch rege austauschen. Am Ende wurden Gläser mit verschiedenstem Kraut und Beeren befüllt und mit Essig beziehungsweise Korn aufgegossen. So konnten sich die Damen Kräuteressig und Kräuterschnaps aus eigener Herstellung mit nach Hause nehmen, was beides pünktlich zur Weihnachten genießbar sein wird.